Kommentar

Was bringt mehr Dunkelheit am Abend?

Uhr mit Sommer- und Winterzeit
Wer hat an der Uhr gedreht? Die EU will in zwei Jahren ernst machen und die regelmäßige Zeitumstellung abschaffen. Für das Gastgewerbe kein ganz nebensächliches Thema. (© fotolie.com/krissikunterbunt)
Ursprünglich sollte innerhalb der EU schon 2019 die Zeitumstellung abgeschafft werden, ein neuer Zeitplan sieht 2021 vor. Speziell für die Gastronomie wäre eine permanente Normalzeit jedenfalls nachteilig.
Mittwoch, 06.03.2019, 15:30 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Ab 2021 soll sie jetzt also wirklich kommen, die Abschaffung der Zeitumstellung in der EU, wie dieser Tage entschieden wurde. Man könnte sich natürlich fragen, wie viele der Leute, die das zweimal jährliche Umstellen der Uhr um eine Stunde als lebensbedrohend ansehen, gerne mal übers Wochenende nach London fliegen (1 Stunde Zeitunterschied) oder für eine Woche in die Dom-Rep (5 Stunden Zeitunterschied). Und man könnte alle Gastronomen, Köche und Kellner fragen, welches biologische Wunder ihr Überleben sichert, denn ein um eine Stunde veränderter Schlafrhythmus soll Gerüchten zufolge in dieser Branche deutlich häufiger vorkommen als zweimal im Jahr. Aber sei’s drum. Wir leben in einer Empörungswelt und wer an den letzten Sonntag im März oder Oktober denkt, hat gefälligst Schnappatmung zu bekommen und dieses auch der ganzen Welt per Twitter mitzuteilen.

Dass die EU außerdem gerade bei einem Thema Bürgernähe demonstrieren will, das zwar ausnahmslos alle EU-Bürger betrifft, sich dabei aber auf ein Votum (2018 konnten alle EU-Bürger im Internet über die Abschaffung der Sommerzeit abstimmen, teilgenommen daran haben aber fast ausschließlich Deutsche und Österreicher) von weniger als einem Prozent aller EU-Bürger stützt, ist ein weiteres Kuriosum.

Mitten im Sommer um 19 Uhr schon finster?
Das Problem für unsere Branche besteht eher darin, dass mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit künftig eine Zeitgrenze mitten durch die wichtigsten Länder der EU gehen wird.  Denn Deutschland tendiert so wie Österreich zur ganzjährigen Sommerzeit, Frankreich wohl eher zur Winterzeit, weil dort sonst im Winter an der Atlantikküste die Somme erst am späten Vormittag aufgehen würde. Das hätte nicht unwesentliche Auswirkungen auf den Tourismus, speziell auf den Flugverkehr. Noch viel mehr wäre von einer eventuellen ständigen Winterzeit (also eigentlich der Normalzeit) aber die Gastronomie betroffen. Zwischen Mai und September stürmen die Leute die zahllosen Schani-, Bier- und sonstigen Gastgärten. Wenn es draußen bis 20, 21 Uhr oder sogar noch länger hell ist, denkt man eben weniger ans Schlafengehen und trinkt vielleicht noch ein letztes Bier.  Umsatztechnisch mit Sicherheit kein Nachteil, zumal sich der Wirt auch täglich eine Stunde die Gartenbeleuchtung spart, was sich auf jeden Fall in der Stromrechnung positiv niederschlägt. Und ohne Beleuchtung würde man ohnehin eine Stunde Umsatz in der besten Zeit verlieren. Denn Normalzeit bedeutet etwa für Wien, dass es Ende August um 19 Uhr bereits stockfinster wäre.

Also eigentlich könnte man die Zeitumstellung so belassen, wie sei seit Jahrzehnten eingeführt ist und letztlich auch funktioniert. Aber wenn schon eine fixe Zeit, dann bitte zumindest in unseren Breiten die Sommerzeit.  Eine permanente Winterzeit wäre für viele Gastronomen ein  herber Rückschlag.

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Überbrückungshilfe
Aktionsbündnis Tourismusvielfalt
Aktionsbündnis Tourismusvielfalt

„Staatliche Unterstützung auf den letzten Metern nicht verwehren!“

In einem offenen Brief an Bundesminister Peter Altmaier und Olaf Scholz appelliert das Aktionsbündnis Tourismusvielfalt (ATV), die staatlichen Überbrückungshilfen mindestens bis zum Jahresende zu verlängern.
Frustrierter Gastronom mit Mund-Nasen-Maske sitzt auf dem Boden seines geschlossenen Restaurants, um ihn herum liegen Papierdokumente, die Stühle stehen umgedreht auf den Tischen
Branchenstimmen
Branchenstimmen

„Ergebnis ist enttäuschend und nicht akzeptabel“

Angesichts der Beschlüsse des jüngsten Corona-Gipfels schwankt die Stimmung in der Branche zwischen Enttäuschung und Entsetzen. Die Verbände fordern ein sofortiges Umdenken der Corona-Politik.
Symbolfoto Kurzarbeit
Corona
Corona

Maßnahmen zur Unterstützung von Unternehmen beschlossen

In Österreich hat die Bundesregierung ein Bündel von Maßnahmen beschlossen, das ein Überleben von betroffenen Unternehmen sicherstellen soll.
Koch gibt Lehrlingen Tipps
KV-Verhandlungen
KV-Verhandlungen

Gewerkschaft fordert deutlich mehr Lohn

vida-Vorsitzender Berend Tusch macht aufgrund der Rekordzahlen in Österreichs Tourismus Druck: „Kräftiges Einkommensplus und bessere Rahmenbedingungen müssen her!“
Vertreter der deutschsprachigen Hotellerie- und Gastronomieverbände auf einem Gruppenfoto
Informationsaustausch
Informationsaustausch

Branchenvertreter warnen vor Personalmangel

Jahrestreffen der deutschsprachigen Hotellerie- und Gastronomieverbände in Luxemburg. Österreichs jüngste Arbeitszeitflexibilisierung wird international von der Branche begrüßt.
Türkischer Fußballnationaltrainer Fatih Terim
Gastronomie
Gastronomie

Türkischer Fußballnationaltrainer zerlegt Restaurant

Fatih Terim kennt bei der gastronomischen Konkurrenz seines Schwiegersohns keine Freunde. Als der Mann seiner Tochter in Alacati ein Lokal eröffnete und sich ein Mitbewerber gegenüber ansiedelte, sorgte der türkische Fußballnationaltrainer für „klare Verhältnisse“.
v.l.n.r. die Mitglieder des Dehoga Bayern: Christopher Riemensperger (Schatzmeister), Andreas Brunner (2. Vizepräsident), Michaela Schmitz-Guggenbichler (Vorsitzende des Fachbereichs Gastronomie), Angela Inselkammer (Präsidentin), Tourismusministerin Michaela Kaniber, Dr. Thomas Geppert (Geschäftsführer), Thomas Förster (1.Vizepräsident).
Aufruf
Aufruf

Kaniber fordert politische Wende für das Gastgewerbe

Die Tourismusministerin Michaela Kaniber hat sich auf dem diesjährigen Gastgebertag des Dehoga Bayern zur aktuellen Lage der Branche geäußert. In einem Statement fordert sie unter anderem die Rückkehr zum niedrigeren Mehrwertsteuersatz.
Junge Touristin in München
Entwicklung
Entwicklung

München bleibt Tourismus-Magnet

Das Bayerische Landesamt für Statistik hat Zahlen zur Tourismus-Entwicklung im August dieses Jahres bekanntgegeben. Demnach hat die süddeutsche Metropole einen Zuwachs von 28 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat erzielt. Auch im restlichen Bundesland sind die Übernachtungszahlen deutlich gestiegen.
Die Wirtsleute Raul Yigit und Andrea Schneider-Yigit vom Gasthof Blautopf
Hoffnungsschimmer
Hoffnungsschimmer

Gastronomen atmen auf: Blautopf soll doch nicht komplett gesperrt werden

Für mehrere Jahre sollte der Blautopf in Blaubeuren gesperrt werden. Das hatte für Kritik gesorgt – vor allem bei den umliegenden Gastronomiebetrieben, die um ihre Existenz fürchteten. Nun gibt es Hoffnung.