„Nachwuchsausbildung ist eine Investition in die Zukunft“
Das Hotel Anne-Sophie in Künzelsau ist alles andere als klassisch, es ist ein ganz besonderer Ort der Begegnung. Hier arbeiten sowohl Menschen mit als auch ohne Handicap Hand in Hand. Gründerin Carmen Würth war es, die den entscheidenden Anstoß zu diesem Konzept gegeben hat. Gemeinsam mit ihrem Team glaubt sie fest daran, dass jeder Mensch etwas kann, und dass jeder Mensch eine Aufgabe braucht, die er vor allem bewältigen kann.
Im Anne-Sophie geht es daher nicht um das schnellste Erreichen des Ziels, sondern darum, den Weg dorthin überhaupt zu schaffen. Diesen Weg gehen daher alle Beschäftigten gemeinsam, mit so viel Unterstützung wie nötig und mit so wenig Druck wie möglich. Für das besondere Engagement erhielt das Inklusionshotel von der HDV nun einen der Awards als „Exzellenter Ausbildungsbetrieb des Jahres“. HOGAPAGE sprach mit Hoteldirektor Christian Helferich über die Ausbildungsphilosophie in dem Baden-württembergischen Fair Job Hotel.
Herr Helferich, was glauben Sie, welche Aspekte Ihrer Ausbildungspraxis haben vor allem dazu beigetragen, dass Ihr Haus die Auszeichnung „Exzellenter Ausbildungsbetrieb des Jahres 2024“ erhalten hat?
Wir haben sehr gute und erfahrene Ausbilder, die ihr Wissen mit viel Geduld und Empathie weitergeben. Uns allen ist bewusst, dass wir die Zeit, die wir in die Ausbildung unserer Nachwuchskräfte investieren, eine Investition in unsere Zukunft ist. Deshalb legen auch wir großen Wert darauf, den Auszubildenden von Beginn an viel Verantwortung zu übergeben.
Durch unser Inklusionskonzept steht der Mensch bei uns sicherlich noch mehr im Mittelpunkt als in einem „normalen“ Hotel. Der Umgang miteinander ist sehr herzlich und fürsorglich. Bei uns muss man nicht nur gut kochen können, sondern man muss auch Menschen mögen.
Inwieweit berücksichtigen Sie die neuesten HR-Entwicklungen der Branche, aber auch die Ansprüche der Nachwuchskräfte in Ihrem Ausbildungsangebot?
Natürlich spüren auch wir den Fachkräftemangel, dürfen uns aber über zahlreiche Bewerbungen für Ausbildungsberufe freuen. Das ist eine schöne Entwicklung, die uns zeigt, dass die jungen Menschen weiterhin großes Interesse an den vielseitigen Ausbildungsberufen in der Hotellerie und Gastronomie haben.
Die Ansprüche der Nachwuchskräfte verändern sich, das haben sie aber schon immer und das ist auch gut so. Eine Ausbildung in der Hotellerie war vor 20 Jahren noch mit unzählbaren Überstunden, Teilzeitdiensten und einem rauen Ton verbunden. Diese Zeiten sind – zum Glück – vorbei. Die Branche ist menschlicher geworden und die Bezahlung ist fair – und vor allem: Sie ist unglaublich vielseitig.