Regierung will Zuzug von Arbeitskräften für das Gastgewerbe vereinfachen
Nach der Sonderregelung für das Flughafenpersonal plant die Bundesregierung auch für das Gastgewerbe einen vereinfachten Zuzug von Arbeitskräften aus dem Ausland. „Die Arbeitskräftenot hat sich durch die Pandemie sehr verschärft“, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.
Im Luftverkehr gebe es einen massiven Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel, ebenso im Bereich der Gastronomie und Hotellerie. „Dass wir dort Erleichterungen für ausländische Kräfte schaffen müssen, wissen Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und ich.“ Gemeinsam mit Hubertus Heil (SPD) werde sie deshalb noch in diesem Jahr Änderungen vorschlagen, „um gute Arbeitskräfte nach Deutschland zu holen“.
Bundesverband der Systemgastronomie begrüßt die Pläne
„Die Pläne von Bundesinnenministerin Nancy Faeser, den Zugang ausländischer Arbeitskräfte für die Gastronomie zu vereinfachen, unterstützen wir voll und ganz“, sagt BdS-Hauptgeschäftsführerin Andrea Belegante. Der Bundesverband der Systemgastronomie (BdS) plädiere seit vielen Jahren für eine zielgerichtete und bedarfsorientierte Einwanderungspolitik zur Abdeckung des Arbeitskräftebedarfs in der (System-)Gastronomie.
So hat sich der BdS bereits in der Vergangenheit unter anderem für eine Entfristung und Ausweitung der Westbalkanregelung eingesetzt. Im Jahr 2015 haben hat der Verband zudem als erste Branche überhaupt einen „Leitfaden zur Beschäftigung und Ausbildung von Asylbewerbern und Geduldeten“ erarbeitet und war damit beispielgebend für andere Branchen in Deutschland.
Auch unterstützt der BdS die Forderung, dass die Tarifbindung eine zentrale Voraussetzung für die Beschäftigung sein soll. „Wir als BdS stehen schon immer als verantwortungsvoller Sozialpartner zu 100 Prozent zur Tarifbindung unserer Mitgliedsunternehmen. Wir setzen uns durch bundesweit geltende Entgelt- und Manteltarifverträge für faire Löhne und Wertschätzung unserer Beschäftigten ein“, sagt Andrea Belegante und ergänzt: „Wir bieten Bundesministerin Faeser gerne unsere Expertise und Zusammenarbeit an. Wir teilen das Ziel, möglichst schnell und unbürokratisch den Personalmangel in der (System-)Gastronomie durch ausländische Arbeitskräfte abzufedern.“
Personalmangel im Gastgewerbe
Das Gastgewerbe hat nicht zuletzt seit der Corona-Pandemie mit Personalmangel zu kämpfen. „Wir stehen insgesamt vor einer großen Herausforderung, was das Thema Personal angeht“, erklärt Dirk Ellinger, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Thüringen. Der Mangel an Arbeitskräften reiche von Saisonkräften bis zu Fachpersonal. Betroffen seien alle Arbeitsbereiche von der Küche über Reinigung bis zum Hotel- und Restaurantbetrieb. „Ich kenne keinen Kollegen, der nicht auf der Suche nach Personal wäre.“
Grund für die angespannte Situation sei vor allem die ungewisse Entwicklung der Corona-Lage im Herbst. Das Hotel- und Gaststättengewerbe benötige mit Blick auf mögliche neue Einschränkungen in Herbst und Winter dringend klare Perspektiven aus Politik und Verwaltung. Aktuell seien die Gäste im Gastrobereich zurückgekehrt und die Hotels gut ausgebucht. Mancherorts könnten bis zum August keine neuen Gäste angenommen werden.
„Zum September verringern sich die Reservierungen aber deutlich und reißen im Oktober ganz ab“, sagt Dirk Ellinger. Unter diesen Voraussetzungen scheuten viele Arbeitnehmer den Einstieg oder Wiedereinstieg in die Branche. Während der Corona-Lockdowns hätten viele deutliche Gehaltseinbußen durch Kurzarbeit und fehlende Einnahmen aus Trinkgeldern hinnehmen oder sich eine neue Tätigkeit suchen müssen.
„Wir brauchen deshalb vor allem Perspektiven und klare Vorgaben“, fordert Dirk Ellinger. Es dürfe möglichst keine weiteren Schließungen geben.
Arbeitskräfte aus dem Ausland
Eine erste Erleichterung soll das Gastgewerbe nun durch einen vereinfachten Zuzug von Arbeitskräften aus dem Ausland erhalten. Um die Attraktivität Deutschlands für Fachkräfte zu erhöhen, seien „mehrere Hausaufgaben zu machen“, erläutert Nancy Faeser. „Wir brauchen die schnellere Anerkennung von Berufsabschlüssen und weniger Bürokratie“, sagte die SPD-Politikerin. Gemeinsam mit Hubertus Heil und Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) arbeite sie intensiv daran.
Zudem müsse klar sein, dass es hier nicht um Lohndumping gehe, sondern „um gute, tarifgebundene Jobs, von denen Menschen leben können“. Hier stehe die Regierung an der Seite der Gewerkschaften.
Nancy Faeser betonte, dass sie auf dem Weg hin zu einem modernen Einwanderungsrecht „sehr genau auf ausgeglichene Lösungen und die Akzeptanz in der Bevölkerung“ achte.
(dpa/BdS/SAKL)