Politik & Gastgewerbe

Regierung will Höchstarbeitszeit kippen

Ein gehetzter Kellner
Die erlaubte Höchstarbeitszeit von 10 Stunden am Tag führt vor allem im Gastgewerbe zu Problemen. Doch diese könnte nun gekippt werden. Novkov/Fotolia)/Fotolia)
Die mögliche Höchstarbeitszeit von zehn Stunden am Tag könnte bald Vergangenheit sein: Die Bayerische Staatsregierung sieht die Regelung als überholt an und will die Höchstarbeitszeit mit einer Intitiative zu Fall bringen. 
Mittwoch, 18.09.2019, 10:54 Uhr, Autor: Thomas Hack

Die Bayerische Staatsregierung will sich für flexiblere, familienfreundlichere und alltagstaugliche Arbeitszeitregelungen einsetzen und hat dazu eine Bundesratsinitiative gestartet, wie es im Bericht der Kabinettssitzung dieser Tage hieß. Nach eigenen Angaben trägt der Freistaat damit dem Wunsch vieler Beschäftigter Rechnung, Familie und Beruf besser miteinander vereinbaren zu können. Gleichzeitig sollen Unternehmen auf die Herausforderungen der globalen Wirtschaftswelt angemessen flexibel reagieren können und so wettbewerbsfähig bleiben, heißt es in der Erklärung weiter.

„Starre Arbeitszeiten sind nicht mehr zeitgemäß!“

Zur genaueren Begründung wurde ins Feld geführt, dass die Digitalisierung immer weiter voranschreite und damit Betrieben wie auch Beschäftigten zunehmend orts- und zeitunabhängiges Maß an Flexibilität eröffnen würde. „Starre Arbeitszeitregelungen, insbesondere die ununterbrochene Ruhezeit von elf Stunden, sind nicht mehr unbedingt zeitgemäß. Viele Beschäftigte wünschen sich, die Arbeit der Familie wegen für ein paar Stunden unterbrechen zu können, am Abend die letzten beruflichen Aufgaben zu erledigen und am nächsten Tag wie üblich mit der Arbeit zu starten. Mit ihrer Initiative setzt sich die Staatsregierung für praxistaugliche Rahmenbedingungen ein“, so der Sprecher der Bayerischen Regierung dazu.

Spielräume im Rahmen der EU-Arbeitszeitrichtlinie sollen stärker genutzt werden

Mit dem Vorstoß sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, die starren Grenzen der täglichen Höchstarbeitszeit von zehn Stunden zu lockern und Verkürzungen von Pausen- und Ruhezeiten zu ermöglichen, ohne dass dabei der Gesundheitsschutz beeinträchtigt wird. Für längere Arbeitszeiten oder verkürzte Ruhezeiten müsse daher „stets ein zeitnaher und adäquater Ausgleich vorgesehen werden.“ Gleichzeitig müssten die Lösungen auch für kleine und mittlere Unternehmen nutzbar sein. „Das Arbeitszeitrecht muss flexibler gestaltet werden, indem die Arbeits- und Ruhezeitregelungen an gewandelte Bedürfnisse angepasst und mögliche Spielräume im Rahmen der EU‑Arbeitszeitrichtlinie stärker als bisher genutzt werden.“ Daneben forderte die Bundesratsinitiative den Bundesgesetzgeber dazu auf, die EuGH-Entscheidung zur Arbeitszeitdokumentation auf ihren gesetzgeberischen Handlungsbedarf zu überprüfen und gegebenenfalls in einer möglichst unbürokratischen Weise umzusetzen. (bayern.de/TH)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Eine Gästeliste in einem Restaurant
Gerichtsurteile
Gerichtsurteile

Bayerns Verfassungsrichter bestätigen Gästelisten-Pflicht

Das Verfassungsgericht des Freistaats Bayern hat bestätigt, dass Gastronomen und Veranstalter auch weiterhin die Pflicht haben, Gästelisten zu führen.
Markus Söder
Politik
Politik

Bayern kippt Beherbergungsverbot

Wie die Bayerische Staatskanzlei mitteilte, gehört das Beherbergungsverbot im Freistaat der Vergangenheit an. Dennoch will man dieses „Instrument“ noch in der Hinterhand behalten.
Das Logo von Airbnb
Bundesverwaltungsgericht
Bundesverwaltungsgericht

Schwere Kampfansage an Airbnb

München hat gegen den Wohnungsvermittler Airbnb nun Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht eingelegt. Damit will die Stadt die Herausgabe der Daten der Apartment-Anbieter erzwingen.
Ein Biergarten in Bayern
Urteil
Urteil

Gericht kippt Corona-Sperrstunde in Bayern

Zum vierten Mal hat ein Gericht eine Corona-Beschränkung in Bayern gekippt. Die Regierung setzt umgehend in der Gastronomie die Öffnungszeiten von vor der Krise wieder in Kraft.
Ein geschlossenes Restaurant mit hochgestellten Stühlen
Kolumne: Wahlk(r)ampf Teil 1
Kolumne: Wahlk(r)ampf Teil 1

Söders scheinheiliges Loblied auf die Landgastronomie

Die „100 besten Heimatwirtschaften“ hat der bayerische Ministerpräsident Markus Söder jüngst in München geehrt. Wirtshäuser und Gaststätten seien ein lebendiges Symbol bayerischer Lebensart und ein zentraler Bestandteil bayerischen Heimatgefühls, betonte er dabei in seiner Festrede im Münchner Hofbräuhaus. Die traurige Realität klingt dagegen weniger blumig: Bereits 750 Gemeinden in Bayern haben überhaupt kein Wirtshaus mehr!
Markus Söder hat auf Social Media seinen kleinen Foodblogg gestartet.
#söderisst
#söderisst

Markus Söder hat Foodblog gestartet

Salat oder Schlachtplatte? Der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder teilt seinen Followern auf Instagram und Facebook seit geraumer Zeit mit, was er am liebsten isst. Doch in dem Blog geht es wohl um sehr viel mehr als nur seine Essgewohnheiten.
Hotelbett
Politik
Politik

Konflikt mit Staatsregierung: München beschließt Bettensteuer

Die Stadt München will Hotelgäste künftig mit einer Übernachtungssteuer zur Kasse bitten. Die Staatsregierung will das verbieten. Das bietet reichlich Sprengstoff – denn die Kommunen fühlen sich in ihren Rechten verletzt.
Ein Hotelgast betritt ein Hotelzimmer
Politik
Politik

Bettensteuer ade: Termin für Verbot rückt näher

Die bayerische Bettensteuer ist noch nicht vom Tisch. Das könnte sich bald ändern. Der Landtag muss abschließend nur noch über ein landesweites Verbot für die Einführung dieser Steuer durch Kommunen abstimmen. Aber wann?
Ulrike Scharf (CSU).
Mehr Flexibilität
Mehr Flexibilität

Bayern will Höchstarbeitszeit anheben

Der Freistaat will sich für flexiblere Arbeitszeiten einsetzen. So plant er, die Höchstarbeitszeit von mehr als zehn Stunden pro Tag zu ermöglichen. Bayern begründet seine Forderung unter anderem mit dem Fachkräftemangel in Tourismus und  Gastronomie.