Gasumlage

Olaf Scholz kündigt reduzierten Mehrwertsteuersatz auf Erdgas an

Olaf Scholz
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat angekündigt, dass die Bundesregierung für einen befristeten Zeitraum einen niedrigeren Mehrwertsteuersatz auf Erdgas verlangen will. (picture alliance/dpa | Kay Nietfeld)
In den vergangenen Monaten sind die Energiepreise stark gestiegen. Mit der zum 1. Oktober geplanten Gasumlage kommt nun ein zusätzlicher Preisschub auf Gaskunden zu. Das löst auch in der ohnehin schon gebeutelten Gastronomie große Sorgen aus. Doch die Bundesregierung plant jetzt Entlastungen: Für einen befristeten Zeitraum will sie einen niedrigeren Mehrwertsteuersatz auf Erdgas verlangen.
Donnerstag, 18.08.2022, 15:22 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

Die Steuer solle von bisher 19 auf 7 Prozent verringert werden, kündigte Kanzler Olaf Scholz am Donnerstag an. Mit dem Schritt würden die Gaskunden insgesamt deutlich stärker entlastet als sie durch die staatliche Gasumlage belastet würden. Er erwarte von den Unternehmen, dass sie die Steuersenkung eins zu eins an die Verbraucher weitergäben, sagte der SPD-Politiker. „Dies ist ein weiterer Schritt zur Entlastung.“

Verzicht auf Mehrwertsteuer nicht möglich

Hintergrund ist die Gasumlage, mit der Importeure ab Oktober wegen des Ukraine-Kriegs erhöhte Beschaffungskosten an die Verbraucher weitergeben können. Zahlen müssen dann alle Gasnutzer, ob Privatleute oder Unternehmen – und zwar zunächst etwa 2,4 Cent pro Kilowattstunde. Auf die Umlage fällt zudem Mehrwertsteuer an.

Die Bundesregierung wollte das eigentlich verhindern und so dafür sorgen, dass der Staat nicht mitverdient. Nach europäischem Recht ist es aber nicht vorgesehen, auf die Mehrwertsteuer zu verzichten. Der rechtliche Rahmen lasse keine Ausnahme zu, schrieb EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni in einem Brief an Finanzminister Christian Lindner. Die Bundesregierung habe allerdings die Möglichkeit, die geltende Mehrwertsteuer auf den EU-Mindestsatz von 5 Prozent zu senken.

Ermäßigter Steuersatz von 7 Prozent

Diesen Schritt wählt die Ampel-Koalition nun nicht. Stattdessen will sie den ermäßigten Steuersatz von 7 Prozent nutzen. In Deutschland gilt in der Regel ein Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent. Auf ausgewählte Waren fallen aber 7 Prozent an. Die jetzt verkündete Steuererleichterung soll für den Zeitraum der Gasumlage gelten, also bis Ende März 2024.

Mehrwertsteuersenkung auf Speisen in der Gastronomie

Derweil kämpft die Gastronomie weiterhin um eine längere Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen. Diese war während der Corona-Pandemie von 19 auf 7 Prozent reduziert worden – ursprünglich befristet bis Ende 2022. Das Kabinett hatte auf Vorschlag von Bundesfinanzminister Christian Lindner einer Verlängerung für das Jahr 2023 zugestimmt. Doch nach Angaben von Christian Linder herrscht diesbezüglich aktuell große Uneinigkeit innerhalb der Koalition.

(dpa/SAKL)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Bundeskanzler Olaf Scholz
Umsatzsteuer
Umsatzsteuer

Scholz kündigt Entscheidung über Mehrwertsteuer in der Gastro zum Jahresende an

Eine Rückkehr zu 19-Prozent-Mehrwertsteuer könnte für die Gastronomie fatale Folgen haben. Ob der reduzierte Mehrwertsteuersatz aber beibehalten wird oder nicht, darüber soll erst am Jahresende entschieden werden. 
Olaf Scholz
Politik
Politik

Olaf Scholz äußert sich zur gesenkten Mehrwertsteuer in der Gastronomie

Seit langem pocht die Gastronomiebranche auf das Beibehalten der reduzierten Mehrwertsteuer. Die Pläne für eine solche Entfristung waren zuletzt koalitionsintern umstritten. Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich nun hierzu geäußert.
Mehrwertsteuer
Forderung
Forderung

Dehoga: „reduzierte Mehrwertsteuer muss bleiben“

Nachdem zunächst die Verlängerung der Mehrwertsteuerreduzierung für 2023 im Haushaltsplan beraten und beschlossen wurde, herrscht nach Angaben von Bundesfinanzminister Christian Linder diesbezüglich große Uneinigkeit innerhalb der Koalition. Hierauf reagiert der rheinland-pfälzische Landesverband Dehoga mit Unverständnis.
Friedrich Merz
Dehoga Branchentag
Dehoga Branchentag

Friedrich Merz für reduzierte Mehrwertsteuer in der Gastronomie

Beim Dehoga Branchentag diskutierten Spitzenpolitiker über die aktuelle politische Situation und die Herausforderungen im Gastgewerbe. Nicht nur Friedrich Merz sprach sich dabei für eine reduzierte Mehrwertsteuer in der Gastronomie aus. 
Kellner kassiert Gäste ab
Umsatzplus
Umsatzplus

Gastgewerbe in Bayern: Umsatzsteigerung trotz Ende der 7-Prozent-Mehrwertsteuer

Entgegen den Befürchtungen blieb der Umsatzeinbruch im bayerischen Gastgewerbe nach dem Auslaufen der Mehrwertsteuersenkung auf Speisen aus. Für den Dehoga ist dies jedoch kein Grund zur Entwarnung. 
Seit dem 1. Januar 2024 gilt in der Gastronomie auch für Speisen wieder der normale Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent. (Foto: © picture alliance/dpa | Jens Kalaene)
Umfrage
Umfrage

Trotz regulärem Mehrwertsteuersatz ist die Lage nicht hoffnungslos

Seit Jahresbeginn müssen Gäste in Restaurants wieder den regulären Steuersatz zahlen. Eine Befragung in Rheinland-Pfalz zeigt deutliche Rückgänge bei Umsätzen und Gästezahlen, dennoch bleibt der Dehoga zuversichtlich.
Olaf Scholz
Offener Brief
Offener Brief

Mehrwertsteuer: Dehoga-Verbände appellieren an Olaf Scholz

Die Mehrwertsteuer in der Gastronomie soll ab dem 1. Januar 2024 wieder auf 19 Prozent erhöht werden. Die Dehoga-Verbände richten daher in einem offenen Brief einen eindringlichen Appell an Bundeskanzler Olaf Scholz.
Frau schaut auf Speisekarte vor einem Restaurant
Umfrage
Umfrage

Studie zeigt: Deutsche würden Gastrobesuche bei 19-Prozent-Mehrwertsteuer weiter reduzieren

Seit Monaten fordert das Gastgewerbe: Die 7-Prozent-Mehrwertsteuer muss bleiben! Eine repräsentative Verbraucherbefragung des Deutschen Tiefkühlinstituts verdeutlicht nun noch einmal, wie wichtig das Beibehalten der reduzierten Mehrwertsteuer ist. 
Christoph Meyer
Positives Signal
Positives Signal

Lösung für 7-Prozent-Mehrwertsteuer? Ampel äußert sich positiv

Seit Monaten fordert die Branche: Die 7-Prozent-Mehrwertsteuer in der Gastronomie muss bleiben! Nun gibt es ein erstes ermutigendes Signal aus der Ampelkoalition.