Dehoga fordert „Flexibilisierungen im Arbeitszeitgesetz“
Kaum eine Branche in Rheinland-Pfalz hat unter dem Corona-Lockdown so gelitten wie der Tourismus. Doch die herbeigesehnte Erholung blieb aus. Im Juni lag die Gästezahl sechs Prozent hinter dem Vorjahr zurück, für den Juli verzeichnete die vorläufige Statistik sogar einen Einbruch von 17,5 Prozent gegenüber Juli 2020. Ein wichtiger Grund dafür könnte sein, dass Menschen ihre Reise nach der Flutkatastrophe Mitte Juli kurzfristig absagten – nicht nur das besonders hart betroffene Ahrtal, auch die angrenzenden Tourismusregionen wie Eifel, Mosel-Saar und Hunsrück blieben nicht verschont.
Unterstützung von Politik gefordert
„Wir sind nach wie vor in einer desaströsen Lage“, sagt der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Rheinland-Pfalz, Gereon Haumann. Es gebe in der Branche weiterhin „viele gefährdete Existenzen“. Der rheinland-pfälzische Tourismus braucht nach seinen Worten weiter volle Unterstützung der Politik auf Bundes-, Landes und kommunaler Ebene. „Die seit Monaten im Mark getroffene Branche wird sich allein nicht retten können“, befürchtet Haumann.
Mehrwertsteuersenkung und Flexibilität bei Arbeitszeit
Vom Bund forderte er die dauerhafte Reduzierung der Mehrwertsteuer auf Speisen und Getränke sowie „wesentliche Flexibilisierungen im Arbeitszeitgesetz“. In Rheinland-Pfalz gebe es wie in vielen anderen Bundesländern nur eine Saison: die Sommersaison. „Und deshalb ist es dringend notwendig, dass wir Mitarbeiter dann einsetzen dürfen, wenn Gäste da sind“, fordert er. So wäre es eine enorme Erleichterung, wenn die Betriebe Jahresarbeitszeitkonten einrichten dürften, die einen Ausgleich von Überstunden nicht innerhalb von vier, sondern von zwölf Monaten erlauben würde. Außerdem müsse der Bund auf Steuererhöhung verzichten und die Verdienstobergrenze bei Minijobs von 450 auf 600 Euro anheben.
Land und Kommunen gefordert
Darüber hinaus könne das Land die jetzt im Doppelhaushalt für den Tourismus zur Verfügung gestellten 25 Millionen jährlich auch in den kommenden Jahren bereitstellen und nicht nur 10 Millionen Euro, wie in der Vergangenheit. „Die Kommunen können ganz viel tun – und das machen sie auch“, zählt Haumann weiter auf. Er nennt in diesem Zusammenhang die Ausweisung zusätzlicher Außenflächen für die Gastronomie und den Verzicht auf Nutzungsgebühren.
Branche muss „eine bessere Bezahlung bieten“
Die Branche selbst muss seiner Ansicht nach mehr tun, um die fehlende Mitarbeiter zu ersetzen. „Die werden wir nur zurückgewinnen, wenn wir eine bessere Bezahlung bieten“, betont er. Die Betriebe müssen daher ihre Personalkostenbudgets aufstocken. „Und wer das tut, wird seine Preise erhöhen müssen.“ Haumann zeigt sich zuversichtlich, dass Kunden für höhere Preise Verständnis haben werden. Mit seinen vielen kleinen Betrieben könne der Tourismus in Rheinland-Pfalz kein Preisbrecher sein, wohl aber „Qualitätsführer im Wetterstreit der europäischen Urlaubsdestinationen“. Er fügte hinzu: „Qualität, Originalität und Regionalität müssen unser Meeresrauschen und unser Alpenglühen sein, mit dem andere werben.“
(dpa/NZ)