Betrug und Untreue

Gourmet-Essen für 83.000 Euro: Frau von Regierungschef wegen Betruges angeklagt

Benjamin Netanjahu und seine Frau Sara
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (r) und seine Frau Sara nehmen am 01.07.2017 am europäischen Trauerakt für den verstorbenen Altkanzler Helmut Kohl im EU-Parlament in Straßburg teil. (Foto: dpa)
Um mehrere Zehntausend Euro soll die Frau des israelischen Regierungschefs, Sara Netanjahu, den Staat betrogen haben, indem sie Hunderte Essen aus Gourmet-Restaurants bestellte – obwohl die Familie Köchinnen beschäftigt.
Freitag, 22.06.2018, 09:07 Uhr, Autor: Markus Jergler

Die Anklage gegen Sara Netanjahu, Ehefrau des israelischen Ministerpräsidenten, lautet: Betrug und Untreue. Doch nicht nur sie, auch ein Mitarbeiter des Büros des Ministerpräsidenten steht vor Gericht, wie das Justizministerium am Donnerstag mitteilte. Der 59-jährigen Netanjahu wird vorgeworfen, gemeinsam mit dem Mitarbeiter in Restaurants Essen im Wert von umgerechnet rund 83.000 Euro nach Hause bestellt zu haben, obwohl die Familie Köchinnen beschäftigte. Dies habe gegen die Regeln verstoßen.

„Absurd und wahnhaft“
Sara Netanjahu weist die Vorwürfe zurück. Ihre Anwältin bezeichnete sie als „absurd und wahnhaft“. Von Seiten des Justizministeriums heißt es dagegen, sie habe ihren „Status als Ehefrau des Ministerpräsidenten missbraucht“. Netanjahu soll Hunderte Gerichte in Restaurants bestellt haben und das Geld dafür vom Büro des Ministerpräsidenten erhalten haben. Gleichzeitig seien Köchinnen in der Residenz des Regierungschefs beschäftigt gewesen. Die Frau von Benjamin Netanjahu und der Mitarbeiter hätten dies allerdings verschleiert, hieß es in der Mitteilung des Gerichts.

In einem Schreiben von Netanjahus Anwälten heißt es: „Die Frau des Ministerpräsidenten, die keine Staatsbedienstete ist, kannte die Abläufe nicht einmal.“ Zudem habe sie das Essen nicht selbst bestellt. Dies habe ein anderer Mitarbeiter übernommen. Darüber hinaus sei das Essen auch für Gäste bestimmt gewesen, deren Bewirtung wiederum aus einem anderen Budget finanziert werde.

Das Ministerium sieht das anders. Netanjahu habe den Mitarbeiter mehrfach dazu gedrängt, ihr Konsumgüter oder Leistungen zu besorgen, von denen sie wusste, dass sie nicht im Budget des Büros enthalten sind. Der Mitarbeiter habe ihrem Willen nachgegeben. Die Angeklagten hätten die Regeln für die Verwaltung der Ausgaben der Residenz umgangen, um auf betrügerische Weise verschiedene Ausgaben der Beschuldigten und ihrer Familienmitglieder auf Staatskosten zu finanzieren, hieß es in der Mitteilung des Gerichts. Auch soll sie bei privaten Veranstaltungen unrechtmäßig Kellner und Chefköche beschäftigt haben.

Es sei auch nicht das erste mal, dass Sara Netanjahu Ärger mit der Justiz habe. Zwei Hausangestellte hatten erfolgreich gegen Netanjahu geklagt, weil sie schlecht behandelt worden waren. Das israelische Radio sprach nach einem der Urteile von einer „Atmosphäre der Angst“, die im Wohnsitz des Ministerpräsidenten geherrscht habe. (dpa/MJ)

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