Was bringt mehr Dunkelheit am Abend?
Ab 2021 soll sie jetzt also wirklich kommen, die Abschaffung der Zeitumstellung in der EU, wie dieser Tage entschieden wurde. Man könnte sich natürlich fragen, wie viele der Leute, die das zweimal jährliche Umstellen der Uhr um eine Stunde als lebensbedrohend ansehen, gerne mal übers Wochenende nach London fliegen (1 Stunde Zeitunterschied) oder für eine Woche in die Dom-Rep (5 Stunden Zeitunterschied). Und man könnte alle Gastronomen, Köche und Kellner fragen, welches biologische Wunder ihr Überleben sichert, denn ein um eine Stunde veränderter Schlafrhythmus soll Gerüchten zufolge in dieser Branche deutlich häufiger vorkommen als zweimal im Jahr. Aber sei’s drum. Wir leben in einer Empörungswelt und wer an den letzten Sonntag im März oder Oktober denkt, hat gefälligst Schnappatmung zu bekommen und dieses auch der ganzen Welt per Twitter mitzuteilen.
Dass die EU außerdem gerade bei einem Thema Bürgernähe demonstrieren will, das zwar ausnahmslos alle EU-Bürger betrifft, sich dabei aber auf ein Votum (2018 konnten alle EU-Bürger im Internet über die Abschaffung der Sommerzeit abstimmen, teilgenommen daran haben aber fast ausschließlich Deutsche und Österreicher) von weniger als einem Prozent aller EU-Bürger stützt, ist ein weiteres Kuriosum.
Mitten im Sommer um 19 Uhr schon finster?
Das Problem für unsere Branche besteht eher darin, dass mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit künftig eine Zeitgrenze mitten durch die wichtigsten Länder der EU gehen wird. Denn Deutschland tendiert so wie Österreich zur ganzjährigen Sommerzeit, Frankreich wohl eher zur Winterzeit, weil dort sonst im Winter an der Atlantikküste die Somme erst am späten Vormittag aufgehen würde. Das hätte nicht unwesentliche Auswirkungen auf den Tourismus, speziell auf den Flugverkehr. Noch viel mehr wäre von einer eventuellen ständigen Winterzeit (also eigentlich der Normalzeit) aber die Gastronomie betroffen. Zwischen Mai und September stürmen die Leute die zahllosen Schani-, Bier- und sonstigen Gastgärten. Wenn es draußen bis 20, 21 Uhr oder sogar noch länger hell ist, denkt man eben weniger ans Schlafengehen und trinkt vielleicht noch ein letztes Bier. Umsatztechnisch mit Sicherheit kein Nachteil, zumal sich der Wirt auch täglich eine Stunde die Gartenbeleuchtung spart, was sich auf jeden Fall in der Stromrechnung positiv niederschlägt. Und ohne Beleuchtung würde man ohnehin eine Stunde Umsatz in der besten Zeit verlieren. Denn Normalzeit bedeutet etwa für Wien, dass es Ende August um 19 Uhr bereits stockfinster wäre.
Also eigentlich könnte man die Zeitumstellung so belassen, wie sei seit Jahrzehnten eingeführt ist und letztlich auch funktioniert. Aber wenn schon eine fixe Zeit, dann bitte zumindest in unseren Breiten die Sommerzeit. Eine permanente Winterzeit wäre für viele Gastronomen ein herber Rückschlag.