Bayerisches Gastgewerbe vor neuen Herausforderungen
So lag der Umsatz im März dieses Jahres noch immer 26 Prozent unter dem Vergleichswert von 2019, vergleicht man das erste Quartal 2022 mit den Werten von 2019 so musste das Gastgewerbe sogar ein Minus in Höhe von 34 Prozent hinnehmen. „Die wirtschaftliche Situation hat sich noch nicht beruhigt. Neben dem nach wie vor extremen Umsatzeinbruch und der durch Corona äußerst angespannten Mitarbeitersituation spüren wir die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs insbesondere über die massiv steigenden Energiekosten und Lebensmittelpreise sowie eine fehlende Planungssicherheit“, so DEHOGA Bayern-Präsidentin Angela Inselkammer. Infolgedessen sehen sich 36,1 Prozent der Betriebe in ihrer Existenz gefährdet, 19,5 Prozent ziehen sogar eine Betriebsaufgabe in Erwägung.
63,4 Prozent der Hoteliers und Gastronomen bemerken mittlerweile Lieferengpässe in Bezug auf bestimmte Lebensmittel, hierbei insbesondere bei Speiseöl, was 95,2 Prozent der betroffenen Betriebe angaben, Mehl (53,6 Prozent) und Fleisch (22,4 Prozent), wobei Mehrfachnennungen möglich waren.
Größte Herausforderungen
Als größte Herausforderung sehen die Unternehmen des bayerischen Gastgewerbes derzeit die steigenden Lebensmittelpreise an, was 85,6 Prozent aller Befragten angaben, wobei auch hier Mehrfachnennungen möglich gewesen sind. Speiseöl und Mehl rangieren bei den Teuerungen dabei ganz oben. Knapp dahinter werden von 85,1 Prozent der Befragten die steigenden Energiekosten unter den „größten Herausforderungen“ genannt, aber auch die steigenden Personalkosten, 67,2 Prozent, die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise, 64,4 Prozent, und der akute Mitarbeitermangel, 60,2 Prozent, stellen Bayerns Gastgeber vor herausfordernde Aufgaben.
Preisanpassungen im Gastgewerbe
„Angesichts der massiven Kostensteigerungen in allen wesentlichen Bereichen werden Preisanpassungen im Gastgewerbe dieses Jahr unumgänglich sein“, so DEHOGA Bayern-Landesgeschäftsführer Dr. Thomas Geppert. Geppert weiter: „Was viele nicht wissen: Neben einem hohen Wareneinsatz sind gastgewerbliche Betriebe besonders energie- und personalintensiv. Um auf denselben Umsatz wie der Einzelhandel zu kommen, benötigen wir sechs Mal so viele Mitarbeiter. Neben deutlichen Kostensteigerungen hinsichtlich des Einkaufs sowie des neuen Tarifabschlusses schlägt auch der kräftige Anstieg der Energiekosten durch. Zusätzlich kommen jetzt die durch die Corona-Pandemie angefallenen Kosten wie beispielsweise die Tilgung der Überbrückungskredite, die Zahlung gestundeter Beiträge sowie die Kosten für Schutz- und Hygienemaßnahmen voll zum Tragen.“ Geppert versichert jedoch, dass die gebotenen Leistungen auch weiterhin jeden Cent wert seien: „Das bayerische Gastgewerbe hat sich seit jeher durch ein besonders gutes Preis-Leistungs-Verhältnis ausgezeichnet, und das wird auch weiterhin so sein. Schließlich wollen wir, dass sich auch künftig jeder einen Besuch im Wirtshaus leisten kann.“
Senkung der Mehrwertsteuer
Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Herausforderungen des Gastgewerbes und angesichts der aktuellen wie perspektivischen Kostenentwicklung bekräftigt der Dehoga Bayern noch einmal deutlich seine Forderung nach der Entfristung der gesenkten Mehrwertsteuer auf Speisen unter dem Einbezug von Getränken: „Das ist das richtige Mittel, um die Betriebe zu unterstützen. Durch die Entfristung des reduzierten Umsatzsteuersatzes würden die Unternehmen in die Lage versetzt, aus eigener Kraft wirtschaften zu können“, so Geppert.
Die Buchungslage zu Ostern stellt sich in Hotellerie und Gastronomie noch „ausbaufähig“ dar: 30,4 Prozent der Betriebe bewerteten sie als schlecht, 13,0 Prozent sogar als „sehr schlecht“. Demgegenüber betrachten nur 7,4 Prozent die Reservierungen und Übernachtungsanfragen zu den Feiertagen als „sehr gut“, weitere 16,7 Prozent als „gut“ und 32,5 Prozent als „befriedigend“. Geppert sieht hier noch Potential für spontan buchende Gäste: „Urlaub über Ostern in Bayern ist nicht nur wunderschön, sondern auch für Kurzentschlossene noch plan- und machbar.“
(Dehoga Bayern/MK)