Kreativ-Proteste gegen Bonpflicht gestartet
Am 1. Januar ist in Deutschland die Bonpflicht in Kraft getreten, wobei bei einigen betroffenen Unternehmern die neue Regelung nicht nur Wut, sondern auch echte Kreativität ausgelöst hat: Viele Betriebe protestieren mittlerweile auf ihre eigene Art und Weise dagegen, dass sie ihren Kunden bei jedem Kauf unaufgefordert einen Beleg aushändigen müssen. Vor allem Bäcker mit Laufkundschaft beklagen überflüssige Müllberge. Eine Auswahl kreativer Proteste und anderer Reaktionen:
Süßer Protest
Im bayerischen Moosinning und in Budenheim bei Mainz ist die Kassenbonpflicht zum „süßen“ Verkaufsschlager geworden. Dort garnieren Bäckereibetriebe ihre Krapfen bzw. Kreppel mit einem Kassenbeleg aus Fondant, Zuckerpapier und Lebensmittelfarbe. Die Aktionen kommen nach Angaben der Betriebe bei den Kunden gut an – auch wenn trotz der süßen Kassenzettel zusätzlich auch noch „normale“ Belege vorgeschrieben sind.
Dem Bon „einen Korb“ geben
Dem Bon einen Korb geben einige Betriebe wie etwa das Café Eigler in Leipzig mit einem Wortspiel. Dabei liegen „Schokobons“ oder Bonbons bereit, versehen mit dem Hinweis, nach dem Einkauf doch bitte unbedingt unaufgefordert ein(en) „Bon“ mitzunehmen.
Kassenbon-Deko
Das Gasthaus Gutenberg in Karlsruhe hatte bereits letztes mit seinem Protest gegen die Bonpflicht begonnen. Mehr als 1.000 Bons wurden fein säuberlich auf Schnüre gefädelt und wie Girlanden in den Gasträumen aufgehängt. Inzwischen habe man sie abgenommen und statt über den Köpfen der Gäste finden sich die Bons jetzt im Schaufenster wieder. Das ist offenbar ein beliebter Ort für die Kassenzettel: Auch die Bäckerei Jahn im bayerischen Ansbach sammelt dort weithin sichtbar ihre Kassenbons.
Der Finanzamt-Briefkasten als Sammelstelle
Dem Staat geben, was der Staat haben wollte, ist das Motto verschiedener Aufrufe. So postete beispielsweise die Bäckerei Frick aus Weingarten in Baden-Württemberg auf Ihrem Facebook-Account eine Erklärung zur Bonpflicht für die Kunden – verbunden mit dem Vorschlag, die Zettel doch mit nach Hause zu nehmen, zu sammeln und bei Gelegenheit dem Finanzamt in den Briefkasten zu stecken. Bei Theo’s Kitchen im schleswig-holsteinischen Husum sammelt man die Bons sogar selbst, um sie ans Finanzministerium zu schicken. Zwei Tüten seien schon voll, heißt es dort.
Kassenbon-Eklat im Saunaclub
Die Bonpflicht sorgt allerdings nicht nur für Ärger zwischen ihren Machern und Unternehmern. In der Nähe des hessischen Dieburgs musste die Polizei anrücken, um den Streit zwischen dem Besucher eines Saunaclubs und dessen Sicherheitsdienstes zu schlichten. Der Mann hatte nämlich nach dem Besuch des Etablissements einen Bon verlangt und war daraufhin zunächst vor die Tür gesetzt worden. Warum der Mann auf Ausstellung eines Bons bestand, blieb offen. Er kam allerdings zu seinem Recht: Nach Intervention der Beamten erhielt er eine handschriftliche Quittung für seinen gezahlten Eintritt. (dpa/TH)