„Es reicht! Wir brauchen eine Perspektive!“
Seit Bekanntwerden der Ergebnisse der jüngsten Ministerpräsidentenkonferenz haben sich zahlreiche Berufsverbände aus Gastgewerbe und Tourismus enttäuscht und entsetzt gezeigt. Auch der Verband Jeunes Restaurateurs (JRE) um Präsident Alexander Huber hat sich zu Wort gemeldet und schwankt dabei zwischen Verständnis und Kritik an der Corona-Politik.
„Und wieder kein Gesamtkonzept. Und wieder keine einheitliche Regelung. Und wieder keine Differenzierung. Die aktuellen Beschlüsse von Bundeskanzlerin und Ministerpräsident*innen dokumentieren lediglich den verzweifelten Versuch, im Superwahljahr die Wählerinnen und Wähler nicht zu verprellen“, beginnt Huber seinen Kommentar zum Corona-Gipfel am 3. März 2021. Es gebe keine klare No-Covid-Strategie mehr. Nun bewege man sich entweder in einem Bereich unter 50 mit besseren oder im Bereich zwischen 50 und 100 mit eingeschränkten Öffnungsmöglichkeiten. „Wer soll da noch durchblicken, wer soll Perspektiven aufbauen und verlässlich planen?“, fragt er.
Öffnung der Außengastronomie ist nicht weit genug gedacht
Natürlich freue man sich als Gastronom darüber, dass es zumindest eingeschränkt bald wieder losgehen könne, berichtet der JRE-Präsident. „Allerdings nicht alle von uns – einige dürfen wegen des zu hohen Inzidenzwerts selbst die Außengastronomie nicht öffnen, bei anderen besteht die Gefahr, dass sie am 22. März öffnen und eine Woche später schon wieder schließen müssen.“ Dazu komme, dass die meisten Betriebe kräftig investieren müssten, um Gästen bei kaltem Wetter und Regen einen entsprechenden Schutz zu bieten. Viele Betriebe hätten nicht mal eine Außenfläche.
„Die meisten von uns werden selbst mit diesen Einnahmen nicht überleben können, brauchen weiterhin Unterstützung. Und wir alle fragen uns, warum unsere Hygienekonzepte und die im letzten Jahr entwickelten hohen Standards nicht ausreichen, um die Innenbereiche von Restaurants wieder öffnen zu dürfen. Wir haben unsere Aufgaben erledigt, wir erfassen Daten und leisten unseren Beitrag, alle Bewegungen möglichst genau nachverfolgen zu können. Wenn die Behörden wegen jahrelangen Stellenabbaus und verschlafener Digitalisierung nicht ihren Job machen und nicht handlungsfähig sind, dürfen wir dafür nicht bestraft werden“, lautet Hubers Einschätzung.
Perspektivlosigkeit für die Branche ist nicht hinnehmbar
Insgesamt zieht er den fast schon resignierend wirkenden Schluss: „Es bleibt, wie es war: Die Gastronomie erhält keine realistische Planungsperspektive.“ Man verstehe, dass alle Entscheidungen in dieser Pandemie schwierig seien. Man akzeptiere, dass diese Situation für die Politiker neu und ohne Vorbild sei. „Wir können aber nicht hinnehmen, dass eine ganze Branche völlig ohne Perspektive gelassen wird“, betont Huber. „Wie sollen wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vermitteln, dass Kinos wieder geöffnet werden, unsere Restaurants und Gaststätten aber nicht? Wie sollen wir ihnen klarmachen, dass sie in der einen Woche arbeiten dürfen, in der nächsten aber wieder nicht? Und wie sollen wir uns selbst als Unternehmerinnen und Unternehmer immer wieder zum Durchhalten motivieren, wenn uns so deutlich gemacht wird, dass wir erst ganz am Ende an die Reihe kommen?“
Seit Beginn der Pandemie bewege man sich zwischen Hoffen und Bangen. Inzwischen hätte man auch genügend Zeit gehabt, um ein tragfähiges Gesamtkonzept zu erarbeiten. „Vorschläge dafür gab es genug – aus allen Verbänden und von vielen Einzelnen von uns. Deshalb fordern wir nachdrücklich, dass eine Task Force gemeinsam mit den Verbänden ein realistisches Öffnungskonzept erarbeitet. Und zwar schnell. Jetzt ist es an der Zeit – wir brauchen verbindliche Zusagen und endlich eine Perspektive!“, fordert der JRE-Präsident.
(JRE/KP)