Denkfabrik startet nationale Kampagne zur Bundestagswahl
Die Gastwelt, mit 6,2 Millionen Beschäftigten zweitgrößter private Arbeitgeber Deutschlands, werde von der Politik viel zu oft unterschätzt und links liegen gelassen, kritisiert Dr. Marcel Klinge, Vorstandsvorsitzender der DZG. „Unsere Kampagne zeigt auf, wie unser branchenübergreifender Sektor mit seinen 250.000 Betrieben nicht nur gestützt, sondern als Motor für Wachstum und sozialen Zusammenhalt verlässlich weiterentwickelt werden kann. Wir bieten der Politik keine bloße Wunschliste, sondern machbare und umsetzbare Lösungen“, so der ehemalige Bundestagsabgeordnete.
Im Fokus des vorgestellten Kurzwahlprogramms stehen vier zentrale Forderungen, die auf die dringendsten Themen der Gastwelt mit Vorschlägen und Ideen reagieren. So schlägt die DZG vor, die Zuständigkeit für die Gastwelt gebündelt im Kanzleramt anzusiedeln, um die fragmentierten Zuständigkeiten auf Bundesebene zu bündeln und Entscheidungsprozesse zu beschleunigen.
„Zwölf Ministerien und Stellen sind im Bund für Tourismus, Hospitality, Foodservice und Freizeitwirtschaft in irgendeiner Form zuständig. Dieses Kompetenzwirrwarr wollen wir beenden und im Kanzleramt mit einem Staatsminister bzw. einer Staatsministerin eine zentrale Koordinierungsstelle einrichten.“
Kosten-Firewall und viele kleinere Entlastungsmaßnahmen vorgeschlagen
Zudem fordert die Denkfabrik eine Kosten-Firewall für den Mittelstand, um Unternehmen vor neuen Belastungen durch steigende Energiepreise, Abgaben und Bürokratie zu schützen. Maßnahmen wie ein Maut-Moratorium bis 2029, die Senkung der Stromsteuer auf den EU-Mindestwert und eine Reform des Umsatzsteuersystems seien notwendig und längst überfällig, erklärt Homeira Amiri, Vizepräsidentin der DZG: „Unsere Unternehmen stehen durch Inflation und die schwächelnde Inlandsnachfrage wirtschaftlich an der Wand, sie brauchen schnelle und entschlossene Unterstützung. Uns ist klar, dass für Maximalforderungen nicht die Zeit ist, aber man kann mit den richtigen Weichenstellungen und vielen kleineren Entlastungsmaßnahmen bereits viel erreichen.“
Die Denkfabrik setzt sich vor diesem Hintergrund auch für einen staatlichen „Investitionsbonus“ ein. Viele Betriebe könnten dringend benötigte Modernisierungen derzeit nicht finanzieren und würden an Wettbewerbsfähigkeit im europäischen Umfeld verlieren, weshalb ein Sonderinvestitionsprogramm und die Schaffung einer neuen Gastwelt-Förderbank den Zugang zu günstigem Kapital deutlich erleichtern sollen.
Ein weiterer inhaltlicher Schwerpunkt ist eine Fachkräfteoffensive, um dem akuten Mangel an qualifizierten Arbeitskräften effektiv entgegenzuwirken. „Ohne qualifiziertes Personal kann unser Dienstleistungssektor seine gesellschaftliche Rolle nicht mehr erfüllen“, warnt Amiri.
Neue Regierung muss aktiv gegen Inflation vorgehen
Die wirtschaftlichen wie gesellschaftlichen Herausforderungen und Unsicherheiten seien in der nächsten Wahlperiode enorm, betont Klinge. Die Inflation, die zuletzt wieder spürbar angezogen ist, treffe die Gastwelt besonders hart: Dienstleistungen in der Gastronomie verteuerten sich in den vergangenen Monaten um 6,7 Prozent, Grundnahrungsmittel wie Butter um 39 Prozent.
„Das schränkt nicht nur die Kaufkraft unserer Gäste massiv ein, sondern gefährdet auch zentrale Orte des gesellschaftlichen Lebens wie wir sie in der Gastwelt finden – angefangen von der Dorfkneipe bis hin zum Freizeitpark.“
Mit ihrer Kampagne, die von vielen Verbänden mit initiiert und unterstützt wird, will die DZG zeigen, wie die Gastwelt als #HerzUnsererGesellschaft gestärkt werden kann. „Unsere vier Kernforderungen sind ein Angebot an die Politik, die Gastwelt gemeinsam mit uns zukunftssicher zu machen“, so Klinge.
Die Botschaft ist eindeutig: Hinter den Forderungen stehen 6,2 Millionen Stimmen. Diese wollten nicht nur als Wähler, sondern auch als Leistungsträger des zweitgrößten Wirtschaftszweigs in Deutschland ernst genommen werden.
(DZG/SAKL)