Bürokratie

Finanzamt lehnt Ausnahmen von Bonpflicht ab

Ein Stapel Kassenbons
Keine Ausnahmen bei der Bonpflicht – dies ist bisher der Grundtenor der Finanzämter, wie auf eine Anfrage hin jetzt ans Tageslicht kam. (© patpitchaya/stock.adobe.com)
In rheinland-pfälzischen Finanzämtern wurden bisher 180 Anträge auf Befreiung von der Bonpflicht bearbeitet. Sämtliche Bitten wurden abgelehnt, da Umweltbelastung und Gesundheitsgefährdung nicht als Gründe zählen.
Donnerstag, 20.02.2020, 09:57 Uhr, Autor: Thomas Hack

Die neue Bonpflicht nervt nicht nur Kunden, Händler und Gastronomen, sondern auch Umweltschützer. Viele Betroffene haben gehofft, wenigstens bei Kleinstbeträgen wie bei Brötchen, von der neuen Bürokratieregelung ausgenommen zu werden und haben alleine in den rheinland-pfälzischen Finanzämtern insgesamt 180 Anträge auf Befreiung gestellt. Die Reaktion: Alle Anträge wurden abgelehnt. Das teilte das Finanzministerium in Mainz auf Anfrage des CDU-Abgeordneten Martin Brandl mit. Bis zum Stichtag 15. Januar 2020 seien insgesamt 251 Anträge eingegangen, davon die meisten (83) vom Einzel- und Großhandel wie Apotheken und Bäckereien. Händler müssen seit Jahresbeginn auch beim Kauf von Brötchen, Bratwurst oder einer Kugel Eis einen Kassenbon ausgeben. Viele Unternehmen kritisieren dies als „sinnlose Zettelwirtschaft“.

Umweltschutz und Gesundheit sind keine Argumente für die Ämter

Von den 251 Anträgen seien bereits 180 abschließend bearbeitet worden, teilte das Finanzministerium mit. In keinem Fall sei die Befreiung bewilligt worden. „Nach Auskunft der Finanzämter haben sich die abgelehnten Anträge vorrangig auf Aspekte des Umweltschutzes, der gesundheitlichen Belastung durch Thermopapier, das fehlende Interesse der Kunden am Beleg oder die Mehrkosten für Bonrollen gestützt“, hieß es. Die genannten Gründe reichten für sich allein nicht für eine Bewilligung von Erleichterungen aus. Die Entscheidung über die restlichen 71 Anträge steht dem Ministerium zufolge noch aus.

„Kein Zeichen für mittelstandsfreundlichen Umgang“

Brandl zeigte sich enttäuscht von der Ablehnung. „Viele vor allem kleinere Unternehmen haben darauf vertraut, dass es in angemessenen Fällen zu einer Ausnahme von der Kassenbonpflicht kommen kann“, sagte der Abgeordnete dazu. Die Ablehnung sei „kein Zeichen für einen mittelstandsfreundlichen Umgang mit den Auslegungsmöglichkeiten der neuen Vorschriften“. (lrs/TH)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Ein Kassenrolle mit Bons
Studie
Studie

Bonpflicht spaltet die Verbraucher

Quittungen für Kleinstbeträge an der Eisdiele oder beim Bäcker? Viele Bundesbürger lehnen die Bonpflicht ab – vor allem aus Umweltgründen. Doch auch die Gruppe der Befürworter ist relativ groß…
Ein Richter im Gericht
Eilanträge
Eilanträge

Gastgeber klagen gegen Coronaschutzverordnung

In Rheinland-Pfalz haben mehrere Gastronomen und ein Hotelier Klagen gegen die coronabedingte Schließung ihrer Betriebe eingereicht.
Ein Dokument mit der Aufschrift Kurzarbeit
Ratgeber
Ratgeber

Kurzarbeitergeld: Wann Steuern nachzuzahlen sind

Der Bezug von Kurzarbeitergeld kann unter Umständen zu Steuernachzahlungen für den Arbeitnehmer führen. Wann dies der Fall ist, haben jetzt Fachexperten dargelegt.
Eine Familie an einem Flughafen
Gerichtsurteile
Gerichtsurteile

Airlines dürfen bei Umbuchung Aufpreis verlangen

Das OLG Köln hat dieser Tage entschieden: Sofern ein Flug aufgrund der Coronakrise annulliert wird, darf die Airline bei einer Umbuchung einen Aufpreis verlangen.
Christian Lindner
Politik & Gastgewerbe
Politik & Gastgewerbe

Lindner rechnet mit Klagewelle gegen Lockdown

Die jüngsten Beschlüsse von Bund und Ländern sind nicht nur für das Gastgewerbe unverständlich, sondern auch für FDP-Chef Christian Lindner. Er rechnet nun mit erfolgsversprechenden Klagen.
Besteck in einem Restaurant
Corona-Politik
Corona-Politik

NRW-Gastgewerbe pocht auf verbindliche Öffnungsperspektiven

Auch in Nordrhein-Westfalen wird seitens des Gastgewerbes der Druck auf die Politiker erhöht: Die Branche fordert klare Perspektiven und legt einen ausgefeilten Stufenplan für Öffnungen vor.
Wien
Corona
Corona

Österreich beginnt mit Lockerungen

Trotz relativ hoher Infektionszahlen will Österreich durch erste Öffnungen und vermehrte Corona-Tests etwas Normalität zurückerlangen. Ein neuer Lockdown sei aber nicht ausgeschlossen.
Homeoffice
Baden-Württemberg
Baden-Württemberg

BW verhängt Homeoffice-Verbot in Hotelzimmern

Baden-Württembergs Hotels dürfen keine Zimmer mehr als „Home-Offices“ vermieten, wie das grün geführte Sozialministerium des Landes erklärte. Der Dehoga hält dies für wenig sinnvoll.
Ein Flugzeug
Urlaub 2021
Urlaub 2021

Reiseveranstalter großzügig bei Stornierungsregeln

Mittels großzügiger Regelungen hinsichtlich Stornierungen möchten Reiseunternehmen mehr Buchungen generieren und ihre Liquidität sichern. Auch Flex-Tarife sind eine Option.