Schweizer Gastronomie schlägt Alarm
Der Branchenverband GastroSuisse und dessen Kantonalverbände schlagen aktuell geschlossen Alarm: „Das Gastgewerbe steht kurz vor einem Kollaps“, sagte Casimir Platzer, Präsident von GastroSuisse anlässlich einer Medienkonferenz im „Terrasse“ in Zürich. Platzer untermauerte dies sogleich auch mit den Ergebnissen einer eben durchgeführten Mitgliederbefragung, wonach fast alle Betriebe weniger Umsatz gegenüber dem Vorjahr erwirtschaftet haben. Besonders schlimm sei die Situation in großen Städten. Mehr als zwei Drittel (69.4%) der städtischen Betriebe befindet sich aufgrund der Corona-Pandemie aktuell in finanziellen Schwierigkeiten. „Beinahe der Hälfte der Betriebe droht Anfang 2021 der Konkurs“, sagte Platzer. Jeder zehnte Betrieb ist akut davon betroffen.
Dass weite Teile der Branche vor dem Aus stehen, machten auch Vertreter der Kantonalverbände deutlich, die extra nach Zürich gereist sind. Der Präsident von GastroValais etwa, André Roduit, betonte: „Unser Verband befürchtet eine Welle von Konkursen und von unseren Mitgliedern gehen alarmierende Signale aus.“ Sollte laut Roduit die Situation anhalten und die Wintersaison nicht stattfinden können, befürchtet er einen allgemeinen Zusammenbruch der Branche und eine beispiellose Krise. Auch Urs Pfäffli, Präsident von GastroZürich-City, fand klare Worte: „Restaurants in der City haben vielerorts einen Einbruch von 60 bis 70 Prozent erlitten.“ Für den Zürcher Gastronom steht daher außer Frage: „Unsere Regierung riskiert, dass die Gastronomie innert ganz kurzer Zeit frontal an die Wand gefahren wird.“ Von deutlichen Umsatzeinbußen sprach auch der Präsident von GastroSuisse: „Es brennt und die Gefahr eines Flächenbrandes über die Gesamtbranche ist riesig. Viele Unternehmen haben überhaupt keine Perspektive“, so Platzer, der anfügte, dass in der Branche große Verzweiflung bestehe.
Dramatische Lage
Im ersten Halbjahr 2020 sind gemäß den Angaben des Bundesamts für Statistik bereits 33.000 Arbeitsplätze im Gastgewerbe verloren gegangen. Und so wie es jetzt aussehe, werden laut Platzer weitere zehntausende von Arbeitsplätzen verschwinden. Dass die Lage dramatisch sei, sagte denn auch Maurus Ebneter, Präsident Wirteverband Basel-Stadt. „Wir werden eine Konkursflut und einen gewaltigen Abbau von Arbeitsplätzen erleben“, sagte Ebneter.
Solche Szenarien seien zu verhindern. Die Gastronomin und Nationalrätin Esther Friedli sagte, dass Maßnahmen ergriffen werden sollten, die primär die Verbreitung des Virus eindämmen und nicht das Wirtschaften verbieten und fast verunmöglichen. Hierzu betonte Platzer, dass die Schutzkonzepte funktionieren und man in den Restaurants auch weiterhin sicher genießen könne. Und er fand deutliche Worte: „Für die Branche braucht es unbedingt wieder Planungssicherheit und eine Perspektive“, sagte er und forderte: „Ein zweiter Lockdown muss unbedingt vermieden werden.“
Sieben Forderungen
So hielt Platzer die politischen Forderungen des Gastgewerbes am Schluss nochmals klar fest:
- Keinen zweiten Lockdown
- Keine Verschärfungen der behördlichen Maßnahmen, deren Wirksamkeit nicht mit Daten belegt werden können.
- Schnelle Umsetzung von Härtefallmaßnahmen
- Vereinfachte Bewilligungsverfahren für Außenbauten und Erweiterungen der Außensitzplätze
- Rasche Umsetzung der Reduktion von Geschäftsmieten für die Zeit der behördlich verordneten Schließung
- Ausbau der Kurzarbeitsentschädigung
- Heizpilze und Heizstrahler zulassen, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden.