Maske oder keine Maske?
Nach dem weitgehenden Wegfall zentraler Corona-Regeln wird es in Geschäften und Gaststätten ein Nebeneinander verschiedener Hygiene-Empfehlungen geben. Ab diesem Samstag gelten in Hessen Maskenpflicht und Testvorgaben nur noch in eng begrenzten Bereichen. Die Gastwirte hätten sich für ein unterschiedliches Vorgehen entschieden, sagte der Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gastronomieverbands Dehoga Hessen, Julius Wagner.
Einige hätten vereinbart, dass ihre Mitarbeiter weiterhin Masken tragen, andere bäten zusätzlich ihre Gäste darum – wie bisher bis zum Erreichen ihres Sitzplatzes. Denn viele Gäste wüssten Schutzmaßnahmen auch zu schätzen. Angesichts hoher Zahlen gehe es zudem um den Schutz der Mitarbeiter vor Ansteckung, sagte Wagner. Eine dritte Gruppe von Betrieben – er gehe hier von geschätzten 40 Prozent aus – stelle es Mitarbeitern und Gästen frei, ob sie eine Maske tragen wollten.
Ähnlich sieht es im Einzelhandel aus. Es gebe weiter Hygienepläne, doch die Situation vor Ort dürfte unterschiedlich entschieden werden, erklärte der hessische Handelsverband. Möglich sei, dass Mitarbeiter weiter Masken trügen und dies Kunden ebenfalls empfohlen werde. Letztlich habe es jeder selbst in der Hand, sich zu schützen, eine Pflicht sei nicht mehr nötig.
Virologin Sandra Ciesek rät, sich weiter zu schützen
Angesichts steigender Infektionszahlen sei es „natürlich schlecht, wenn man dann noch zusätzlich Maßnahmen aufhebt und damit das Infektionsgeschehen noch ankurbelt“, sagte die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek am Dienstagabend in der letzten Folge des NDR-Coronavirus-Podcasts. Die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Uniklinikum Frankfurt rät weiter zur
Maske: „Ich würde empfehlen, Maske immer in Situationen zu tragen, wo das erforderlich ist“ – etwa in Innenräumen, wenn es eng ist und schlecht gelüftet sowie im öffentlichen Personennahverkehr. Bei Veranstaltungen müsse man abwägen: Wie wichtig ist mir das? Wenn man gerade genesen sei, könne man vielleicht sagen: Jetzt kann ich wieder mehr machen. Generell müsse ab jetzt „jeder das selbst für sich entscheiden“.
Nach der neuen hessischen Corona-Verordnung gilt vom 2. April an eine Maskenpflicht nur noch in Arztpraxen und Krankenhäusern, in Alten- und Pflegeheimen sowie bei Pflege- und Rettungsdiensten. Auch in Bussen und Bahnen im ÖPNV sowie im Fernverkehr und in Sammelunterkünften wie etwa Obdachlosen- und Flüchtlingsunterkünften besteht weiter die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes.
Konflikte erwartet
Der Marburger Sozialpsychologe Ulrich Wagner erwartet Konflikte. Die Gesellschaft werde in zwei Gruppen auseinanderfallen: Einerseits werde es weiter vorsichtige Menschen geben, andere werden gar keine Masken mehr tragen, sagte Wagner der Deutschen Presse-Agentur.
Letzteren signalisiere das Auslaufen der Regeln fälschlicherweise, dass die Situation nicht mehr so schlimm sei und man sich an nichts mehr halten müsse. „Ich halte das für ein extrem riskantes Vorgehen“, sagte Wagner.
Der Appell der Politik an die Eigenverantwortung sei unsinnig, da die Maske vor allem zum Fremdschutz getragen werde. Das werde so nicht funktionieren. Viele Folgen seien auch nicht bedacht – etwa Probleme durch hohe Erkrankungszahlen in Kitas und Schulen sowie die Situation hochgefährdeter Menschen, die sich nicht impfen lassen könnten. Die Bereitschaft von Ungeimpften, sich eine Spritze geben zu lassen, werde sich weiter reduzieren.
(dpa/MK)