Hilferuf

Offener Brief der Brauereien

Brauer steht mit Zettel in der Hand vor der Abfüllanlage
300 Brauereien haben den offenen Brief an die Bundesregierung unterschrieben. (Foto: © Jacob Lund/Stock.adobe.com)
300 Brauereien wenden sich mit einem Hilferuf an die Politik. In einem offenen Brief kritisieren sie die fehlenden staatlichen Hilfen und machen auf die Ware im Wert von mehreren Millionen Euro aufmerksam, die bereits vernichtet werden musste.
Montag, 22.02.2021, 12:43 Uhr, Autor: Natalie Ziebolz

Brauereien aus ganz Deutschland machen in einem Offenen Brief auf die angespannte Lage der Brauwirtschaft in der Corona-Krise aufmerksam. „Von Woche zu Woche geraten immer mehr Brauereien, Brauereigaststätten und Fachgroßhändler unverschuldet in existenzielle Not und sind von Insolvenz bedroht“, heißt es in dem Schreiben, das mehr als 300 Brauereien unterzeichnet haben. Die Betriebe stehen für rund 95 Prozent des in Deutschland gebrauten Bieres, teilten die beiden Spitzenverbände der deutschen Brauwirtschaft, der Deutsche Brauer-Bund und der Verband Private Brauereien Deutschland, in einer gemeinsamen Erklärung mit.

„Haben maßgeblichen Teil ihres wirtschaftlichen Fundamentes verloren“

Vier Monate lang waren bereits im vergangenen Jahr alle Gaststätten, Restaurants, Kneipen, Bars und Hotels geschlossen – ein Ende des nunmehr seit Anfang November 2020 bestehenden zweiten Lockdowns ist nicht in Sicht. Die Brauwirtschaft ist seit jeher der engste Partner der Gastronomie und deshalb von den Schließungen besonders hart getroffen. „Mit den Lockdowns und dem dadurch ausgelösten Zusammenbruch des Fassbiermarktes haben die Brauereien von einem Tag auf den anderen einen maßgeblichen Teil ihres wirtschaftlichen Fundamentes verloren. Ware im Wert von vielen Millionen Euro, deren Haltbarkeitsdatum überschritten wurde, musste bereits vernichtet werden“, heißt es in dem Offenen Brief. Je stärker ein Betrieb mit dem Gastronomie- und Veranstaltungsgeschäft verbunden ist, desto gravierender der Umsatzeinbruch. Der margenschwache Flaschenbierabsatz im Handel könne die massiven Umsatzverluste im Gastgewerbe und die Einbußen beim Export „nicht annähernd auffangen“.

„Brauereien, die Weltkriege überdauert haben – und nun völlig unverschuldet vor dem Aus stehen.“

Während für die Gastronomie von staatlicher Seite Hilfsmaßnahmen entwickelt wurden, seien die 1.500 deutschen Brauereien bis auf wenige Ausnahmen leer ausgegangen, beklagen die Unternehmen: „Wir sprechen dabei weit überwiegend von mittelständischen und handwerklichen Betrieben, die sich oftmals seit Generationen im Familienbesitz befinden, von Brauereien, die Weltkriege, Wirtschafts- und Währungskrisen überdauert haben – und nun völlig unverschuldet vor dem Aus stehen.“

„Unwiederbringlicher Teil unseres gesellschaftlichen Lebens“

Die deutsche Brauwirtschaft appelliert an Bund und Länder, „gezielt, entschieden und schnell“ mit Maßnahmen zur finanziellen Unterstützung betroffener Betriebe gegenzusteuern, da ansonsten vielen dieser Brauereien als Folge der Corona-Krise die Insolvenz drohe. In Brauereien unterschiedlichster Größe wie auch im Gastgewerbe stünden aber nicht nur zahllose Arbeitsplätze auf dem Spiel, sondern „auch ein unwiederbringlicher Teil unseres gesellschaftlichen Lebens und unserer vielfältigen Kultur“.

Hier lässt sich der gesamte Brief nachlesen.

(Deutscher Brauer-Bund e.V./ Private Brauereien Deutschland e.V./NZ)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Dehoga-Präsident Guido Zöllick
Umsatzverluste im Gastgewerbe
Umsatzverluste im Gastgewerbe

Dehoga fordert Rettungspaket für die Branche

Angesichts der jüngsten Verschärfung der Schutzmaßnahmen fordert der Dehoga mehr Unterstützung für das Gastgewerbe. Unter anderem macht sich der Branchenverband für eine Verbesserung der Überbrückungshilfen sowie eine unbefristete Mehrwertsteuersenkung stark.
Brauer überwacht seine Flaschenabfüllung
Von Crowdfunding bis Bierbrot
Von Crowdfunding bis Bierbrot

Brauereien kämpfen sich kreativ durch die Krise

Nach und nach öffnen die Biergärten wieder. Für viele Brauereien ist die Krise damit aber nicht durchstanden. Um ihre Ausfälle abzufedern, lassen sich manche von ihnen einiges einfallen.
Brauerei-Mitarbeit überprüft die Produktion
Umfrage
Umfrage

Jeder vierten Brauerei droht die Insolvenz

Mit zunehmender Dauer des Lockdowns für das Gastgewerbe hat die deutsche Brauwirtschaft mit immer gravierenderen Folgen zu kämpfen. Das zeigen auch die Ergebnisse einer aktuellen Branchen-Umfrage.
Hopfen und Malz vor einem Bierglas
SPD-Rettungspaket für kleine Brauer
SPD-Rettungspaket für kleine Brauer

„Damit Hopfen und Malz nicht verloren sind“

Wie kann den kleinen Brauereien geholfen werden? Mit einem einfachen Rettungspaket, dass auf einen Bierdeckel passt, meint die SPD. Dafür will sie im Landtag werben. Die CDU spricht von Wahlkampfmanöver.
Brauerei-Mitarbeiter fühlt Zutaten nach
Brauereigaststätten
Brauereigaststätten

„Vor Corona pumperlg’sunde Betriebe in Existenznot“

Ausgerechnet in Bayern, das sich so für seine Bierzeltkultur rühmt, geraten gerade kleinere Brauereien in Existenznot. Viele haben noch keinen Cent Förderung in der Pandemie bekommen.
Gastronomin bei der Abrechnung
Ratgeber
Ratgeber

Wichtige Hinweise zur Schlussabrechnung von Corona-Hilfen

Letzte Chance zur Abgabe: Unternehmen, die Corona-Hilfen erhalten haben, müssen bis zum 30. September 2024 ihre Schlussabrechnung einreichen, andernfalls müssen sie die erhaltenen Hilfen komplett zurückzahlen. Was gibt es zu beachten? 
Dirk Iserlohe
Corona-Entschädigungen
Corona-Entschädigungen

Dirk Iserlohe reicht Verfassungsbeschwerde per Eilantrag ein

Bisherige rechtliche Schritte wurden abgewiesen. Dennoch gibt Dorint-Aufsichtsrat Dirk Iserlohe nicht auf. Per Eilantrag fordert er erneut die Gleichstellung ein und kämpft weiter für gerechte Corona-Hilfen.
Dr. Claus Stauder
Nachruf
Nachruf

Dr. Claus Stauder ist gestorben

Am 29. Juni 2024 ist Dr. Claus Stauder, der ehemalige geschäftsführende Gesellschafter der Privatbrauerei Jacob Stauder, im Alter von 86 Jahren verstorben. Er prägte nicht nur die Brauereibranche, sondern auch das Gastgewerbe.
Betriebskantine beim anrichten von Speisen (Foto: © Dehoga/Alois Müller)
Aktueller Stand
Aktueller Stand

Lage für Betriebsgastronomie bleibt herausfordernd

Die Corona-Pandemie zieht lange Schatten nach sich. Das merken auch Caterer und Betriebsrestaurant-Betreiber. Bisher haben die Umsätze noch lange nicht das Vor-Krisen-Niveau erreicht. Der Dehoga macht besonders zwei Punkte dafür verantwortlich.