Tourismus bangt um asylsuchende Lehrlinge
Die Pläne der österreichischen ÖVP-FPÖ-Regierung, jungen Asylwerbern in Zukunft den Zugang zu einer Lehre zu verwehren, solange das Asylverfahren nicht positiv beendet ist, sorgt in der Wirtschaft für Unmut. „Aufgrund des Fachkräftemangels müssen Unternehmer schon massive Umsatzeinbußen in Kauf nehmen. Die Wirtschaft weiter zu schwächen ist unverantwortlich“, meint etwa Cathrin Waltl von der Organisation Unternehmerisches Österreich. Die Lehre für Asylwerber biete nicht nur Chancen für den Wirtschaftsstandort Österreich, sondern auch Chancen für die Integration der Asylwerber.
„Bisher bemerken wir nur Abschiebungen“
Vor allem das heimische Gastgewerbe, das oft händeringend Mitarbeiter sucht, zeigt wenig Verständnis für diese Maßnahme. Rund 500 Lehrlinge aus Krisengebieten werden derzeit in Österreich angeblich in Gastronomie und Hotellerie eingesetzt. Trotzdem ist der Fachkräftemangel ein Faktum. „Alle brauchen Mitarbeiter. Weil die Wirtschaft schneller wächst als die Bevölkerung“, meint Michaela Reitterer, Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), die gleichzeitig für eine Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte plädiert: „Der Tourismus schreibt die meisten Stellen aus, aber die Kriterien für die Rot-Weiß-Rot-Karte orientieren sich an anderen Branchen.“ Vom Kapitel „Bekämpfung des Fachkräftemangels im Tourismus“ im Regierungsprogramm bemerkt sie jedenfalls nicht viel: „Bisher bemerken wir nur etwas von der Abschiebung junger Mitarbeiter und die Kürzung der Saisonnier-Kontingente.“
Auch Franz Zawell vom AMS in Kärnten spricht im ORF davon, dass es derzeit vier Mal so viele Lehrstellen wie Lehrstellensuchende gäbe. Vor allem Restaurantfachleute, Köche und Gastronomiefachkräfte würden gesucht. Deshalb seien Lehrlinge, die in dieser Branche eingestellt werden, eine wichtige Unterstützung für die Wirtschaft, so Zawell.
Aufenthaltstitel für Lehrlinge aus Drittstaaten gefordert
Petra Nocker-Schwarzenbacher ist Tourismus-Spartenobfrau in der Wirtschaftskammer Österreich und auch sie zeigt sich in einem Gespräch mit HOGAPAGE „not amused“: „Ich verstehe schon dass es einen Unterschied geben soll zwischen Asylstatus und Aufenthaltsrecht, aber wenn eine Türe geschlossen wird sollte eine andere aufgehen. Das generelle Mitarbeiterproblem in der Branche werden wir mit oder ohne Asylanten nicht lösen können, aber es zählen auch kleine Schritte und da brauchen wir auch Hilfe seitens der Politik. Auf der betrieblichen Ebene ist in den letzten Jahren sehr viel passiert, um die Branche attraktiver für Arbeitskräfte zu machen, jetzt ist mal die Politik am Zug.“ Sie fordert in dem Zusammenhang eine Regionalisierung der Mangelberufsliste, einen Aufenthaltstitel für Lehrlinge aus Drittstaaten und – so wie Reitterer – eine Modifizierung der Rot-Weiß-Rot-Karte.
Angefangene Lehre darf beendet werden
Indes versucht Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck zu beruhigen. Zumindest Asylwerber, die bereits eine Lehre begonnen hätten, dürften diese auch abschließen. Auch bei jenen mit einem negativen Asylbescheid würde man die rechtlichen Möglichkeiten prüfen, dass die Lehre beendet werden könnte. (CK)
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