Panik ist ein schlechter Ratgeber
Wer derzeit Medienberichte aufmerksam verfolgt, der könnte Corona für eine Mischung aus Ebola, Pocken und Milzbrand halten. Wer zweimal hustet und angibt, in den letzten Wochen eine Frühlingsrolle oder eine Pizza gegessen zu haben, kann schon mal für die Evakuierung eines ganzen Häuserblocks sorgen. Auch wenn sich der Verdacht in der Mehrzahl der Fälle als unbegründet herausstellt, so wie etwa in der Wiener Schule, die kurzzeitig geschlossen und von der Polizei umstellt war, als würde sich darin ein Geiselnehmer befinden. In österreichischen oder deutschen Städten beginnen Leute plötzlich mit Hamsterkäufen, die internationalen Börsen sind auf Talfahrt und Hotelier an der italienischen Adria oder am Gardasee möchte man im Moment eher auch nicht sein. Die Panikmache der Boulevardmedien leistet ganze Arbeit!
Um allerdings einmal die Relation geradezurücken: In China (Bevölkerung: 1,4 Mrd.) gibt es bisher rund 78.000 bestätigte Fälle einer Corona-Infektion. Das von der Krankheit in Europa bisher am stärksten betroffene Land, Italien (Bevölkerung: 60 Mio.), weist aktuell 370 Corona-Erkrankte auf (Stand 26.2.). In Deutschland und Österreich sind es nach wie vor Einzelfälle. Zum Vergleich: Alleine in Wien (Bevölkerung: 1,9 Mio.) sind derzeit offiziell 13.000 Influenza-Erkrankungen gemeldet. Diese Influenza, also die klassische „echte Grippe“, sorgt auch in Österreich jedes Jahr für 1.000 – 2.000 Todesfälle, in Deutschland sind es bis zu 20.000, was selbst den schlimmsten Krawallmedien maximal eine Randnotiz wert ist. Alten oder kranken Menschen wird jedes Jahr empfohlen, sich impfen zu lassen, aber that’s life.
Meist problemloser als die Grippe
Wobei eine echte Grippe selbst gesunde junge Leute längere Zeit außer Gefecht setzt und so ziemlich die schwerwiegendste ansteckende Krankheit ist, die man sich in unseren Breiten einfangen kann. Im Gegenzug dazu wird eine Corona-Infektion in der Mehrzahl der Fälle von den Betroffenen nicht mal registriert sondern eher als klassische Erkältungssymptome interpretiert, wie Ärzte bestätigen. Dass die Todesrate bei Corona-Infektionen nach derzeitigem Stand der Dinge etwa dreimal so hoch ist wie bei Grippe-Erkrankungen (ca. 3% zu 1%) dürfte vor allem daran liegen, dass es bis jetzt noch keinen Impfstoff gegen Corona gibt und Risikogruppen sich eben nicht vorbeugend impfen lassen können. In Italien waren etwa bis jetzt insgesamt elf Tote zu beklagen – so viele Leute sterben dort im Durchschnitt täglich im Straßenverkehr…
Es wäre also wünschenswert, wenn nach ein paar Wochen des wohligen Schauers langsam wieder Normalität einkehrt und auch die Boulevardmedien Corona wieder als das behandeln, was es ist: ein neuartiges Virus, das in mancher Hinsicht mit der Grippe vergleichbar ist, in der Mehrzahl der Infektionsfälle aber deutlich problemloser für den Betroffenen verläuft. Live-Ticker mit der aktuellen Anzahl der Verdachtsfälle braucht jedenfalls kein Mensch. Und rationale Gründe für die Absage von Großveranstaltungen in Mitteleuropa, für Stornowellen in der Hotellerie, leere Restaurants oder Hamsterkäufe in Supermärkten gibt es nach derzeitigem Stand der Dinge auch keine. Können also alle bitte wieder einen Gang runterschalten und sich der Alltagsarbeit widmen? Die Gefahr besteht sonst nämlich, dass die Panik vor dem Virus deutlich mehr Schaden anrichtet als das Virus selbst.
PS: Tipps für Gastronomen und Hoteliers, wie sie sich im Falle von Quarantänemaßnahmen, kurzfristigen Stornierungen, etc. verhalten können, welche Rechte und Ansprüche sie haben, lesen Sie hier.