Pubs in England öffnen wieder
Obwohl unabhängige Wissenschaftler Kritik an der Entscheidung üben, dürfen Pubs, Restaurants, Hotels, Kinos, Museen und viele weitere Einrichtungen in England ab Samstag, 4. Juli 2020, wieder öffnen. Gleichzeitig wird die Abstandsregel von zwei Metern auf einen Meter verringert, sofern andere Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus getroffen werden. So müssen Pub-Besucher zum Beispiel beim Betreten ihre Kontaktdaten hinterlassen. Menschenansammlungen am Tresen sind dagegen nicht erlaubt. Bestellungen werden künftig am Tisch oder per App abgegeben.
Polizei, etliche Politiker und Mediziner lässt die Vorstellung der Öffnungen die Haare zu Berge stehen: Sie warnen vor Gewalt und Zuständen in Notaufnahmen wie in einem „Zirkus voller betrunkener Clowns“. Das Virus könnte sich auch schneller ausbreiten. Scotland Yard hat vorsichtshalber die Zahl der Einsatzkräfte in der Hauptstadt für das Wochenende stark erhöht
Pub-Öffnungen gelten nur für England
Der Bier- und Pubverband dürfte hingegen froh sein, dass überhaupt wieder etwas aus den Zapfhähnen strömt. Er hatte den Verlust Hunderttausender Arbeitsplätze befürchtet. Schon zuvor ging es der Branche nicht gut. Sie beklagt seit Jahren ein Pub-Sterben vor allem auf dem Lande, bedingt unter anderem durch zu hohe Biersteuern. Nun könnten die Besucher allein am ersten Wochenende Schätzungen zufolge 210 Millionen Pfund (etwa 231 Millionen Euro) ausgeben.
Die Öffnung der altehrwürdigen Pubs ab Samstag gilt nur für England. Denn jeder Landesteil in Großbritannien entscheidet über seine eigenen Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie. Das führt zu so mancher Kuriosität, etwa im Städtchen Saltney. Die eine Hälfte des Ortes liegt in Wales und hat drei Kneipen. Die andere Seite gehört schon zu England und verfügt nur über einen einzigen Pub: Im „Brewery Arms“ dürften die Kassen ab Samstag ordentlich klingeln.
„Langer Winterschlaf“ hat ein Ende
Bei der Vorstellung der Pläne hatte Premier Boris Johnson kürzlich gesagt: „Unser langer Winterschlaf kommt zu einem Ende.“ Viele Forscher halten die Lockerungen dagegen für verfrüht. Großbritannien ist das am schwersten von der Pandemie betroffene Land in Europa.
(dpa/KP)