Wiedereröffnung in Österreich

Das sind die Aussichten für die Gastronomie

leere Restaurantküche
Die Zeit der leeren Küchen ist zum Glück vorbei, die Probleme für die meisten Gastronomiebetriebe laut RegioPlan leider noch nicht ganz. (© Jacques PALUT – stock.adobe.com)
Seit Inkrafttreten der Ausgangsbeschränkungen Mitte März hat Österreichs Gastronomie einen Umsatzverlust von 3,8 Mrd. Euro erlitten. Davon entfallen etwa 63 Prozent auf die Ausgaben der Touristen.
Freitag, 15.05.2020, 11:34 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Zwei Monate lang hat Österreichs Gastronomie unter dem Shutdown gelitten Das auf Standort- und Investitionsentscheidungen spezialisierte Consulting-Unternehmen RegioPlan hat jetzt die Probleme der Branche in den letzten Wochen und deren Chancen in näherer Zukunft analysiert.

Seit Inkrafttreten der Ausgangsbeschränkungen und der behördlichen Maßnahmen Mitte März hat die Gastronomie in Österreich einen Umsatzverlust von 3,8 Mrd. Euro erlitten. Von diesem Gesamtwert entfallen etwa 63 Prozent auf die Ausgaben der Touristen, wobei die abrupte Beendigung der Wintersaison, aber auch die normalerweise im Mai deutlich ansteigenden Ausgaben der Städte- und Kongresstouristen besonders fehlen.

Große Unterschiede bei Betriebstypen

Wo sich während der Schließung der vorwiegend auf den Tourismus ausgerichteten Gastronomie in den Schiregionen und den städtischen Hot-Spots (z.B. Wien, Salzburg, Innsbruck) praktisch keine Umsatzchancen eröffneten, konnten urbane Gastronomiebetriebe über Take-Away und Lieferservice sowie Fast-Food-Ketten (z.B. Drive-In) oder Eissalons zumindest einen Teil des Umsatzentgangs kompensieren, was aber nur selten über 20 Prozent eines „normalen“ Umsatzes eingebracht hat.

Die sehnlich erwartete Wiedereröffnung der Gastronomiebetriebe bringt laut Studie nur eine vergleichsweise geringe Erleichterung. Der tägliche Umsatzverlust kann österreichweit in den nächsten Wochen mit etwa 52 Mio. Euro/Tag prognostiziert werden (gegenüber etwa 67 Mio. Euro unmittelbar vor der Wiedereröffnung).

Touristen und Veranstaltungen fehlen

In der Gastronomie entfallen „normalerweise“ etwas über 60 Prozent der Umsätze auf Touristen, der Rest auf die Wohn- und Arbeitsbevölkerung im Einzugsgebiet. Ein großer Teil der Touristen kommt aus dem Ausland und es kann nicht erwartet werden, dass sich die Übernachtungen wieder rasch normalisieren werden. Ebenso fehlen die für die Gastronomie so wichtigen Veranstaltungen.

Während die Versorgungsgastronomie, also Fast-Food-Restaurants, die einfaches, schnelles Essen anbieten, durch die organisatorischen Beschränkungen (Maskenpflicht, Abstandspflicht, eingeschränkte Öffnungszeiten) am wenigsten betroffen sein wird und bald wieder auf ein akzeptables Niveau ansteigen kann, wird die Erlebnisgastronomie, also höherwertige Restaurants mit Genussfaktor, schwerer zu tragen haben. Ebenso ist natürlich die Hotelgastronomie massiv betroffen. Und für die – umsatzmäßig nicht zu unterschätzende – Nachtgastronomie gibt es derzeit noch gar keine Hoffnung.

Längerfristige Auswirkungen

Gastronomiebetriebe arbeiten oft mit wenig Eigenkapital und sind daher störungsempfindlich. Ein längerfristiger Umsatzentgang oder gar -ausfall kann rasch eine Insolvenz unvermeidlich machen. Und obwohl die spezifischen Ausgaben der Einwohner und Touristen für die Gastronomie Jahr für Jahr (zumindest bisher) deutlich höher steigen als die Inflationsrate und somit der Gesamtmarkt größer wird, muss laut RegioPlan mit einer massiv steigenden Anzahl an Insolvenzen im Gastronomiebereich gerechnet werden. Am stärksten werden Restaurants und Cafés mit schlechteren bzw. nicht mehr aktuellen Betriebstypen an schlechteren Standorten sein. „Das ist somit eine Fortsetzung des bereits seit Jahren bestehenden Trends – Corona hat dabei allerdings einen beschleunigenden Effekt“, so die Conclusio der Studie.

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