Gastronomen sollen Milliarden an Steuern hinterziehen
Laut einem Bericht der Tagesschau erfüllt jede zweite Gastro-Kasse noch nicht die gesetzlichen Anforderungen. Die sechsjährige Übergangsfrist für Wirte und Betriebe wurde demnach von vielen Unternehmen nicht genutzt. Ein Sprecher des deutschen Kassenherstellers Vectron sagte dem Nachrichtenmagazin, dass 30 bis 40 Prozent aller deutschen Betriebe ihr Kassensystem noch nicht an die neue Gesetzeslage angepasst hätten.
Jürgen Benda, Leiter der Rechts- und Steuerabteilung beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA), nimmt die Branche in Schutz. „Ein älterer Herr, der irgendwo im Süden, im tiefsten ländlichen Raum, ein Restaurant hat, der kriegt im Zweifel doch nichts mit, wenn der keine Zeitung liest“, wird Benda auf tagesschau.de zitiert.
Jedes Jahr 6 Milliarden Euro
Edo Diekman vom niedersächsischen Landesamt für Steuern sagte gegenüber der Tagesschau, dass die hohe Zahl an Steuerbetrügern vor allem in der Tatsache begründet liege, dass in der Gastronomie sehr viel bar bezahlt werde. „Diese Erfahrung haben wir aus der Auswertung der niedersächsischen Landesstatistik gemacht“, so Diekman. Oft müsse deshalb bei Betriebsprüfungen durch das Finanzamt die Steuerfahndung hinzugezogen werden. Laut einer Berechnung des ehemaligen nordrhein-westfälischen Finanzministers Norbert Walter-Borjans, werden in der deutschen Gastronomie Jahr für Jahr rund sechs Milliarden Euro Steuern hinterzogen.
Was fordern die neuen Regelungen?
Die Steuerhinterziehung soll durch elektronische Kassensysteme eingedämmt werden, so das Ziel der neuen Regeln. Bislang ist es mit bestimmten Softwareprogrammen aber nach wie vor möglich Bilanzen zu manipulieren, um so einen möglichen Steuerbetrug zu erleichtern. „Die Programme werden als Spiele getarnt auf die Kassensysteme aufgespielt. Man öffnet dieses Spiel und gibt einen Code ein, den einem der Hersteller genannt hat“, erklärt Bendix Sander, Geschäftsführer eines Hamburger Fischrestaurants der Tagesschau. Nach Eingabe des Codes sei es beispielsweise ganz einfach möglich, zehn Prozent des Umsatzes zu löschen. Für Sander sind diese Steuerbetrüger eine Gefahr. Durch das gewonnene Schwarzgeld könnten diese Mitbewerber leichter günstigere Preise für ihre Speisen und Getränke anbieten. (tagesschau.de/MJ)