Millionenschweres Lehrlingspaket
Die Corona-Pandemie zeigt massive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. 173.013 Wiener waren im März arbeitslos oder in Schulungen. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 14 Prozent. Die Beschäftigtenzahl hat sich in den letzten Monaten leicht erholt und liegt bei 855.600, gut 2.000 unter dem Wert von März 2019. Hauptbetroffen von der Krise sind ältere Arbeitslose sowie junge Menschen. 23.859 15- bis 24-Jährige sind arbeitslos oder in Schulungen. In dieser Altersgruppe liegt die Arbeitslosigkeit nach wie vor über 9 Prozent über dem Vorkrisenniveau. 4.099 junge Wienerinnen und Wiener sind derzeit auf der Suche nach einer Lehrstelle. Bereits in der ersten Phase der Corona-Krise hat die Stadt Wien ein Corona-Ausbildungspaket in der Höhe von 17 Mio. Euro geschnürt. Damit konnte die Zahl der Lehrstellen in Wien leicht erhöht werden. Wesentliche Inhalte dieses Pakets sind die Aufstockung der überbetrieblichen Lehrausbildung (ÜBA), die Jugendstiftung Zukunftsberufe sowie der Ausbildungsverbund für die schwer getroffene Wiener Gastronomie und Hotellerie, damit die Jugendlichen ihre Lehre fortsetzen können. Jetzt nimmt die Stadt Wien weitere 13 Mio. Euro in die Hand, um jungen Menschen eine gute Ausbildung und damit Jobchancen zu ermöglichen. Gleichzeitig hilft die Stadt Wien damit Wiener Unternehmen dabei, ihre Fachkräfte für die Zukunft zu sichern.
Nachhilfekurse und Zusatzqualifikationen für Lehrlinge
Alle Expertinnen und Experten sind sich einig, dass das durch den Lockdown erzwungene Distance Learning bei vielen jungen Menschen in der Schul- oder Lehrausbildung teilweise zu gravierenden Lerndefiziten geführt haben. Diese Defizite sollen durch zusätzliche und kostenlose Lernangebote ausgeglichen werden.
Seit diesem Monat gibt es ein neues Förderangebot des Bundes, dass über die Lehrlingsstellen der Wirtschaftskammern abgewickelt wird. Lehrlinge können pro Kalenderjahr bis zu drei Kurse besuchen, um ihre Kompetenzen im Berufsbild aber auch darüber hinaus zu erweitern. Sie erhalten die Kosten bis zu einer Obergrenze von 500 Euro ersetzt. Übersteigen die Kurskosten diesen Betrag, muss der Lehrling die Kosten selber tragen.
Die Stadt Wien wird über den Wiener Arbeitnehmer Förderungsfonds (waff) dieses Unterstützungsangebot erweitern: zuerst einmal durch eine Verdoppelung der Fördersumme von 500 auf 1.000 Euro. Wenn im Einzelfall noch höhere Kosten anfallen und der Kurs für eine erfolgreiche Berufsausbildung besondere Bedeutung hat, können auch diese Kosten übernommen werden. Gleiches gilt, wenn ein Lehrling mehr als drei Kurse besuchen möchte oder ein Kurs unter Umständen durch die Lehrlingsstelle nicht gefördert werden kann. Damit möglichst viele Lehrlinge von dieser Förderung der Nachhilfekurse erfahren und profitieren können, wird eine eigene Informationsoffensive gestartet.
Neben der Informationskampagne soll durch eine Kooperation mit den Wiener Berufsschulen allen Lehrlingen mit Lerndefiziten der Zugang zur Unterstützung erleichtert werden. Drehscheibe dafür wird der Kultur- und Sportverein an den Wiener Berufsschulen (K.U.S.) sein. Für das gesamte Paket der Nachhilfe, Information und Unterstützung sind 1,3 Millionen Euro vorgesehen.
Wiener Lehrausbildungsbonus – bis zu 3.000 Euro
Mit dem Wiener Lehrausbildungsbonus sollen Lehrausbildungsbetriebe unterstützt werden, die von der Pandemie besonders negativ betroffen sind. Wenn diese Betriebe einen Wiener Lehrling im ersten Lehrjahr aufnehmen, erhalten sie über den waff den Wiener Lehrausbildungsbonus von 2.000 Euro. Dieselbe Summe erhalten Lehrausbildungsbetriebe die einen Lehrling aus der überbetrieblichen Lehrausbildung übernehmen. Betroffene Kleinbetriebe mit bis zu fünf Beschäftigten, die Lehrlinge ausbilden, erhalten bis zu 3.000 Euro, wenn ein Wiener Lehrling im ersten Lehrjahr aufgenommen wird. Das ist ein Anreiz für Lehrausbildungsbetriebe neue Lehrlinge aufzunehmen und eine Chance für Lehrlinge auf eine fundierte Ausbildung. 8,5 Millionen Euro stellt die Stadt dafür bereit, rund 3.800 Lehrverhältnisse können damit gefördert werden.
Unterstützung für Lehrausbildungsbetriebe in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft
Die Branche, die in den vergangenen zwölf Monaten am härtesten gelitten hat, ist die Tourismus- und Freizeitwirtschaft. Hier ist die Zahl der Lehrlinge massiv eingebrochen. Wurden in der Branche 2019 noch 574 Lehrlinge im ersten Lehrjahr ausgebildet, waren es 2020 nur mehr 265. Das ist ein Minus von 53,8 Prozenz. Wien wird deshalb die Lehrausbildungsbetriebe der Sparte Tourismus- und Freizeitwirtschaft ganz besonders unterstützen: Wird ein neuer Wiener Lehrling aufgenommen, übernimmt die Stadt Wien über die bestehende Bundesförderung von drei Monaten hinaus die gesamten Kosten für das Lehrlingseinkommen im ersten Lehrjahr. Die damit verbundene Entlastung soll die Unternehmen motivieren, auch in einer angespannten wirtschaftlichen Situation wieder neue Lehrlinge aufzunehmen. Die Ausbildungsbetriebe müssen sich aber im Gegenzug dazu verpflichten, den Lehrling auch nach Ablauf des ersten Lehrjahres weiter auszubilden. Zielsetzung ist, die Zahl von Lehrlingen im ersten Lehrjahr auf zumindest 400 zu erhöhen. Dafür nimmt die Stadt rund drei Millionen Euro in die Hand und leistet so einen Beitrag, um den Fachkräftebedarf in der Branche zu sichern.
Joboffensive 50plus
Die älteren Arbeitnehmer sind ebenso von der Pandemie betroffen. Waren vor der Pandemie im März 2019 36.019 über 50-jährige Wienerinnen und Wiener arbeitslos oder in Schulungen sind es im März 2021 44.370. Das bedeutet einen Anstieg von über 23 Prozent. Hier muss gegen eine Verfestigung der Arbeitslosigkeit angekämpft werden. Die Stadt Wien macht das mit der Joboffensive 50plus und hat Stellen bei der Stadt Wien, in NGOs und privaten Unternehmen auf 1.750 aufgestockt. Die Förderung für private Unternehmen ist noch attraktiver geworden. Die Lohn- und Lohnnebenkosten für im Rahmen der Joboffensive 50plus eingestellte Personen werden die ersten sechs Monate zu 100 Prozent gefördert, für die verbleibenden weiteren sechs Monate zu zwei Drittel. Die Stadt investiert hier über 22 Mio. Euro. Rund 1.000 Wiener über 50 Jahren haben so bisher wieder eine Arbeit bekommen. „Das bedeutet 1.000 Mal eigenständiges Einkommen, wiedergewonnener Selbstwert und ein selbstbestimmtes Leben“, sagt Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke abschließend.
(Stadt Wien/NZ)