„Verzweifelter Hilfeschrei nach Staatshilfen keine Bittstellerei“
Kurz vor dem 6. Mai, an dem Bund und Länder über weitere Corona-Lockerungen auch in der Gastronomie und Hotellerie beraten wollen, appelliert der Dehoga Bayern noch einmal eindringlich an die Politiker: Angela Inselkammer, Präsidentin des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes, fordert dabei ein stufenweises Wiederhochfahren des Gastgewerbes. Betriebe sollten öffnen dürfen, soweit sie definierte Standards zum Infektionsschutz einhalten könnten, und zwar unabhängig von willkürlich gewählten Abgrenzungen wie Betriebsgrößen oder Öffnungszeiten.
Inselkammer: „Ohne Hotellerie und Gastronomie wird unser Leben ärmer, wir sind nicht nur systemrelevant, sondern lebensrelevant.“ Die Lage der gesamten Branche bezeichnete sie dabei erneut als „dramatisch“. Das zeigt auch ein Blick auf die nackten Zahlen: So meldete die Bundesagentur für Arbeit in ihrem Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt April 2020, dass sich allein im Gastgewerbe rund 24.000 mehr Angestellte als im Vergleich zum Vorjahresmonat arbeitslos gemeldet haben – ein Plus von 208 Prozent. Mit knapp 92 Prozent ist das Gastgewerbe außerdem die Branche, die relativ am häufigsten Kurzarbeit für Ihre Beschäftigten angemeldet hat. „Waren im Februar deutschlandweit 173 Mitarbeiter in Kurzarbeit, so wurde im März und April für über eine Million Beschäftigte Kurzarbeit angezeigt“, machte Inselkammer deutlich.
Entscheidungen zu Eröffnungstermin und Rettungsfonds müssen her
Die beschlossene Reduzierung der Mehrwertsteuer, mit der die Politik jüngst auf die langjährige Forderung der Gastronomen und Hoteliers eingegangen ist, betrachtet die Dehoga-Bayern-Präsidentin als akute Finanzhilfe kritisch: Die Senkung auf sieben Prozent sein ein enorm wichtiger Schritt gewesen, für die die Branche dankbar sei, heißt es seitens Inselkammer. Diese Maßnahme werde aber erst zum Tragen kommen, wenn die Betriebe überhaupt wieder Umsätze machen dürften. Bis dahin brauche es dringend einen Fonds mit direkten Finanzhilfen für alle Betriebstypen.
Die Branche erleide nicht aufgrund individueller Fehler Umsatzeinbrüche, sondern die Betriebe seien geschlossen worden, um die Gesundheit der Menschen zu gewährleisten. „Da ist ein verzweifelter Hilfeschrei nach staatlichen Mitteln keine Bittstellerei, sondern die einzige Möglichkeit, eine ganze Branche zu retten“, sagte Inselkammer. Bei der Bund-Länderkonferenz am Mittwoch müssten Entscheidungen zu Eröffnungstermin und Rettungsfonds getroffen werden.
(dpa/lby/KP)