„Das bricht unserer Branche das Genick“
Wegen Betrugsfällen wurde die Auszahlung von Abschlagszahlungen im Rahmen der Corona-Hilfen gestoppt – eine politische Konsequenz, die vor allem das Gastgewerbe trifft. Jetzt hat sich auch der Gastgeberkreis zu Wort gemeldet. Der Zusammenschluss von über 200 Gastronomen und Gastro-Unternehmern, darunter CEOs von große Unternehmensgruppen wie die Block Gruppe, Hans im Glück, Nordsee, LeCrobag und L’Osteria, kritisiert das Vorgehen scharf.
Der Stopp der ohnehin schon schleppend fließenden Hilfen käme zu einem Zeitpunkt, zu dem viele Gastronomen schon mit dem Rücken zur Wand stünden, heißt es in dem Statement. Der seit November bestehende Lockdown und die anhaltende Unsicherheit, ob vor Ostern wieder Öffnungen möglich sind, ließen keine Perspektive erkennen. Mit dem Auszahlungsstopp sind nun einmal mehr zahlreiche Betriebe existenziell gefährdet.
Stimmen aus der Branche:
Prof. Dr. Torsten Olderog von der AKAD University Stuttgart, Sprecher der Initiative Gastgeberkreis, sagt: „Es trifft erneut die ohnehin schon Gebeutelten. Viele Gastronom:innen retten sich seit fast einem Jahr von Monat zu Monat. Die Überbrückungshilfen kamen spät oder gar nicht. Jetzt werden sie gestoppt, obwohl es nach wie vor keine echte Öffnungsperspektive für die betroffenen Betriebe gibt. Wir fordern daher erneut, der Gastronomie und insbesondere den Restaurants, die Möglichkeit zu geben, bereits vor Ostern zu öffnen. Die Gastronomen wollen nicht mehr am Tropf des Staates hängen und von ihm anhängig sein.“
Kent Hahne von apeiron, dem Betreiber von The Ash-Steakhäusern und L’Osteria Franchisenehmer, macht deutlich, wie sehr sich die Lage nun für Gastronomen verschärft hat: „Sollte der Auszahlungsstopp länger anhalten, bricht das vielen in unserer Branche endgültig das Genick. Die Hilfen kamen sowieso schon verzögert. Zusätzlich herrscht bei uns eine enorme Unsicherheit, darüber, wann wir endlich wieder öffnen können.“ Das Unternehmen leidet, eigenen Angaben zufolge, besonders darunter, dass die Hilfsregelungen für größere Unternehmen ungenau, verwirrend und bürokratisch sind. „Wir als FR L’Osteria SE haben zusammen mit unseren Joint-Venture-Betrieben erst fünf Prozent erhalten“, erklärt Mirko Silz, CEO von FR L’Osteria SE, „und wissen immer noch nicht, wann wir wieder öffnen können.“
Stufenplan der Regierung „ist keine Perspektive“
Der aktuelle Stufenplan der Bundesregierung sieht ab dem 22. März 2021 eine Öffnung der Außengastronomie bei einer regionalen Sieben-Tage-Inzidenz von unter 50 vor. Liegt der Inzidenzwert höher, sind Selbsttest und Terminbuchungen notwendig. Wie der Gastgeberkreis in seinem Statement jedoch deutlich machte, „steht fest, dass ein Restaurant nur mit Außenflächen nicht wirtschaftlich betrieben werden kann. Dieser Plan ist keine Perspektive“.
Daher fordert der Zusammenschluss für die nächste Ministerpräsidentenkonferenz am 22. März 2021 eine Berücksichtigung der Öffnung für die Innenräume, wie Prof. Olderog betont: „Die Mischung aus Schnelltests, Reservierungen und strengen Hygieneregeln machen auch die Innenräume von Restaurants zu einem enorm sicheren Ort. Es steht in keinem Verhältnis, dass niemand darüber nachdenken will, dass die Innenräume wieder für Gäste geöffnet werden können. Jede andere private Zusammenkunft von Menschen birgt höhere Gefahren als der Besuch im Restaurant unter den genannten Bedingungen.“
(Gastgeberkreis/KP)