Kritischer Branchenblick auf Einwegbecher-Studie
Der Bundesverband der Systemgastronomie e.V. (BdS), der Bundesverband der Deutschen Vending-Automatenwirtschaft e.V. (bdv) und PRO-S-Pack – Arbeitsgemeinschaft für Serviceverpackungen e.V. haben gemeinsam eine Stellungnahme zur Studie des Umweltbundesamtes über Einwegbecher im Außer-Haus-Markt veröffentlicht. Darin kritisierten sie unter anderem die Forderung nach Zwangsmaßnahmen, mit denen Verbraucher zu einem umweltfreundlicheren Umgang von Einwegbecher gedrängt würden, anstelle sie zu überzeugen. Beispielsweise hatte sich die Deutsche Umwelthilfe für eine Abgabe von mindestens 20 Cent auf Einwegbecher und 10 Cent auf Einwegdeckel ausgesprochen. Inhalt der kürzlich publizierten Studie sind die Auswirkung von Einwegbechern auf die Umwelt und wie man deren Verbrauch reduzieren kann (wie auf HOGAPAGE zu lesen).
Inzwischen gäbe es bereits einige Varianten an Mehrwegsystemen in Deutschland – mitgebrachte Mehrwegbecher oder regionale Poolsysteme, heißt es in der Stellungnahme. Es sei allerdings nicht der richtige Weg, durch Zwangsmaßnahmen in den Markt einzugreifen, um auch die noch immer ausgegebenen Einwegbecher zu reduzieren. Denn den Becherverbrauch zu reduzieren, löse nicht das Littering-Problem. „Vielmehr könnte eine Ausweitung der Zuständigkeit der dualen Systeme für die Sammlung von Verpackungen im öffentlichen Raum oder die Zahlung eines angemessenen Entgeltes der Systeme an die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger ein Ansatz sein, die Interessen von Verbrauchern, Kommunen und Wirtschaft zusammenzuführen.“
„Veraltete Aussagen“
Außerdem seien Aussagen in der Studie bereits veraltet. Zum Beispiel wird darin wird der Optimierungsbedarf der Einwegsysteme angesprochen. Laut Verbände laufen jedoch bereits Forschungen deutscher und internationaler Becherhersteller, um die Zusammensetzung, Recyclingfähigkeit und Ökobilanz zu verbessern. Auch gebe es bereits erste Becher ohne Kunststoffbeschichtung.
Nicht korrekt ist darüber hinaus die Zahl der Becher. „Vor Abschluss der Studie stand eine Zahl von 2,8 Milliarden Coffee-to-go Bechern, überwiegend aus Papier im Raum, die im Zuständigkeitsbereich der Kommunen anfallen. Herausgekommen sind 1,1 bis 1,2 Milliarden Heißgetränkebecher im öffentlichen Raum – nicht einmal die Hälfte der bisherigen Schätzung. 1,6 bis 1,7 Milliarden Becher – überwiegend aus Kunststoff – fallen in geschlossenen Bereichen wie Krankenhäusern, Kantinen oder Verwaltungen an und damit eben nicht im öffentlichen Raum“ – wie in der Stellungnahme zu lesen.
Anderer Abfall bleibt unberücksichtigt
Und tatsächlich ist das Becheraufkommen nicht so hoch, wie es zunächst den Anschein erwecken mag. Denn im Vergleich machen Papierbecher für Heißgetränke nur 0,3 Prozent aller Papierverpackungen oder 0,08 Prozent des Papierverbrauchs in Deutschland aus. Als Grund, Einwegbecher zu reduzieren, nennt die Studie daher, dass Kommunen so viel für die Entsorgung im öffentlichen Raum bezahlen müssten. Dass aber so viel Müll anfällt, liegt nicht allein an den Coffee-to-go-Bechern, sagen die Verbände. Die Ursachen seien viel komplexer. Daher „Aus diesem Grund wäre es geradezu absurd, einen Litteringfonds von rund 300 Mio. Euro allein aus Abgaben auf Einweggetränkebecher finanzieren zu wollen (20 Cent auf Becher und 10 Cent auf Deckel), während z.B. das alljährlich Sonntagsmorgen in Parks und an Flussufern zurückgebliebene Gemisch aus Einweggrills, Servietten, Taschentüchern Weinflaschen, Zigaretten und anderen Gegenständen unberücksichtigt bliebe.“
Die gesamte Stellungnahme lesen Sie hier.