„Der Bundesrat ignoriert die Fakten und die Bevölkerung“
Der Bundesrat in der Schweiz hat vorgeschlagen, dass die Außengastronomie im Land ab 22. März 2021 wieder öffnen darf. Die Innenbereiche von Restaurants, Cafés und Bistros sollen vorerst geschlossen bleiben. Für den Branchenverband GastroSuisse in zu zögerlicher und unverständlicher Schritt, wie er jetzt mitteilte. Das verhaltene Vorgehen des Bundesrats verschärfe die Situation des Gastgewerbes weiter, lautet die Begründung. Für den Verband sei es „absolut unverständlich, weshalb der Bundesrat den Branchenlockdown nicht sofort und somit auch für den Innenbereich aufheben will“. GastroSuisse forderte daraufhin nun erneut einen anderen Umgang mit der Pandemie und eine Anpassung der Strategie.
Für GastroSuisse-Präsident Casimir Platzer ist der Schritt nicht nachvollziehbar, im Verband sei man enttäuscht. „Der Vorschlag des Bundesrats geht zu wenig weit“, sagte Platzer und betont: „Es kann nicht sein, dass man sich auf das Vorsorgeprinzip beruft.“ Nur weil man nicht wisse, wie gefährlich die Mutanten noch werden könnten, dürfe man nicht die Lockerungen hinauszögern. Die Situation im Gastgewerbe ist dramatisch: Fast 20 Prozent haben ihren Betrieb bereits aufgegeben und jeder vierte Betrieb kämpft weiterhin ums nackte Überleben.
Studie zeigt: Schweizer Bevölkerung will sofortige, vollständige Gastro-Öffnung
Ähnlich verständnislos zeige sich die Bevölkerung, teilt der Verband mit. Die Mehrheit befürworte eine sofortige und vollständige Öffnung der Restaurants, wie eine jüngst durchgeführte repräsentative Meinungsumfrage von AmPuls Market zeige. „Der Bundesrat ignoriert die Fakten und die Bevölkerung“, sagt Platzer. Wann eine komplette Öffnung in Betracht gezogen wird, lässt der Bundesrat offen. Geht es nach dem Willen des Bundesrats, soll das gastronomische Berufsverbot also bestehen bleiben. Bisher hat der Bundesrat immer davor gewarnt, dass die Intensivstationen der Krankenhäuser überlastet werden könnten. „Diese Gefahr besteht nicht mehr, egal wie sich die Infektionszahlen entwickeln“, sagt Platzer. Zwar werde ein gewisses Corona-Risiko bleiben, aber dieses sei nicht größer als viele Risiken, mit denen die Menschen seit jeher gelebt hätten. „Dieses Risiko rechtfertigt nicht, die Gesellschaft so stark einzuschränken und eine ganze Branche stillzulegen“, betont der Verbandspräsident und ergänzt, dass die geplante Öffnung der Gastro-Außenbereiche nur einem Teil der Branche nütze.
Die Kantone können jetzt noch mitreden. In einer Woche will der Bundesrat entscheiden, ob er an seinem Vorschlag festhalten oder die Haltung der Bevölkerung hören will. GastroSuisse fordert einen anderen Umgang mit der Pandemie und dass die Restaurants auch im Innenbereich jetzt wieder geöffnet werden. Tragisch bleibt auch, dass die A-fonds-perdu-Beiträge nicht ankommen. Erst ein Bruchteil des Geldes wurde bisher bezahlt. „Umso wichtiger ist, dass unsere Branche wieder arbeiten und Geld verdienen kann“, machte Platzer deutlich. GastroSuisse fordert daher nicht zuletzt weiterhin Nachbesserungen bei der Härtefall-Entschädigung.
(GastroSuisse/KP)