Gerichtsprozesse

Urteil: Keine Entschädigung wegen Betriebsschließung

Die Justitia in einem Gerichtssaal
Ein Berliner Gastwirt musste vor Gericht eine Niederlage erleiden. Doch das letzte Wort ist wohl noch nicht gesprochen. (©Romolo Tavani/stock.adobe.com)
Ein Berliner Gastwirt war vergeblich vor Gericht gezogen, um eine Entschädigung wegen Schließung seines Lokals zu erwirken. Doch der Streit könnte in die nächste Runde gehen.
Mittwoch, 14.10.2020, 12:52 Uhr, Autor: Thomas Hack

Finanzielle Einbußen durch geschlossene Gaststätten in der Corona-Pandemie sind nach einem Berliner Urteil in erster Instanz ein allgemeines Lebens- und Unternehmerrisiko für Betreiber. Ein Anspruch auf Entschädigung bestehe nicht, urteilte dieser Tage eine Zivilkammer des Berliner Landgerichts. Damit wurde die Klage eines Wirtes aus Berlin-Charlottenburg in erster Instanz abgewiesen (Urteil vom 13. Oktober 2020, Aktenzeichen: 2 O 247/20). Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Eine Berufung zum Kammergericht ist möglich. Anwalt Niko Härting sagte der dpa, wahrscheinlich würden Rechtsmittel eingelegt. Zunächst müsse aber die schriftliche Urteilsbegründung abgewartet werden. Nach seinen Angaben war es der erste Berliner Gerichtsfall zu Entschädigungsansprüchen wegen Corona. Auch in Hannover sei eine ähnliche Klage abgewiesen worden.

„Kein Entschädigungsanspruch gegen das Land“

Der Wirt der besonders bei Touristen beliebten Berliner Kneipe „Das Klo“, Norbert Finke, wollte erreichen, dass das Land für entgangene Umsätze während des Lockdowns von Mitte März bis Mitte Mai zahlt. Sein Mandant sei enttäuscht, aber nicht am Boden zerstört, sagte Anwalt Härting. Der 76-jährige Finke betreibe die Kneipe seit 1973. Er habe eine staatliche Corona-Soforthilfe von 15 000 Euro bekommen, aber allein im März 50 000 Euro weniger Umsatz gehabt. „Und es sind weiter harte Zeiten. Keine Touristen, Sperrstunde“, so der Anwalt. Es sei eine Gerechtigkeitsfrage, wenn zum Schutz der Gesundheit aller Gaststätten dicht machen müssen und dann Betreiber auf dem Schaden sitzenblieben, betonte Härting. Der Kläger habe unter keinem rechtlichen Aspekt einen Entschädigungsanspruch gegen das Land, so das Gericht in seinem Urteil. Es sei rechtmäßig gewesen, die Schließung von Gaststätten anzuordnen. Es sei zwar grundsätzlich möglich, Gaststättenbetreiber auch für die Folgen einer Schließung zu entschädigen – aber nur, wenn die erlittenen Beeinträchtigungen als „unzumutbares Sonderopfer“ anzusehen wären. Dies sei hier aber nicht der Fall. (dpa/TH)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Das weltberühmte Schloss Neuschwanstein.
Rechtsstreit
Rechtsstreit

Explorer Hotel Neuschwanstein: Urteil im Namensstreit gefallen

Das Schloss Neuschwanstein ist wohl das berühmteste Bauwerk Bayerns. Neuschwanstein ist aber nicht nur ein Schloss, sondern auch eine geschützte Marke. Muss ein Hotel deswegen auf den Namenszusatz „Neuschwanstein“ verzichten?
Gäste in einem Restaurant
Gerichtsurteile
Gerichtsurteile

Gastronom erwirkt Aussetzung der Sperrstunde

Ein Osnabrücker Gastronom sah die verordnete Sperrstunde in Niedersachsen als Einschränkung seiner Berufsausübungsfreiheit an und zog mit einer Klage dagegen erfolgreich vor Gericht.
Hotelsterne im Internet
Rechtssprechung
Rechtssprechung

Urteil: „Hotelsterne“ auf Google müssen echt sein

Das Landesgericht Berlin hat in einem Urteil festgelegt, dass „Hotelsterne“ auf Google nur bei einer tatsächlichen deutschen Hotelklassifizierung erlaubt sind. Der Dehoga spricht von einem „Durchbruch“.
Ein Mann beobachtet vom Zug aus ein Flugzeug
Urteil
Urteil

Reiseveranstalter haften nicht für Zugverspätungen

Der Zug zum Flug kann für Urlauber eine angenehme Sache sein. Doch es kann auch anders kommen – und noch teurer werden als eine Woche im Flughafen-Parkhaus. Ein solcher Fall hat nun das Amtsgericht München beschäftigt…
Sebastian J. Ott
Appell
Appell

Familotel appelliert an Politik: Erbschaftssteuer-Urteil gefährdet Hotelbetriebe

Nach einer aktuellen Entscheidung des Bundesfinanzhofs zur Erbschaftssteuer wird Betriebsvermögen begünstigt, sogenanntes Verwaltungsvermögen dagegen nicht. Die Hotelkooperation Familotel sieht dabei familiengeführte Hotelbetriebe in ihrer Existenz bedroht. Sie fordert die Politik deshalb zum Handeln auf. 
Zwei Männer in einer Restaurantküche
Erleichterung
Erleichterung

Schnellere Arbeitsmarktzulassung dank Digitalisierung

Die Bundesagentur für Arbeit geht einen weiteren Schritt, um den Bürokratieabbau zu beschleunigen. Vorabzustimmungen sind jetzt auch digital möglich. Davon profitieren Arbeitgeber sowie ausländische Arbeits- und Fachkräfte gleichermaßen. 
Die Meldepflicht in Hotels fällt bald weg. Eine Übergangslösung ist gefragt. (Foto: © Mego-studio /stock.adobe.com)
Tourismus
Tourismus

Wegfall von Hotelmeldepflicht: Übergangsfrist gefordert

Für die Hotellerie ist es grundsätzlich sehr positiv, dass demnächst weniger Bürokratie anfällt beim willkommen heißen neuer Gäste. Allerdings bedarf die Umsetzung der neuen Situation etwas mehr Vorlauf und Anpassungszeit.
Kiffen im Biergarten (Foto: © picture alliance/dpa/Karl-Josef Hildenbrand)
Gastronomie
Gastronomie

Cannabis in Kneipe und Co.

Ab dem ersten April ist das Rauchen von Cannabis in der Öffentlichkeit legal erlaubt. Nun fragen sich bereits die ersten Gastronomen, wie sie mit der ungewohnten Situation umgehen sollen. 
Festival Gastronomie braucht einen Handlungsleitfaden für die Sicherheit. (Foto: Nenetus/adobe.stock.com)
Sicherheit
Sicherheit

Festival-Gastronomie: Handlungsleitfaden für den sicheren Betrieb

Die Gastronomie wird auf Veranstaltungen vor verschiedene Herausforderungen gestellt. Neben wechselnden Personal zählen auch Vorgaben der Organisatoren dazu. Trotzdem haben Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz Vorrang.