Reiseverhalten

„Geschäftsreisen sind eine wirtschaftliche Notwendigkeit“

Mann und Frau mit Koffern auf Geschäftsreise
Unternehmen wollen nicht dauerhaft auf persönlichen Kontakt mit Kunden und Partnern verzichten. (Foto: ROSSandHELEN photoqraphers/stock.adobe.com)
Der Präsident des Verbands Deutsches Reisemanagement e. V. (VDR) Christoph Carnier sieht kein „Ende einer Ära“ in Sachen Geschäftsreisen. Persönlicher Kontakt wird für Unternehmen und Gesamtwirtschaft wichtig bleiben.
Dienstag, 11.08.2020, 15:47 Uhr, Autor: Kristina Presser

Geschäftsreisen und der damit verbundene persönliche Kontakt werden für deutsche Unternehmen auch weiterhin wichtiger Bestandteil der Geschäftstätigkeit bleiben, so die Einschätzung des Verbands Deutsches Reisemanagement e. V. (VDR). VDR-Präsident Christoph Carnier sagte in einer offiziellen Stellungnahme des Verbands: „Geschäftsreisen dienen einem unternehmerischen Zweck und sind eine wirtschaftliche Notwendigkeit.“ Bei vielen Mitarbeitern wachse zudem der Wunsch, Geschäftspartner auch wieder persönlich zu treffen. Fast alle Unternehmen würden daher zumindest in begründeten Ausnahmefällen wieder nationale und internationale Dienstreisen erlauben. „Wir nehmen momentan wahr, dass der Trend nach oben zeigt. Die fatalistischen Prognosen, die derzeit in Medien kursieren, kann ich nicht teilen und halte die Darstellung für irreführend“, meint Carnier.

Die Anspielung auf Nachrichtenportale bezieht sich, laut VDR, unter anderem auf DIE WELT, die in der vergangenen Woche berichtet hatte, dass rund 60 Prozent der deutschen Unternehmen planen, Dienstreisen und Vor-Ort-Meetings dauerhaft einzuschränken. Das zeige eine bisher unveröffentlichte repräsentative Personalleiterbefragung des Ifo-Instituts im Auftrag des Personaldienstleisters Randstad.

Zwar geht auch der VDR davon aus, dass die Corona-Krise die Struktur von Geschäftsreise verändern werde. „Die überwiegende Mehrheit der Geschäftsreise-Experten unserer Mitgliedsunternehmen rechnet allerdings derzeit mit Rückgängen bei der Reisetätigkeit von zehn bis maximal 30 Prozent“, berichtet Carnier, der auch im Hinblick auf Nachhaltigkeits- und Klimaschutzaspekte des Reisens für eine differenzierte Betrachtung wirbt. „Auch die persönliche Verständigung zwischen den Menschen und Unternehmen wird wichtig bleiben und ist nicht dauerhaft durch virtuelle Kommunikationsinstrumente zu ersetzen“.

Geschäftsreisen haben gesamtwirtschaftliche Bedeutung

Neben ihrer wirtschaftlichen Bedeutung für Unternehmen leisten Geschäftsreisen zudem einen wichtigen Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland. So haben deutsche Unternehmen vor der Corona-Pandemie über 53 Milliarden Euro für Business Trips ausgegeben – die regionale Wertschöpfung, also die Ausgaben der Reisenden am Zielort etwa für gastronomische oder kulturelle Angebote, nicht mit einberechnet.

„Für eine der größten Volkswirtschaften weltweit und eine starke Exportnation bleiben Geschäftsreisen ein notwendiges Erfolgsinstrument. Regionale Wertschöpfung etwa in Gastronomie, Einzelhandel und Dienstleistungssektor entsteht nicht durch Videokonferenzen. Es ist wichtig, dass die notwendigen Geschäftsreisen in Zukunft vor allem so sicher – unter Beachtung der Sicherheits- und Hygienebestimmungen – aber auch so effektiv wie möglich durchgeführt werden können“, sagte der VDR-Präsident.
(VDR/KP)

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