Urteil

Kein Schadensersatz für gefrustete Hotelgäste

Ein gefrusteter Mann in einem Hotelzimmer
Der Frust über einen Mangel im Hotel begründet für Kunden des Veranstalters keinen über die Preisminderung hinausgehenden Schadenersatzanspruch.(© fizkes/Fotolia)
Schnarcher im Mehrbettzimmer können einem Gast den Schlaf rauben – und der Frust ist besonders groß, wenn man exakt diese Situation durch die Hotelbuchung vermeiden wollte. Schadenersatz gibt es dann aber nicht.
Freitag, 16.08.2019, 09:25 Uhr, Autor: Thomas Hack

Entspricht ein Hotelzimmer nicht der gebuchten Unterkunft, so ist dies bei Pauschalreisen ein Mangel. Betroffene können dann den Reisepreis mindern. Der Frust über diesen Mangel begründet für Kunden des Veranstalters aber nicht auch noch einen darüber hinausgehenden Schadenersatzanspruch. Denn selbst wenn die Stimmung der Reisenden im Keller ist, so fehlt es an einem kausalen Schaden. Das hat das Amtsgericht Hannover (Az.: 442 C 12227/17) entschieden, berichtet die Zeitschrift „Reiserecht aktuell“. Im verhandelten Fall hatte der spätere Kläger für sich und seine Frau ein Doppelzimmer gebucht. Seine Kinder sollten gemeinsam mit seiner Schwiegermutter in einem zusätzlich gebuchten Apartment mit zwei separaten Schlafzimmern übernachten. Vor Ort stand aber statt des Apartments nur ein Doppelzimmer mit zwei Einzelbetten und einer Schlafcouch zur Verfügung. Großmutter und Kinder übernachteten daher im selben Raum, und die Oma raubte den Enkeln durch ihr Schnarchen den Schlaf. Dadurch war die Stimmung der gesamten Familie getrübt.

Kein Geld für Frust

Neben einer Reisepreisminderung wollte der Kläger deshalb auch 1.000 Euro Schadenersatz vor Gericht erstreiten. Die Klage hatte aber nur zum Teil Erfolg: Die Richter bewerteten die falsche Zimmerzuweisung als Mangel, der eine Preisminderung von 30 Prozent rechtfertigte. Dass statt eines Bettes nur eine Couch zur Verfügung stand, begründete einen weiteren Minderungsanspruch von 8 Prozent. Denn eine Couch erreiche den Komfort eines Doppelbettes nicht annähernd. Nach Ansicht der Richter war mit dieser Minderungsquote aber auch der Frust über die Umstände mitabgedeckt. Dass der Kläger sich als Einladender besonders für die Umstände verantwortlich gefühlt hatte, sei zwar verständlich. Das könne aber nicht dazu führen, dass dies zu Lasten des Veranstalters gehe.

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Das weltberühmte Schloss Neuschwanstein.
Rechtsstreit
Rechtsstreit

Explorer Hotel Neuschwanstein: Urteil im Namensstreit gefallen

Das Schloss Neuschwanstein ist wohl das berühmteste Bauwerk Bayerns. Neuschwanstein ist aber nicht nur ein Schloss, sondern auch eine geschützte Marke. Muss ein Hotel deswegen auf den Namenszusatz „Neuschwanstein“ verzichten?
Der NPD-Europaabgeordnete Udo Voigt
Gerichtsurteil
Gerichtsurteil

Hotels dürfen rechten Politikern Hausverbot erteilen

Der Ex-NPD-Chef Udo Voigt erhielt aufgrund seiner Überzeugungen von einem Wellnesshotel Hausverbot und reichte deswegen Verfassungsklage ein. Der Bundesgerichtshof hat diese nun abgewiesen und dem Hotel recht gegeben. 
Ein Hotelschild vor einer Baustelle
Rechtslage
Rechtslage

Urteil: Baulärm vor Hotel mindert Reisepreis um 50 Prozent

Nach tagelangem Baulärm kann Reisenden eine Entschädigung und eine deutliche Minderung des Reisepreises zustehen, wie ein aktuelles Urteil des Frankfurter Landgerichts nun zeigt. Sogar bis zu 65 Prozent Nachlass sind möglich.
Die Meldepflicht in Hotels fällt bald weg. Eine Übergangslösung ist gefragt. (Foto: © Mego-studio /stock.adobe.com)
Tourismus
Tourismus

Wegfall von Hotelmeldepflicht: Übergangsfrist gefordert

Für die Hotellerie ist es grundsätzlich sehr positiv, dass demnächst weniger Bürokratie anfällt beim willkommen heißen neuer Gäste. Allerdings bedarf die Umsetzung der neuen Situation etwas mehr Vorlauf und Anpassungszeit.
Eine Gastronomin sitzt vor ihrem PC und geht die Abrechnung durch
Fristverlängerung
Fristverlängerung

Neuer Stichtag für Rückzahlung der Corona-Hilfen

Alle Unternehmen, die Überbrückungshilfen erhalten haben, müssen selbst aktiv werden und eine Schlussabrechnung einreichen. Bereits zum zweiten Mal wurde die Frist dafür nun verlängert. Was gilt es hierbei zu beachten?
Eine Hand greift nach einer Weinflasche.
Urteilsspruch
Urteilsspruch

Einbruch in Edelweinkeller: Täter verurteilt

Genialer Coup: Vor eineinhalb Jahren erbeutete ein Diebes-Paar Weinflaschen im Wert von 750.000 Euro aus dem Keller eines luxuriösen Hotelrestaurants in Spanien. Doch lange währte das Glück der Täter nicht. Jetzt droht ihnen eine saftige Strafe.
Geld wird übergeben.
Arbeitsrecht
Arbeitsrecht

Arbeitsfreie Feiertage und Entgeltzahlung: Was gilt? 

Arbeitgeber sind dazu verpflichtet, ihren Angestellten ein Entgelt zu bezahlen. Bei bundesweiten Feiertagen ist die Regelung klar. Aber was sagt der Gesetzgeber bei landesgesetzlichen Feiertagen?
Richter und Anwälte in einem Gerichtssal.
Urteil
Urteil

Bundesarbeitsgericht: Neue Entscheidung zur Urlaubsverjährung

Vergangenes Jahr fällte das Bundesarbeitsgericht ein richtungsweisendes Urteil zur Urlaubsverjährung. Mit einer neuen Entscheidung entschärft das BAG das Urteil. Arbeitgeber können aufatmen. Was gilt nun?
Richterin mit Hammer
Urteilsspruch
Urteilsspruch

BGH schafft Klarheit zum Versicherungsschutz im Corona-Lockdown

Gastronomen und Hoteliers waren von den Schließungen in der Pandemie geschockt. Ein Teil von ihnen hatte für diesen Fall eine Versicherung abgeschlossen – aber die zahlte nicht immer. Jetzt steht fest, wann Betroffenen rechtmäßig Geld zusteht.