Wirtschaftsdialog

„Was kommt nach der Pandemie?“

Diskussionsrunde
Der Wirtschaftsdialog „Die Zukunft des Gastgewerbes – Was kommt nach der Pandemie?“ kamen Vertreter des Gastgewerbes zu Wort. (Foto: © aerogondo/stock.adobe.com)
Der erneut verlängerte „Lockdown light“ droht, die Existenzgrundlage vieler Restaurants, Caterer und Hotels zu zerstören – trotz funktionierender Hygienekonzepte und getätigter Investitionen. Im Wirtschaftsdialog der FDP beschäftigen sich Politik und Vertreter des Gastgewerbes mit der Frage, wie es nach der Pandemie weitergeht.
Freitag, 11.12.2020, 09:56 Uhr, Autor: Natalie Ziebolz

Wie wird es weitergehen? Was kommt nach der Pandemie? Wie wird die Branche dann aussehen? Fragen, die sich zurzeit sicherlich viele Gastronomen und Hoteliers stellen. Beim Wirtschaftsdialog „Die Zukunft des Gastgewerbes – Was kommt nach der Pandemie?“ der FDP diskutierten Vertreter der Branche genau diese Frage. Neben dem Tourismuspolitischen Sprecher der Fraktion, Marcel Klinge, waren Ursula Schelle-Müller (CMO der Motel One Group), Andreas Kämpf (Inhaber des Curry-Paule) und Mirko Silz (Vorstandsvorsitzender der FR L’Osteria SE/ Mitglied des BdS-Präsidiums) anwesend. Christian Lindner (FDP) wurde durch den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der FDP Christian Dürr vertreten.

„Die Gäste sind loyal, sie unterstützen uns“

Bevor um das eigentliche Thema gehen sollte, gaben die Gäste zunächst Einblick in ihre derzeitige Situation. So erzählt Mirko Silz, dass die L’Osteria Verluste durch ihren Lieferdienst abfangen konnte: „Wir machen gerade etwas 30 bis 35 Prozent des Umsatzes aus der Vor-Krisen-Zeit.“ Insgesamt so der Unternehmen würden ohne die Betriebe der Franchisenehmer dennoch rund 30 Millionen Euro fehlen in diesem Jahr. Doch er sieht auch Positives: „Die Gäste sind loyal, sie unterstützen uns und man spürt, dass die Gastronomie von Klein und Groß tierisch vermisst wird.“

Auch die Motel One Group erwartet in diesem Jahr Verluste von 95 Millionen. „Gerade während des Lockdown light haben wir eine Auslastung von 10 Prozent – und wir haben leider nicht die Möglichkeit ein Hotelzimmer oder Hotelbett to go anzubieten“, erläutert Ursula Schelle-Müller. Der Sommer habe jedoch auch gezeigt, dass wenn die Gäste reisen dürfen, sie dies auch gerne machen. Mit einem guten Kostenmanagement und Kurzarbeit habe das Unternehmen im Sommer sogar den Break-Even-Point erreicht.

„Auch Politiker wissen nicht, was zu tun ist“

Schnell dreht sich das Gespräch jedoch um die derzeitige Corona-Politik: „Der vernünftige Umgang mit Corona wird einem gar nicht so einfach gemacht“, leitet Christian Dürr ein, der selbst einen milden Verlauf der Krankheit hinter sich hat. Sonntags die Hotline zu erreichen oder auf der Webseite des Bundesgesundheitsministeriums an Informationen zu kommen, sei gar nicht so einfach. „Auf der Seite war eine Empfehlung, die zum Video-Podcast der Kanzlerin führte. Darin sagt sie, dass Corona gefährlich sei. Das wusste ich, ich wollte wissen was ich tun soll“, berichtet Dürr und fügt hinzu: „Also auch Politiker wissen nicht so richtig was zu tun ist. Das hat mich ehrlich gesagt erschüttert.“

Kritik äußern die Gesprächspartner vor allem an der schlechten Kommunikation, falschen Versprechungen, der fehlenden Planungssicherheit und unverständlichen Maßnahmen. „Das was wir die letzten Wochen erlebt haben ist ein Trauerspiel, weil man wusste glaube ich schon im Juli schon, dass der Winter kommt“, fasst Dürr zusammen. Auch die Tatsache, dass die Branche ihre Hausaufgaben gemacht und Hygienekonzepte entwickelt hat, anschließend jedoch trotzdem schließen musste, stößt auf Unverständnis. Der Konsens: Es fehlt an Wertschätzung.

Das Gastgewerbe muss attraktiver werden

Mit der Kritik hätten die Gesprächspartner wohl Stunden verbringen können, Mirko Silz versuchte jedoch immer wieder die Diskussion auf das eigentliche Thema des Wirtschaftsdialogs zurück zu führen: „Wir sind es unseren Mitarbeitern schuldig, zu erörtern, was uns in Zukunft erwartet.“ Im Dialog, so der L’Osteria Chef, müssten Politik und Branche zusammen die Branche zukunftsfähig machen.

Wie genau dies geschehen soll, da gehen die Meinungen vor allem bei dem Systemgastronomen und dem Imbiss-Betreiberauseinander. Silz ist für attraktive Löhne, Curry-Paule hält dagegen, dass vor allem für kleine Betriebe, die jetzt bereits nichts mehr haben, alleine die Mindestlohnanhebung im nächsten Jahr schwer zu stämmen seien. Zu einem Konsens kommen sie an diesem Abend nicht, klar ist jedoch: Das Gastgewerbe muss, um für gute Mitarbeiter und junge Nachwuchstalente attraktiv zu sein, künftig mit langfristigen Rahmenbedingungen den Mitarbeitern eine Zukunftsperspektive geben.

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Richterhammer und Rechtsbuch
L’Osteria und Little London
L’Osteria und Little London

Gastronomen gehen gegen Sperrstunde vor

Mit den strengeren Corona-Maßnahmen wurde in vielen Bundesländern eine Sperrstunde für die Gastronomie eingeführt. Für Gastronomen wie Mirko Silz und Thomas Hirschberger ein No-Go. Sie prüfen rechtliche Schritte.
Medizinmitarbeiter lehnt sich mit Corona-Test in ein Auto
L’Osteria Köln Lövenich
L’Osteria Köln Lövenich

Erstes Drive-thru-Test-Center gestartet

Kent Hahne, Founder und CEO der MCH 3 und größter Franchisenehmer der L’Osteria SE, eröffnet das erste Drive-thru-Test-Center auf dem Parkplatz der L’Osteria Köln Lövenich.
BdS-Hauptgeschäftsführerin Andrea Belegante und Mirko Silz, Mitglied des BdS-Präsidiums und CEO FR L'Osteria SE
Wirtschaftsgipfel
Wirtschaftsgipfel

„Hier müssen Hilfen fließen, sonst ist der Ofen aus“

BdS-Hauptgeschäftsführerin Andrea Belegante und BdS-Präsidiumsmitglied Mirko Silz haben beim Wirtschaftsgipfel ihre Forderung nach einer Öffnungsstrategie bekräftigt und Nachbesserungen bei den Coronahilfen angemahnt.
Mirko Silz, Vorstandsvorsitzender der FR L’Osteria SE
Statement
Statement

„Die Zerstörung unserer Branche muss ein Ende haben!“

Es müsse endlich politische Verantwortung für die Versäumnisse und Falschaussagen der letzten Monate übernommen werden, fordert Mirko Silz, Vorstandsvorsitzender der FR L’Osteria SE, in einem Statement zu den aktuellen Beschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz.
Motel One München-Hauptbahnhof
Meilenstein
Meilenstein

Motel One Group hat ihr 100. Hotel eröffnet

Mit der Eröffnung des Motel One München-Hauptbahnhof feiert die Motel One Group einen bedeutenden Meilenstein: Es ist das 100. Hotel der Design- und Budgetmarke.
Motel One
beOne Membership
beOne Membership

Motel One stärkt Treueprogramm

„Switch On – beOne“: Die Motel One Group hat ihr „beOne Membership“-Programm weiterentwickelt. Ziel ist es, die Kundenbindung weiter zu stärken. 
Motel One
Expansion
Expansion

Motel One Group auf Expansionskurs

Mit zwei starken Marken setzt die Hotelgruppe ihren Wachstumskurs fort. Nun wurde das 100. Hotel in München übernommen. Weitere Standorte in dynamischen Metropolen sollen das Portfolio erweitern. 
Dieter Müller, Gründer der Hotelkette Motel One.
Verkauf
Verkauf

Motel One: Finanzinvestor erwirbt Mehrheit

Laut mehreren aktuellen Medienberichten hat sich der Gründer der Münchner Hotelkette, Dieter Müller, entschieden, die Mehrheit seines Unternehmens zu verkaufen. Der Kaufpreis soll unter Verschluss gehalten werden. 
Promis, Pizza- und Pasta-Fans feierten in Hamburg diesen Meilenstein der Markengastronomie.
Meilenstein
Meilenstein

L’Osteria eröffnet 200. Restaurant in Europa

Nach dem erfolgreichen Jubiläumsjahr anlässlich des 25. Geburtstag von L’Osteria steht nun ein weiterer Meilenstein an: In Hamburg öffnete das 200. Restaurant der Markengastronomie in Europa seine Türen.