Ruf nach rascher Lockerung im Gastgewerbe
Kurz vor einer wichtigen Sitzung am 1. Juni wächst der Druck auf den Berliner Senat, nach monatelangen Corona-Beschränkungen Lockerungen auf breiter Front zu ermöglichen. Zudem mehren sich schon seit Wochen Forderungen, schneller als bislang geplant mehr zu erlauben – nicht zuletzt aus der Wirtschaft. Am 30. Mai gab das Robert Koch-Institut (RKI) die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen einer Woche mit 32,8 an.
Senat verschleppt „Exit aus dem Lockdown“
FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja forderte den rot-rot-grünen Senat auf, rasche und weitgehende Öffnungen nicht zuletzt in der Gastronomie oder der Hotellerie zu erlauben. Es könne nicht sein, dass der rot-rot-grüne Senat den „Exit aus dem Lockdown“ verschleppe, sagte Czaja der Deutschen Presse-Agentur. „In einer derart angespannten gesellschaftlichen Stimmung, in der unzählige Menschen um ihre Existenz bangen und Angst und Verunsicherung den Alltag bestimmen, ist es fahrlässig, die Menschen im Ungewissen darüber zu lassen, wie es nun weitergeht.“ Der Senat werde daher dazu aufgefordert, bei einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 35 umfassende Öffnungsschritte vorzunehmen.
Die konkreten Forderungen der FDP
- Testpflicht bei der Außengastronomie abzuschaffen;
- Innengastronomie öffnen – hier mit tagesaktuellem Test, Abstands- und Hygienekonzept sowie Kontaktdatenerhebung;
- Hotels sollen ebenso in den Regelbetrieb zurückkehren dürfen wie Schulen oder Museen, Theater, Konzerthäuser;
- deutliche Lockerungen bei Veranstaltungen.
Die bisherigen Pläne
Mitte Mai hatte sich der Senat auf einen Stufenplan verständigt, der schrittweise Lockerungen im Sport-, Kultur- und Freizeitbereich, in der Gastronomie und Hotellerie, in Hochschulen und im Handel vorsieht. Touristische Übernachtungen in Hotels sollen demnach erst ab 18. Juni möglich sein – bei einer Belegung von maximal 50 Prozent. Zum gleichen Termin könnte die Gastronomie dem Plan zufolge ihre Innenräume öffnen, mit Personenbegrenzung, Reservierungs- und Testpflicht. Zuletzt deutete sich aber an, dass gerade diese Öffnungsschritte vorgezogen werden könnten.
Pilotprojekt enttäuscht
Unterdessen lief ein Pilotprojekt zur Öffnung der Innengastronomie im Bezirk Mitte am Wochenende eher ernüchternd für beteiligte Wirte an. „Es ist noch Luft nach oben“, sagte Jörn Peter Brinkmann von der „Ständigen Vertretung“, einem der beteiligten acht Lokale. Am Samstag habe er im Innenbereich gerade mal drei reservierte Tische gehabt. „Das Problem: Das Projekt ist sehr kurzfristig gestartet. Erst am Freitagabend gab’s grünes Licht“, so Brinkmann. Und am Sonntag wollten bei blauem Himmel und herrlichem Sonnenschein wohl viele Gäste eher draußen sitzen als drinnen, sagte er. Womöglich sei auch das Anmeldeprozedere zu kompliziert für manche Gäste.
Start der Außengastronomie enttäuschend
Freiluftgastronomie ist seit gut einer Woche wieder möglich. Laut einer Umfrage des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) sind die meisten Berliner Wirte enttäuscht über den Start zu Pfingsten. Rund 68 Prozent der befragten Gastronomen berichteten, ihre Erwartungen seien nicht erfüllt worden. Etwa ein Drittel (30,9 Prozent) hatte die neuen Möglichkeiten erst gar nicht genutzt: Weil es ihnen nicht kostendeckend erschien oder sie die Kontrolle der für einen Besuch notwendigen negativen Corona-Tests nicht organisieren konnten. Trotz der ersten Enttäuschung wolle eine große Mehrheit (91,8 Prozent) der Wirte in Zukunft Außenbereiche öffnen, so die Dehoga.
(dpa/NZ)