BGH-Urteil

Kein Anspruch auf Entschädigung wegen Corona-Lockdowns

BGH Urteil.
Klares Urteil: Jetzt steht fest, wann Gastronomen und Hoteliers, die angesichts der Corona-Maßnahen schließen mussten, ihre Versicherung auf Schadensersatz verklagen können. (Foto © Fotomek/stock.adobe.com)
Eine Gastronomen-Familie aus Brandenburg hat hohe Einbußen, weil sie in der Pandemie wochenlang schließen musste. Vor Gericht will sie erreichen, dass das Land dafür aufkommt. Aber das Urteil ist eine Enttäuschung – und wegweisend für ähnliche Fälle.
Donnerstag, 17.03.2022, 12:03 Uhr, Autor: Karoline Giokas

Hilfeleistungen für von der Pandemie schwer getroffene Wirtschaftsbereiche seien keine Aufgabe der Staatshaftung, sagte der Vorsitzende Richter Ulrich Herrmann bei der Urteilsverkündung. Aus dem Sozialstaatsprinzip folge nur eine Pflicht zu innerstaatlichem Ausgleich. Die nähere Ausgestaltung bleibe dem Gesetzgeber überlassen. In der Pandemie sei der Staat dieser Verpflichtung durch die Auflage von Hilfsprogrammen nachgekommen. Damit ist das Verfahren rechtskräftig abgeschlossen. Möglich wäre nur noch eine Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht.

Am Urteil orientieren sich andere

Die Entscheidung hat grundsätzlichen Charakter. Die Land- und Oberlandesgerichte orientieren sich in aller Regel daran. Dort sind nach Herrmanns Worten bundesweit viele ähnliche Verfahren anhängig. Um die Ausbreitung des Virus zu stoppen, hatten Bund und Länder in der ersten Pandemie-Welle im März 2020 das öffentliche Leben heruntergefahren. Auch die Gastronomie musste wochenlang schließen.

Essen und Getränke konnten nur zum Mitnehmen verkauft werden. Hotels durften keine Touristen mehr aufnehmen. Das traf auch das Schloss Diedersdorf, einen familiengeführten Betrieb mit Hotel, mehreren Restaurants und großem Biergarten südlich von Berlin. Eigentümer Thomas Worm und seine Tochter Salina beziffern ihre Einbußen mit 5438 Euro am Tag – durch entgangenen Gewinn und laufende Kosten. Die Familie bekam zwar 60.000 Euro Soforthilfe. Aber diese Summe deckt gerade einmal elf Tage ab, wie ihr Anwalt in der BGH-Verhandlung des Falls am 3. März vorrechnete.

Die Worms wollten erreichen, dass das Land Brandenburg ihnen eine Entschädigung von mindestens 27.000 Euro zahlen muss. Die genaue Schadenshöhe wäre nachträglich bestimmt worden. Die Klage hatte am Potsdamer Landgericht und am Oberlandesgericht Brandenburg keinen Erfolg. Nun wies der BGH auch die Revision zurück.

(dpa/KG)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Dirk Iserlohe
Corona-Entschädigungen
Corona-Entschädigungen

Dirk Iserlohe reicht Verfassungsbeschwerde per Eilantrag ein

Bisherige rechtliche Schritte wurden abgewiesen. Dennoch gibt Dorint-Aufsichtsrat Dirk Iserlohe nicht auf. Per Eilantrag fordert er erneut die Gleichstellung ein und kämpft weiter für gerechte Corona-Hilfen.
Dirk Iserlohe
Corona-Entschädigung
Corona-Entschädigung

Bundesgerichtshof lässt Nichtzulassungsbeschwerde zu Corona-Schadenersatz zu

Seit 2020 klagt die Kölner Dorint Hotelgruppe in 14 Bundesländern für die Gleichbehandlung der größeren und mittelständischen Hotelunternehmen bei der staatlichen Kompensation von Finanzschäden aus den Corona-Lockdowns. Jetzt verzeichnet man einen ersten Teilerfolg. 
Am 17.09. startet die Wiesn 2022.
Oktoberfest
Oktoberfest

O’zapft is – und das ohne Corona-Hygienevorschriften

Am 17. September geht es auf der Münchner Theresienwiese wieder los. Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause findet erstmals wieder das Oktoberfest statt. Obwohl die Pandemie noch immer nicht ganz überstanden ist: Spezielle Hygienemaßnahmen sind nicht vorgeschrieben.
Dirk Iserlohe-Aufsichtsratschef-Dorint Hotelgruppe
Corona-Entschädigung
Corona-Entschädigung

Dorint-Aufsichtsratschef Dirk Iserlohe kämpft weiter

Staatssekretär Sven Giegold hatte dem Dorint-Aufsichtsratschef Dirk Iserlohe in einem Schreiben zu verstehen gegeben, dass dieser mit seiner Forderung nach Gleichstellung der verbundenen Unternehmen der Tourismusindustrie falsch läge. Der Dorint-Aufsichtsratschef will dennoch nicht aufgeben und kämpft weiter um die Rechte der großen mittelständischen Hotelunternehmen.
Dirk Iserlohe-Aufsichtsratschef-Dorint Hotelgruppe
Corona-Entschädigung
Corona-Entschädigung

Aufsichtsratchef Dirk Iserlohe appeliert an Wirtschaftsminister Habeck

In seinem aktuellen Brief an Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck appelliert Dorint-Aufsichtsratschef Dirk Iserlohe mit Nachdruck an den Minister, dass die Größe des Betriebes nicht zu einer Wettbewerbsverzerrung und Diskriminierung führen darf.
Neues Infektionsschutzgesetz
Neues Infektionsschutzgesetz

Ab Mitte März Hotspot-Regelung

Nach langem Hin und Her hat sich die Ampel-Regierung auf ein neues Infektionsschutzgesetz geeinigt. Ab dem 20. März sollen die Corona-Schutzmaßnahmen größtenteils aufgehoben werden – mit Spielräumen für die Länder.
Hotelkonzepte
Hotelkonzepte

Tagungshotels beweisen Stärke in der Krise

Während der Pandemie hat sich so manches Tagungshotel neu aufgestellt. Den entscheidenden Vorteil bei der neuen Konzeptentwicklung sieht Hotelexperte Reinhard Peter vor allem in der gegenseitigen Unterstützung der inhabergeführten Hotels. 
Richterhammer
Urteil
Urteil

Gastwirt verliert Streit über Betriebsschließungsversicherung

Zum ersten Mal beschäftigte sich der Bundesgerichtshof mit einem Streit über die Betriebsschließungsversicherung. Das Urteil: Je nach Formulierung muss diese nicht für Ausfälle infolge von Lockdowns während der Pandemie aufkommen.
Mietvertrag, Schlüssel und Stift
BGH-Urteil
BGH-Urteil

Keine faire Risikoverteilung bei Mietzahlungspflicht

Durch das BGH-Urteil zur Mietzahlungspflicht während Corona wird das Risiko nicht fair zwischen Mieter und Vermieter verteilt, meint der Dehoga NRW. Der Branchenverband fordert eine Stundungsverlängerung über 2022 hinaus.