Gemeinschaftsverpflegung

Schulessen wird kostenlos – Fluch oder Segen?

Schüler stehen beim Essenholen in einer Kantine an
Kinder und Eltern freuen sich auf das kostenlose Schulessen ab diesen Sommer. Doch die negativen Auswirkungen zeichnen sich jetzt schon ab. (© New Africa/Fotolia/picoStudio/Fotolia)
Die Bundeshauptstadt Berlin hat einen revolutionären Beschluss gefasst: Von der ersten bis zur sechsten Klasse wird ab diesem Jahr das Essen in den Schulen gratis serviert. Was bedeutet dies für die Schulen und Caterer?
Freitag, 25.01.2019, 10:31 Uhr, Autor: Thomas Hack

Ab dem Sommer 2019 werden Schüler – oder vielmehr deren Eltern – nicht mehr für das Essen in den Berliner Schulen zur Kasse gebeten. Was sich auf den ersten Blick als revolutionärer Schritt in eine positive Richtung anhören mag, lässt bei vielen Schulen und Caterern allerdings Skepsis aufkommen. So etwa hat sich dem Tagesspiegel zufolge Lydia Sebold vom Grundschulverbands zu Wort gemeldet: „Wo soll man den Platz hernehmen, wenn mehr Kinder als bisher essen?“, lässt sie zweifelnd hinsichtlich des Koalitionsbeschlusses verlauten. Sie wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass aufgrund zunehmender Schülerzahlen bereits zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Platz in den Institutionen knapp wird. Das zusätzliche Problem: Derzeitig kann noch niemand einschätzen, wie stark die Nachfrage allein aufgrund des neuen Gesetzes steigen wird. Rolf Hoppe vom Verband der Caterer sagt gegenüber dem Tagesspiegel:  „Wir rechnen damit, dass 60 Prozent mehr Kinder als bisher essen werden.“

Ratlosigkeit über die Finanzierung des Projekts
Behält Hoppe recht, wird es eng im Haushalt der Bildungsverwaltung, denn deren bereitgestellte 25 Millionen Euro beziehen sich auf einen vermuteten Anstieg um lediglich 14 Prozent. Darüber hinaus soll mit diesem Betrag auch noch sichergestellt werden, dass die Qualität des Essens erhöht wird und die Caterer vorgegebene Mindeststandards beachten – so die Vorgabe der Grünen im Haushaltsbeschluss. Die große Frage, wie dies alles finanziell funktionieren soll, führt momentan nicht nur zur allgemeiner Ratlosigkeit, sondern zu ernsthaften politischen Streitigkeiten. Während die CDU per Twitter verlauten ließ, dass es bei dem knappen Betrag zu keinen Qualitätssteigerungen kommen könne, wollen die Grünen sogar noch einen Schritt weiter gehen und beharren auf „Bio“-Essen für die Kinder.

FDP: „Besseres Schulinventar statt schlechtes Essen für die Kinder!“
Kritik gibt es auch hinsichtlich der Müllvermeidung. So etwa vermuten viele Schulen, dass es sehr viel mehr Lebensmittelabfälle geben wird, weil Eltern auf alle Fälle jeden Tag das komplette Essen für den Nachwuchs bestellen werden, unabhängig davon, ob dieser es dann konsumiert oder nicht. FDP-Bildungspolitiker Paul Fresdorf kritisiert ebenfalls die Pläne der rot-rot-grünen Koalition, die seiner Meinung nach wieder einmal den zweiten Schritt vor dem ersten mache. „Statt schlechtes Essen an die Kinder zu verschenken, sollte hier erst einmal in das richtige Equipment und Inventar investiert werden“, fordert der Abgeordnete gemäß dem Bericht des Tagesspiegels. (tagesspiegel.de/TH)

P.S.: In der HOGAPAGE Spezial-Jobbörse gibt es auch tagesaktuelle Jobs im Catering/Verpflegungsdienst

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Im Dialog (v.l.n.r.): Gerhard Bruder, Staatsekretärin Leonie Gebers (SPD), Staatsekretärin Silvia Bender (Grüne), Homeira Amiri und DZG-Vorstand Dr. Marcel Klinge
Gesprächs-Event
Gesprächs-Event

Gastwelt im intensiven Austausch mit der Politik

Im kommenden Jahr finden die Wahlen für den Bundestag statt. Bis dahin will die Denkfabrik Zukunft der Gastwelt mit Abgeordneten in einen tiefgehenden Dialog treten, um die Belange der Branche mehr in den Fokus der Politik zu rücken. 
Vorstandssprecher der Denkfabrik Zukunft in Berlin: Dr. Marcel Klinge (Foto: © DZG)
Gastronomie
Gastronomie

Gastwelt-Lobby in Berlin nur bedingt konkurrenzfähig

Die Denkfabrik Zukunft der Gastwelt hat ihre Daten aus dem letzten Jahr nochmals aktualisiert und ist zu eher unerfreulichen Ergebnissen gelangt. Die Lobby-Arbeit der Branche benötigt dringend Handlungsmaßnahmen. 
Denkfabrik-Vorstand Dr. Marcel Klinge (Foto: © DZG)
Event
Event

Erste „Gastwelt-Summit“ findet in Berlin statt

Das branchenübergreifende Gipfeltreffen mit dutzenden Verbänden und Organisationen aus Tourismus, Travel, Hospitality und Foodservice wird jetzt erstmalig in der Bundeshauptstadt abgehalten. Das Motto der Veranstaltung lautet: Gemeinsam erreichen wir mehr!
Jörn Peter Brinkmann (l) und Jan Philipp Bubinger (r), Geschäftsführer der „Ständigen Vertretung“, stehen anlässlich der 25-Jahr-Feier vor ihrer Kneipe. (Foto: © picture alliance/dpa | Jörg Carstensen)
Jubiläum
Jubiläum

„Ständige Vertretung“ feiert 25. Geburtstag

Zahlreiche Gäste und einige bekannte Politiker versammelten sich am Montagabend in und vor der Berlin-Bonner Polit-Kneipe „Ständige Vertretung“ im Zentrum Berlins. Sie feierten den 25. Geburtstag der Gaststätte am Spreeufer.
Christian Lindner, Olaf Scholz, Annalena Baerbock und Robert Habeck
„Mehr Fortschritt wagen“
„Mehr Fortschritt wagen“

Das hält der Koalitionsvertrag für die Branche bereit

Ob Tourismusförderung, Arbeitskräftesicherung oder Mindestlohn – der Koalitionsvertrag von SPD, Grüne und FDP beinhaltet einige Punkte, die das Gastgewerbe direkt oder indirekt betreffen. Ein Überblick.
Klaus Lederer
Öffnungen
Öffnungen

„Keine Rechtfertigung, Geimpfte nicht in Restaurants zu lassen“

Die Corona-Zahlen nehmen ab, die Diskussion über eine baldige Öffnung wächst. Nun zeichnet Berlins Stellvertretender Bürgermeister Klaus Lederer Perspektiven für das Gastgewerbe auf.
Ein Kind auf einem Weihnachtsmarkt
Advent 2020
Advent 2020

Hauptstadt startet Weihnachtsmarkt mit neuem Konzept

In Berlin haben die ersten Weihnachtsbuden geöffnet – mit Bratwurst und Glühwein To Go. Auch zahlreiche Gastronomiebetriebe bieten weihnachtliche Leckereien zum Mitnehmen an.
Ein Straßencafe in Berlin
Eilanträge
Eilanträge

37 Gastronomen-Klagen gegen Lockdown in Berlin

Im Berliner Verwaltungsgericht sind bereits 37 Eilanträge von Gastronomen eingegangen, die gegen die neuen Corona-Beschränkungen vorgehen wollen.
Beatrice Kramm
Berlin
Berlin

IHK fordert höhere Soforthilfen für Gastwirte

Berlins IHK-Präsidentin kritisiert die geringe Höhe an Soforthilfen, die der Senat den Gastronomiebetrieben der Hauptstadt zukommen lassen will. Um deren wirtschaftliche Existenz zu sichern, mussten höhere Beträge veranschlagt werden.