20 Jahre blindekuh
Eine Idee, zwei Betriebe und inzwischen 57 Angestellte: 1999 wurde in Zürich ein spezielles Dunkelrestaurant eröffnet das blinden und sehbehinderten Menschen einen Arbeitsplatz geben sollte. Mittlerweile ist auch in Basel ein Betrieb dazugekommen und die Geschäfte laufen gut, trotz der konzeptbedingt hohen Kosten.
Kennengelernt hatten sich die vier sehbehinderten oder blinden Gründer Jürg Spielmann (Pfarrer), Andrea Blaser (Sozialarbeiterin), Thomas Moser (Musiker) und Stefan Zappa (Psychologe) 1998 an der Ausstellung „Dialog im Dunkeln“. Sie riefen die Stiftung blindekuh mit dem Zweck ins Leben, den Dialog zwischen Sehenden und Sehbehinderten zu fördern sowie Arbeitsplätze für Sehbehinderte zu schaffen. Ein Jahr später öffnete das Restaurant blindekuh in Zürich seine Türen. „Der Ansturm auf die blindekuh und das überwältigende mediale Echo überraschten uns Gründerinnen und Gründer. Unser Traum manifestierte sich“, erinnert sich Stefan Zappa, Geschäftsführer der Stiftung.
Umstrittener Name
Ohne Widerstände sei die Gründungsphase indes nicht verlaufen, erinnert sich Andrea Blaser. „Vor allem der Name ‚blindekuh‘ fand gerade in Blindenkreisen nicht nur Zustimmung. Doch wir wollten eine Marke kreieren, was uns auch gelungen ist.“ Geplant war zuerst ein Barbetrieb mit Getränken und Fingerfood. „Erst kurz vor der Eröffnung entschieden wir uns für ein Restaurant mit 40 Sitzplätzen und Konzertflügel“, sagt Thomas Moser.
Weil das neue Konzept auf überwältigende Nachfrage traf und die blindekuh am Anfang teilweise über Monate hinweg ausgebucht war, ging die Rechnung auf. Eindrücklich lesen sich die Statistiken, welche die beiden Betriebe in Zürich und Basel seit ihrer Eröffnung erhoben haben. Im Restaurant blindekuh Zürich sind seit der Gründung 1999 bis heute 510.000 Gäste eingekehrt, in Basel (Eröffnung 2005) sind es bislang 185.000 Gäste. Die Stiftung beschäftigt heute insgesamt 57 Mitarbeiter. 22 von ihnen sind blind oder sehbehindert. Seit der Gründung der blindekuh im Jahr 1999 ist das Konzept inzwischen weltweit kopiert worden. Der Eröffnung in Zürich folgten bald Betriebe in Deutschland, danach auf der ganzen Welt. 2011 nahm der Duden den Begriff „Dunkelrestaurant“ offiziell in den deutschen Wortschatz auf. In einem Dunkelrestaurant essen die Gäste in absoluter Dunkelheit. Serviert wird das Essen meist von Blinden, die mit er Finsternis kein Problem haben. In manchen solcher Restaurants (nicht in den blindekuh-Betrieben) kommen auch Mitarbeiter mit Nachtsichtgeräten zum Einsatz.