Austausch

Vereint für die Gastro im Dialog mit der Politik

V. l. n. r.: Yvonne Julitta Bollow, Guiseppe Saitta, Kemal Üres, Michael Donth, Anja Karliczek, Andreas Schwarz,  Wolfgang Kubicki, Ingmar Gabriel, The Duc Ngo, Martin Behle, Arne Anker, Philipp Vogel, Joachim Priessnitz
V. l. n. r.: Yvonne Julitta Bollow, Guiseppe Saitta, Kemal Üres, Michael Donth, Anja Karliczek, Andreas Schwarz, Wolfgang Kubicki, Ingmar Gabriel, The Duc Ngo, Martin Behle, Arne Anker, Philipp Vogel, Joachim Priessnitz (Foto: © Gastroflüsterer)
Ein Dutzend Vertreter aus Gastronomie, Handel und Politik kamen auf Einladung von „Vereint für die Gastro e. V.“ und auf Initiative von Kerstin Rapp-Schwan und Kemal Üres im Haus der Bundespressekonferenz zusammen. Im Fokus des Treffens standen die Forderungen der Branche an die Politik sowie die Diskussion möglicher Lösungsansätze. 
Mittwoch, 05.02.2025, 10:56 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

Ilona Scholl (Tulus Lotrek, Berlin), The Duc Ngo, Arne Anker (Brikz, Berlin), Philipp Vogel (Orania, Berlin) und Guiseppe Saitta (Piazza Saitta, Düsseldorf) trafen auf Andreas Schwarz (SPD), Anja Karliczek (CDU), Michael Donth (CDU) und Wolfgang Kubicki (FDP) und sprachen gemeinsam mit Kemal Üres, moderiert von Ivonne Julitta Bollow (Metro), über steigende Betriebskosten, akuten Arbeitskräftemangel und ein Dickicht regulatorischer Anforderungen.

Unterstützung erfuhren die Gastronomen vor Ort in ihren Forderungen an die Politik auch von namhaften Vertretern des Handels – Martin Behle (Metro), Joachim Priessnitz (Transgourmet) und Ingmar Behrens (German Council). 

Herausforderungen der Branche

Die Branche (250.000 Unternehmen und Betriebe mit über 6 Millionen Mitarbeitern und einem Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt von knapp 500 Milliarden Euro1) steht vor enormen Herausforderungen. Die Zahlen sind eindeutig: Laut Angaben des Statistischen Bundesamts liegt der Umsatz im Gastgewerbe inflationsbereinigt bei minus 15 Prozent im Vergleich zu 2019. Arbeitskosten sind um 34 Prozent, Energiekosten um knapp 30 Prozent und die Kosten für Nahrungsmittel um gut 25 Prozent gestiegen.

In Kombination mit der Rückkehr zu 19 Prozent Mehrwertsteuer führen die Mehrkosten zu einer durchschnittlichen Preiserhöhung von 23 Prozent pro Gericht. Den Restaurantbesuch können sich in der Konsequenz deutlich weniger Konsumenten leisten, die Gästezahl in den Restaurants ist rückläufig. Es bedarf zeitnah Lösungen.

Mehrwertsteuer für Speisen auf 7 Prozent senken

Konkrete Rechenbeispiele, dass trotz gutem Umsatz steigende Kosten dafür sorgen, dass aktuell unterm Strich nichts übrigbleibt, unabhängig von der Größe oder Ausrichtung der Betriebe, haben alle Gastronomen mitgebracht.

The Duc Ngo bringt es auf den Punkt: „Es geht um die Zukunft der Gastronomie. Nicht nur in Berlin, sondern in ganz Deutschland! Selbst mit meinen gut laufenden Betrieben haben wir 2024 kaum etwas verdient.“

Vereint fordern sie daher die Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie, unabhängig davon, wie diese zubereitet und wo sie verzehrt werden. 20 EU-Länder handhaben es bereits so und unterscheiden nicht nach gastronomischen Gattungen. Karliczek, Donth, Kubicki und Schwarz wollen sich für die Rückkehr zu 7 Prozent einsetzen.

Bürokratie abbauen

Eine Vielzahl an Dokumentationspflichten (89) bindet enorme Kapazitäten in den Betrieben. Die Forderung nach dem Abbau überflüssiger Reglementierung wird der Politik anhand des Beispiels der Allergene-Karte dargelegt: Für jedes Menü muss es eine Allergene-Karte geben. Wird das Menü geändert, muss auch die Allergene-Karte angepasst werden, ganz egal, dass eine solche Karte nie von einem Gast angefordert wird.

Die Gastronomen machen deutlich, dass es keiner weiteren Gesetze wie Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, noch einer verpflichtenden Tierhaltungs- und Herkunftskennzeichnung für Fleisch auf Speisekarten bedarf. Aufwand und praktische Umsetzungsprobleme stehen in keinem Verhältnis zum vermeintlichen Nutzen. 

Die Dokumentationsplicht ist nur eines von vielen Beispielen der regulatorischen Anforderungen an die Branche. Verständnis für den wachsenden Unmut der Gastronomen über die Unverhältnismäßigkeit dieser Anforderungen ist seitens der anwesenden Politiker zu vernehmen, aber eine Lösung ist nicht in Sicht.

Das macht einmal mehr deutlich, wie wichtig der Austausch und eine Fortführung des nun gestarteten Dialogs zwischen Politik und Branchen-Vertretern sind. Bei der Frage, was Gastronomie selbst dazu beitragen kann, dass die Branche mehr Unterstützung seitens der Politik erfährt, sind sich Karliczek, Donth, Kubicki und Schwarz erneut einig: „Suchen Sie das Gespräch. Organisieren Sie sich und werden Sie nicht müde, Ihren Forderungen Ausdruck zu verleihen. Machen Sie Druck.“

Wertschätzung für Gastronomie in der Politik stärken

Hier setzt Vereint für die Gastro e. V. an. Die Gastronomie wird oft nicht ausreichend bei politischen Entscheidungen berücksichtigt. Das soll sich ändern. Die Vereint für die Gastro-Vorsitzenden Kerstin Schwan und Kemal Üres fordern die Branche weiter auf, zusammenzustehen, sowie Gastronomie, Handel und Politik, für konkrete Lösungen im Gespräch zu bleiben.

Wir zeigen Jacke

Am 23. Februar wird gewählt, aber auch danach geht es weiter. Am 26. Februar rufen Üres, Transgourmet und weitere Partner im Rahmen der #essenz Messe in der Station Berlin zur großen Flashmob-Aktion #WirZeigenJacke – für gastronomische Vielfalt auf. Die Aktion soll ein Wir-Gefühl erzeugen, zeigen, dass die Branche zusammenhält, sich den Herausforderungen gemeinsam stellt und sich dafür einsetzt, die Gastronomie als sozialen Treffpunkt und Ort des Austauschs zu erhalten, in all ihrer Vielfalt.

1https://zukunft-gastwelt.de/gastwelt/#:~:text=Mit%20u%CC%88ber%206%20Mio.,in%20allen%2011%20000%20Gemeinden 

(Vereint für die Gastro/SAKL)

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