Hygiene

Lebensmittelkontrollen weitgehend ausgesetzt

Eine Lebensmittelkontrolle im Labor
Aufgrund Corona werden derzeitig sehr viel weniger Kontrolleure eingesetzt. (© Alexander Raths/stock.adobe.com)
Eine aktuelle Umfrage bei den deutschen Landesbehörden hat ergeben, dass in 14 Bundesländern routinemäßige Lebensmittelkontrollen reduziert oder komplett eingestellt wurden.
Dienstag, 02.06.2020, 09:11 Uhr, Autor: Thomas Hack

Das ARD-Politikmagazin „Report Mainz“ fragte die deutschen Bundesländer nach der Anzahl unangekündigter Untersuchungen in Lebensmittelbetrieben, beispielsweise um die Hygienebedingungen zu überprüfen. In Brandenburg, Saarland und Schleswig-Holstein wurden diese Kontrollen viele Wochen komplett eingestellt. In den meisten anderen Bundesländern wurden routinemäßige Lebensmittelkontrollen nicht im normalen Umfang durchgeführt. So heißt es beispielsweise aus Hamburg, dass diese Kontrollen „weitgehend heruntergefahren“ wurden, oder aus Hessen, dass Routinekontrollen zeitweise nur „eingeschränkt“ durchgeführt wurden. Konkrete Zahlen gibt es nur aus wenigen Ländern: In Sachsen wurden in den Monaten März und April von rund 10.000 Routinekontrollen nur knapp 4.000 durchgeführt, was 40 Prozent des angesetzten Soll-Werts entspricht.

Einschränkungen der Lebensmittelanalysen im Labor

Auch wurden zeitweise weniger bis keine sogenannten Planproben genommen. Hierbei werden Lebensmittel im Labor analysiert. Auch bei diesen Kontrollen kam es bei der Anzahl zu „deutlichen Abweichungen nach unten“ vom Sollwert, wie zum Beispiel das Land Baden-Württemberg mitteilte. Thüringen reduzierte die Planproben „auf ein notwendiges Mindestmaß“. Mecklenburg-Vorpommern meldete, dass im April 18 Prozent der vorgeschriebenen Planproben entnommen wurden. In Hessen waren es im selben Monat nur 6,5 Prozent.

Kontrolleure werden für Corona-Hotlines eingesetzt

Abzug von Kontrolleuren für Corona-Bekämpfung Als Gründe für die Reduzierung bzw. Aussetzung gaben mehrere zuständige Landesbehörden an, dass ein „erheblicher Teil des Personals“ (Baden-Württemberg) in die Gesundheitsämter versetzt oder an „lokale Krisenstäbe“ (Sachsen) ausgeliehen wurde. Beispielsweise waren in Niedersachen 60 Beschäftigte der Lebensmittelüberwachung im Gesundheitsamt tätig – zum Beispiel bei der Corona-Telefon-Hotline. Aktuell werden laut den Behörden die Kontrollen langsam wieder hochgefahren. Wann die Kontrollen wieder in normalem Umfang stattfinden, konnten viele Landesbehörden nicht mitteilen. Konzepte, um die Überwachung auf ein Normalmaß wieder hochzufahren, liegen in vielen Bundesländern nicht vor. (ots/TH)

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