Absurder Bierdeckelstreit erhitzt die Gemüter
Ein Bierdeckel aus dem Hofbräuhaus Traunstein mit dem Foto des eng umschlungenen Besitzerpaares hat den Deutschen Werberat in Berlin auf den Plan gerufen. Das Bild zeigt Brauereichef Maximilian Sailer, der seiner Frau Brigitte ein inniges Bussi gibt – während sie ein volles Weißbierglas anhimmelt. „Hilft in Sekunden – wirkt für Stunden“, ist dazu zu lesen. Der Bierdeckel werde seit 2005 in Millionenauflage verteilt und liege in zahlreichen Gaststätten auf den Tischen, sagte Geschäftsführer Josef Schumacher. „Selbstverständlich bleiben wir dabei. Da wird nichts geändert. Da sind wir wie die kleinen Gallier gegen die fernen Römer.“ Zuerst hatte das Online-Portal Chiemgau24 über den Bierdeckelstreit berichtet. „Wir haben Beschwerden dazu erhalten und das Unternehmen zur Stellungnahme aufgefordert“, hieß es beim Werberat. Die Selbstkontrolleinrichtung der Werbewirtschaft hatte im Februar an die Brauerei geschrieben, der Slogan in Verbindung mit den „sich umarmenden Protagonisten“ suggeriere, der Konsum von Alkohol könne „zu einem leichteren, unbeschwerten Lebensgefühl, auch im zwischenmenschlichen Bereich“ beitragen. „Dies könne als Aufforderung zu missbräuchlichem Alkoholkonsum missverstanden werden.“
„Hopfen und Malz erleichtern die Balz“
Dass Alkohol zum entspannteren Umgang im zwischenmenschlichen Bereich beitrage, sei schließlich richtig, sagte Schumacher. „Da hat der Werberat recht“, sagte er. „Hopfen und Malz erleichtern die Balz.“ In Kürze werde die Brauerei ein Online-Voting starten, um herauszufinden, wie der Bierdeckel bei den Kunden ankomme. „Wir haben uns entschlossen, dass wir die Bevölkerung befragen.“ Die vom Werberat angeführten Beschwerden seien vermutlich Einzelmeinungen. „Das wird sich klären durch das Online-Voting“, sagte Schumacher. Bei der Brauerei frage man sich, warum der Werberat ausgerechnet jetzt auf den Bierdeckel aufmerksam werde. „Wir verstehen es zwar nicht, aber wir sind ihm auch nicht böse.“ Die Aufmerksamkeit für die Brauerei sei gestiegen. „Es ist wie ein Elfmeter ohne Tormann.“ Ein Kunde aus dem Raum Weilheim-Schongau erkundigte sich per Email schon, ob es das Bier auch in seiner Gegend gebe. „Ich kann gar nicht mehr soviel Bier zur Entspannung trinken, wie mich dieses scheinheilige Korrektnessgetue ärgert“, schrieb der Mann. „Lassen Sie sich nicht beeinträchtigen von preißischen Gschaftlhubern.“
„Das Dirndl ist keine Burka!“
Schon früher war das Hofbräuhaus Traunstein ins Blickfeld des Werberates geraten. Auf einem Bierdeckel, der Schumacher zufolge seit 2001 im Umlauf ist, ist eine Kellnerin mit tiefem Ausschnitt und zwei Maß Bier abgebildet – mit der Frage: „Was darf’s sein?“ Das hatte der Werberat 2017 als sexistisch gerügt. Auch hier blieb das Hofbräuhaus bei seinem Deckel. „Das ist eine fesche Kellnerin. Das Dirndl ist keine Burka. Das muss man mal festhalten“, sagte Schumacher. Auch damals startete die Brauerei ein Online-Voting, 94 Prozent von mehr als 17 000 Stimmen seien für den Bierdeckel gewesen. Nur ein Plakat verwendet die Brauerei nach Angaben des Marketings nicht mehr. Es zeigt einen Schwarzen in einer Lederhose und trug die Aufschrift „A Preiß kon nie a Bayer werdn, a Neger aber scho.“