500 Jahre Auerbachs Keller – Der Ursprung von Goethes „Faust“
Im Jahr 1525 hatte Dr. Heinrich Stromer von Auerbach, ein Leipziger Mediziner und Universitätsprofessor, die bahnbrechende Idee, im Keller seines Hauses Wein an Studenten auszuschenken. Damit legte er den Grundstein für eines der ältesten und bekanntesten Gasthäuser Deutschlands.
Heute ist Auerbachs Keller ein lebendiges Wahrzeichen der Stadt und ein kultureller Treffpunkt, dessen Geschichte untrennbar mit der berühmten „Faust“-Dichtung von Johann Wolfgang Goethe verbunden ist.
Goethes „Faust“ wurde durch die Fassmalereien aus dem Jahr 1625 inspiriert, die im Kellergewölbe von Auerbachs Keller die Szene des „Fassritts“ des Dr. Faustus darstellen. Diese ikonischen Darstellungen trugen dazu bei, Auerbachs Keller zu einem weltweit bekannten Ort der Literatur und Kunst zu machen. Das Gasthaus selbst überdauerte zahlreiche historische Epochen – von Kriegen und politischen Umwälzungen bis hin zu den Herausforderungen der Gegenwart.
Große Jubiläumsfeier
Im Rahmen des Jubiläumsjahres feiert Auerbachs Keller am 15. April sein 500-jähriges Bestehen mit einem Gelage wie zu Goethes Zeiten. Exakt um 15:25 Uhr soll der Festakt für 90 geladene Gäste im Fasskeller, dem Herzstück des Lokals, beginnen.
Um 17 Uhr startet das Große Gelage, bei dem es von allem reichlich geben soll: Essen, Trinken, Unterhaltung inklusive riesige Geburtstagstorte, Live-Acts und Lichtshow. 350 Gäste wollen diesen Abend miterleben – die Tickets sind schon seit Wochen ausverkauft.
„Dieses einzigartige Jubiläum feiern und würdigen wir zusammen mit unseren Gästen und allen Mitarbeitern sowie einem Potpourri an Veranstaltungen und Aktivitäten“, betont Kellerwirt René Stoffregen. Er rief Im Jahr 2023 ein Jubiläums-Triennium aus, das drei Jahre lang ein erlebnisreiches Programm für jeden Geschmack bot.
Auerbachs Keller: Mehr als nur ein Gasthaus
In den letzten 500 Jahren hat Auerbachs Keller mehr als 90 Millionen Gäste empfangen und ist bis heute ein lebendiger Ort der Geselligkeit und kulturellen Begegnung. Derzeit beschäftigt das Gasthaus über 100 Mitarbeiter – von Köchen und Veranstaltungsfachleuten bis hin zu den Kellnern.
Neben seiner berühmten historischen Bedeutung hat Auerbachs Keller auch architektonisch viel zu bieten. Das Restaurant ist in mehrere große und kleinere Räume unterteilt. Zu den Highlights gehört das Gewölbe des Großen Kellers, die über 500 Jahre alten Holzbalken und die Fassmalereien, die die Geschichte von Dr. Faustus erzählen.
Die faszinierende Geschichte von Auerbachs Keller lebt nicht nur durch seine Architektur und historischen Artefakte, sondern auch durch lebendige Darstellungen, wie die von Mephisto. Diese markante Figur spielt der freie Schauspieler Hartmut Müller seit 30 Jahren als Teil des Gastrotainments und holt damit das Ambiente der berühmten „Faust“-Szene in die Gegenwart. Mephisto verkörpert in Goethes „Faust I“ den Teufel, jedoch auch den Schalk (V.339), der viel zum Amüsanten und Ironischen beiträgt.
Die Faustszene – der Ursprung des „Faust“-Mythos
Die berühmte Szene in Goethes „Faust“ spielt nach dem Pakt, den Faust mit Mephisto schließt. In „Studierzimmer 2“ des Dr. Faust beschließt der Gelehrte, seine Seele Mephisto zu überlassen, wenn dieser ihm einen Moment wahren Glücks beschert.
Der erste Stopp nach dem Teufelspakt ist der Auerbachs Keller, wo Mephisto den zweifelnden Faust mit den Freuden des Lebens verführen will. Diese Szene ist nicht nur ein literarisches Highlight, sondern hat den Keller zu einem kulturellen Zentrum gemacht, das bis heute als Symbol für die Verbindung von Tradition, Geschichte und Literatur steht.
In der Mädler Passage, am Eingang von Auerbachs Keller, stehen die berühmten Faustskulpturen von Mathieu Molitor, die eine weitere Hommage an die „Faust“-Tragödie darstellen. Diese Kunstwerke sind ein bedeutendes Wahrzeichen und ein beliebtes Fotomotiv für Gäste und Literaturinteressierte.
(Leipzig Region/dpa/SAKL)