EuGH-Urteil

Airbnb ist ein „Dienst der Informationsgesellschaft“

Richterhammer und Justizia
Nach dem EuGH-Urteil werden die Forderungen nach einheitlichen, klaren und EU-weiten Regelungen für Airbnb & Co immer lauter. (© Studio_East/stock.adobe.com/prima91/stock.adobe.com)
Klage des französischen Tourismusverbandes wurde abgewiesen. Kritik an dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes kommt auch von österreichischen Branchenvertretern.
Montag, 23.12.2019, 11:57 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat vor wenigen Tagen die Quartiervermittlungsplattform Airbnb als „Dienst der Informationsgesellschaft“ eingestuft, also als App-Anbieter und nicht als Immobilienmakler. Der französische Tourismusverband Ahtop hatte gegen Airbnb Beschwerde eingelegt wegen des Verdachts, dass das Unternehmen als Wohnungsmakler tätig sei und damit eine entsprechende Lizenz benötige. Die EuGH-Richter stützten ihre Urteilsbegründung dabei auf die EU E-Commerce Richtlinie aus dem Jahr 2001.

Das EuGH-Urteil im Rechtsstreit zwischen Frankreich und Airbnb sei zu akzeptieren, zeigt aber auch gleichzeitig wie wichtig ein modernes Rahmenwerk für die digitale Welt von heute ist, kommentiert Michaela Reitterer, Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung, die Entscheidung: „Ob Vorschriften aus dem Jahr 2001 für digitale Geschäftsmodell von heute noch passend sind, halte ich für mehr als fraglich.“

E-Commerce-Richtlinie muss überdacht werden

Kritik an dem Urteil kommt auch von Seiten der Wirtschaftskammer: „Das EuGH-Urteil ist ein Schritt in die komplett falsche Richtung. Damit können sich touristische Plattformen wie Airbnb auf längst nicht mehr zeitgemäße Regelungen berufen, sich weiterhin einem fairen Wettbewerb entziehen und die transparente Zusammenarbeit mit Städten ablehnen“, ärgert sich Dominic Schmid, Fachgruppenobmann der Hotellerie der Wirtschaftskammer Wien. „Die EU-Kommission muss in der technischen Neuzeit ankommen und die E-Commerce-Richtlinie völlig neu überdenken“, so Schmid. Denn das EuGH-Urteil basiert auf der E-Commerce-Richtlinie aus dem Jahr 2000. „Da gab es noch keine Smartphones, geschweige denn Apps“, erklärt Schmid.

Es sei an der Zeit, nun endlich klare Regeln für touristische Plattformen wie Airbnb & Co zu schaffen – und das in ganz Europa. „Betriebe brauchen Rechtssicherheit. Wir müssen hier endlich in der Gegenwart ankommen und klare Regeln festsetzen, die Steuergerechtigkeit, Transparenz und Sicherheit gewährleisten“, sagt Schmid und fordert eine bundesweite Registrierung zur Datenoffenlegung – denn nur so könnten alle in die Pflicht genommen werden.

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Ein Corona-Test
Coronapolitik
Coronapolitik

Regierung plant Vereinfachungen für Reiserückkehrer

Reiserückkehrer aus Corona-Risikogebieten müssen derzeitig noch einen negativen Test vorweisen bzw. sich testen lassen und andere Auflagen erfüllen. Nun sind seitens der Regierung wohl Vereinfachungen geplant.
Geld am Strand
Tourismuspolitik
Tourismuspolitik

Kabinett beschließt neue Insolvenzregelung für Reiseveranstalter

Die deutsche Bundesregierung will Urlauber im Falle einer Insolvenz von Reiseunternehmen zukünftig mit einem Fond absichern.
Ein Kamel in Ägypten
Tourismus
Tourismus

Kabinett verlängert Reisewarnungen in 160 Länder

Sommerurlaub in EU-Staaten ist prinzipiell wieder möglich. Doch die Bundesregierung hat die Reisewarnungen für 160 andere Länder nun bis Ende August verlängert.
3 Motorräder an der kroatischen Küste
Motorradfahrverbot in Tirol
Motorradfahrverbot in Tirol

„Tourismus als Bauernopfer“

In einigen Tiroler Tälern ist aktuell eine Regelung in Kraft getreten, die besonders „laute“ Motorräder aussperrt. Leidtragende sind die örtlichen Gastronomen und Hoteliers.
Eine Touristin
Tourismus
Tourismus

Regierung macht Weg für Sommerurlaub frei

Doch ab in den Süden? Ein Eckpunktepapier der Bundesregierung weist den Weg für einen Start in den Sommerurlaub in Europa. Details müssen allerdings noch geklärt werden.
Markus Söder
Exit-Strategien
Exit-Strategien

Söder schlägt finanzielle Förderung von Deutschland-Urlauben vor

CSU-Chef Markus Söder denkt über die Förderung von Urlauben im eigenen Land nach. Hinsichtlich Auslandsurlauben zeigt er sich jedoch sehr zurückhaltend.
Geschlossener Strand
Coronapolitik
Coronapolitik

Bundesregierung verlängert Reisewarnung bis 14. Juni

Die derzeitige Reisewarnung wurde von der deutschen Bundesregierung bis zum 14 Juni verlängert. Doch da haben manche Bundesländer bereits Ferien…
Übergabe eines Wohnungsschlüssels an einen Touristen
Airbnb
Airbnb

Bis zu 40.000 Euro Strafe für illegale Vermieter

Innsbruck kündigte dieser Tage strengere Kontrollen für Online-Vermietungen an. Rund 1.500 Wohnungen sollen durch Airbnb & Co dem Wohnungsmarkt entzogen sein.
Eine wilde Party mit Alkohol
„Trinktourismus“
„Trinktourismus“

Mallorca plant Anti-Alkohol-Gesetz

Der Verkauf und Konsum von Alkohol auf der Baleareninsel soll zu künftig streng reglementiert werden – bei Zuwiderhandlung drohen Gastronomen hohe Geldstrafen und eine Lokalschließung von bis zu drei Monaten.