„Es geht erst ganz langsam wieder vorwärts“
„Nachhaltigkeit“ – unter diesem Motto fand die traditionelle Mitgliederversammlung der HDV diesmal vom 11. bis 12. November im Stuttgarter Le Méridien statt. Rund 190 Teilnehmer, Hoteldirektoren, Ehrenmitglieder und geladene Gäste, kamen hierfür aus ganz Deutschland für zwei Tage in der Baden-Württembergischen Hauptstadt zusammen.
Frisches Logo-Design
Bereits die Präsentation des äußeren Erscheinungsbildes der HDV, in Form eines subtilen, aber doch sichtbaren Re-Designs des eigenen Verbandslogos, griff den Nachhaltigkeitsgedanken auf. Dieses wird nun durch ein neues Gestaltungselement – das Netz – geprägt. „Unsere Vision war es, ein Logo zu gestalten, das unsere Identität und Werte zeitgemäß, klar und markant widerspiegelt. Das frische Design verbindet unsere Geschichte mit einer zukunftsorientierten Ausstrahlung“, so Jürgen Gangl, Vorsitzender der Hoteldirektorenvereinigung Deutschland (HDV) und General Manager des Park Inn by Radisson Berlin Alexanderplatz.
Ziel der Neugestaltung ist es, ein durchgängiges, jüngeres und moderneres Image zu schaffen. „Feine Veränderungen schaffen eine neue Brücke zwischen Tradition und Zukunft! Wir bleiben in unserer vertrauten Farbwelt, integrieren jedoch einen neutraleren Blauton für einen frischeren und dynamischeren Look. Die aufstrebenden Balken bleiben erhalten, konzentrieren sich aber auf das Wesentliche – die Mitte, das WIR, das Herzstück der HDV: unsere Mitglieder, Direktoren und Partner!
„Der Charakter unserer Marke wird zukünftig durch ein neues Gestaltungselement – das Netz – geprägt. Symbolisch für den Austausch und den Zusammenhalt unserer HDV-Familie!“, so Gangl weiter. „Wir sind überzeugt, dass unser neues Aussehen eine starke visuelle Identität schafft, die unsere Mission auf den Punkt bringt. Es wird das Gesicht unserer Marke in allen Kommunikationsmaßnahmen sein, und wir sind gespannt darauf, wie es uns in die Zukunft führen wird.“
ESG spielt bedeutende Rolle
Nachhaltigkeit ist längst keine Randerscheinung mehr, sondern ein sehr komplexes Thema. Ralf Selke, geschäftsführender Gesellschafter der MHP Hotel AG, und Claudia Sunderkamp von Hotour Consulting diskutierten daher beim Podiumsgespräch über die Rolle des ESG aus Sicht des Eigentümers und des Betreibers eines Hotels. „Wir sehen immer häufiger, dass ESG einen sehr hohen Stellenwert bei Betreibern hat, entweder aus einer intrinsischen Motivation heraus oder aber weil sie es müssen. Denn die Regulatorik gibt aktuell vor, dass Kapitalströme in nachhaltige Investitionen fließen und mit Reportings belegt werden müssen“, so Sunderkamp zur aktuellen Lage. Kleine Hotels müssten sich mit dem Thema spätestens dann beschäftigen, wenn sie über eine Finanzierung via Bank nachdenken.
Selke, der mit MHP den Königshof in München ab 2024 in die „The Luxury Collection“ aufnimmt, schildert: „Bei der Übernahme einer Hotelimmobilie als Betreiber können wir natürlich über den Innenausbau mitentscheiden, haben aber letztlich nicht das Sagen, wenn es darum geht, beispielsweise mal eben ein paar Solarzellen auf dem Dach des Hauses zu installieren. Bei einem Neubau ist das etwas anderes, wobei hier die Investition in ESG aber ganz klar eine Frage des Geldes ist“, erklärt Selke anhand des aktuellen Beispiels. „Grundsätzlich sind wir aber bestrebt mit einer ökologisch und sozial nachhaltigen Ausrichtung langfristig wirtschaftlichen Erfolg zu erzielen.“ Jeder Hotelier müsse sich über kurz oder lang mit dem Thema ESG befassen.
„Was haben Sie sich dabei gedacht?“
Für ordentlich Gesprächsstoff sorgte im Politiktalk mit Stefan Schmidt vom Bündnis 90/Grüne ein Plakat, das Moderator und HDV-Vorstandsmitglied Oliver Mathée tags zuvor am auf einer Werbetafel entdeckte. Es zeigt ein Paar – zwei Frauen – dem in einem Hotel der Check-in verwehrt wird. Dazu der Slogan geschrieben: „Wenn sie im Hotel sagen: Als Paar können sie hier nicht einchecken!“
Das Plakat ist Teil der „Hab‘ ich was gegen!“-Aufklärungskampagne für das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) der Antidiskriminierungsstelle des Bundes und Mathée sichtlich empört darüber: „Wenn es eine Branche gibt, die offen und unkompliziert ist, dann sind das doch nun wirklich wir“ und konfrontierte er seinen Talk-Gast Stefan Schmidt damit. „Mir fehlt hier ganz klar der Weitblick. Ich verstehe aber, wenn sie davon verletzt sind“, äußerte Schmidt. „Ich möchte keinesfalls, dass sich in den Köpfen das Bild verfestigt, das die Hotellerie-Branche diskriminierend sei.“
Auf die Entrüstung des Publikums über die Kampagne und Handlungsforderung versprach, der Sprecher für Tourismuspolitik und Mitglied des Bundestages, dem Thema nachzugehen.
„Zeigen Sie sich!“
Friedhelm Ost, ehemaliges Mitglied des Bundestages appellierte im Gespräch mit HDV-Schatzmeister Oliver Mathée an die Branche, mehr Präsenz zu zeigen. „Sie tun den ganzen Tag Gutes, dann reden Sie auch darüber!“, mahnte er im Hinblick auf die aktuelle Mehrwertsteuerdebatte. In den Medien lese er nämlich tagtäglich viel zu wenig darüber, was aktuell in der Hospitality vor sich gehe. „Als schlafender Riese“, wie der ehemalige Regierungssprecher die Hotellerie bezeichnet, müsse die Branche aktiver auf die Politik zugehen. Immerhin „sind Sie doch Meister der Dienstleistung! Werden Sie selbstbewusster und zeigen Sie Gesicht!“
Noch nicht über dem Berg
In einer „aktuellen Stunde“, gab Markus Luthe, der Hauptgeschäftsführer des IHA einen Einblick auf die jüngsten Branchenentwicklungen. „Wir sind längst nicht soweit, dass wir durchatmen können. Wir hinken bei den Übernachtungszahlen nach wie vor hinterher, falls sogar zurück. Wir kommen erst ganz langsam wieder auf die Null-Linie von 2019“, so Luthe und zeigt. „Unsere Belegungsrate ist in den ersten neun Monaten dieses Jahres um 8,7 Prozent gesunken. Beim Durchschnittpreis haben wir 16,5 Prozent zugelegt, der europäische Durchschnitt ist 21,7 Prozent.“
Nach wie vor zeigte sich Luthe aber optimistisch hinsichtlich der Mehrwertsteuer-Entfristung: „Nach unserer Prognose bekommen wir das auch diesmal hin.“ Wir werden die Politik nicht mit 19 Prozent davonkommen lassen. Der Kanzler hat sein Wort gegeben und wir sorgen dafür, dass er sich an sein Versprechen erinnert.
Weiter nahm Luthe die Einführung der Bettensteuer in die Kritik und warte vor einem Flächenbrand. Sinnvoller wäre es doch, sich um die mangelnde Rechtssicherheit bei der Abschaffung der Meldepflicht zu kümmern.
Auf zur Preisverleihung
Zu einem weiteren Höhenpunkt ging es am Samstagabend beim Dinner über. Hier wurde erneut der Award zum „Exzellenter Ausbildungsbetrieb des Jahres“ verliehen. Zum siebten Mal zeichnete die HDV einen Hotelbetrieb aus, der durch eine hervorragende Ausbildungsleistung überzeugt und in den Audits der HDV-Zertifizierung „Exzellenter Ausbildungsbetrieb“ eine hohe Punktzahl erreicht hat und zwar im Erst-Audit voll 100 Prozent! Die Rede ist vom Hamburger Tortue (HOGAPAGE berichtete).
Svenja-Nadine Schramm, HR-Director, nahm den Preis im Namen des gesamten Teams freudestrahlend entgegen und das zum zweiten Mal. Bereits 2022 holte sie die Auszeichnung als exzellenter Ausbildungsbetrieb mit dem Budersand Hotel – Golf & Spa – Sylt. „Ausbildung ist aber keine One-Man-Show“, betonte die 37-jährige HR-Chefin, bei ihrer Danksagung an die ganze Tortue-Crew. „Bei ihrer Nachwuchsförderung nehme sie junge Menschen mit an Bord und begleite sie. "Sie dürfen aber bei mir dürfen authentisch bleiben. Wenn sie mir dann noch signalisieren, dass sie für unsere Branche brennen, sind sie bei uns genau richtig – und mein Team und ich begleiten sie in den Anfängen auf ihrer beruflichen Traumreise.“ Marc Ciunis, Macher und Geschäftsführer des Tortue, meldete sich per Video-Call und brachte zum Ausdruck, wie stolz er darauf sei, mit seinem Haus den Preis zu erhalten.
Der Vorsitzende der HDV, Jürgen Gangl, kommentierte die Verleihung mit den Worten: „Das Tortue ist ein exzellent privat geführtes Hotel. Es wird mit Leidenschaft geführt und man spürt hier den Ehrgeiz und die Dienstleistungsbereitschaft für unsere Branche.“ Deshalb habe das Tortue den Preis genauso verdient gewonnen, wie die anderen Betriebe in den vorherigen Jahren.
Zusätzlich zum Preis erhielt das Hotelteam des Tortue einen Gutschein von Coaching-Anbieter Diavendo für ein Führungskräftetraining im Wert von knapp 10.000 Euro. HOGAPAGE wird die Tortue-Crew dabei begleiten und als Medienpartner der HDV über die Erfahrungen berichten.
Die Hoteldirektorenvereinigung Deutschland (HDV) ist ein Netzwerkverband für die Top-Hotellerie in Deutschland. Zu den wesentlichen Aufgaben des 1981 gegründeten Verbandes zählt die berufliche Förderung der Mitglieder durch persönlichen Erfahrungsaustausch und professionelle Weiterbildungsangebote. Die HDV mit Sitz in Stuttgart ist Interessenvertretung und engagiertes politisches Sprachrohr, bündelt fachliche Kompetenz und versteht sich als aktive Networking-Plattform.
Ein besonderer Schwerpunkt der vielfältigen Verbandsaktivitäten ist seit der Gründung die Förderung des Nachwuchses in der Hotellerie. Junge Talente für die Hotellerie zu begeistern, ihnen hochwertige Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten zu präsentieren und damit auch die Zukunft der Branche zu sichern, ist ein wichtiges Anliegen der HDV. Deshalb hat sie das Zertifikat „Exzellente Ausbildung“, die Awards „Deutscher Hotelnachwuchs-Preis“ und „Exzellenter Ausbildungsbetrieb“ sowie die Möglichkeit einer Junior-Mitgliedschaft für den Führungsnachwuchs ins Leben gerufen und setzt damit vielbeachtete Maßstäbe über die Hotellerie hinaus.
Zweimal jährlich treffen sich die Mitglieder zu Jahrestagungen. Darüber hinaus finden Meetings auf regionaler Ebene in den Regio-Camps statt. In ihren Veranstaltungen greift die HDV aktuelle und zukunftweisende Themen und Trends der Hotellerie auf, die von namhaften Referenten und Branchenexperten präsentiert und diskutiert werden. Damit trägt die HDV aktiv zur Verbesserung des Images der Hotellerie bei, ein zentrales Anliegen des Verbandes.
Derzeit engagieren sich rund 150 Hoteldirektorinnen und Hoteldirektoren als ordentliche Mitglieder und ca. 50 Unternehmen aus allen relevanten Sparten der Zulieferindustrie in der HDV.
(KAGI)