„Kämpfen mit einer zunehmenden Perspektivlosigkeit“
Sechs Wochen nach der Schließung durfte der Einzelhandel am 8. Februar in Österreich wieder öffnen. Der Lockdown für die Gastronomie, die Hotellerie und einen Großteil der Kulturszene wurde hingegen am Montag (15. Februar) bis Ostern verlängert. Auch das seit dem 3. November gültige Veranstaltungsverbot bleibt bestehen. In zwei Wochen will die österreichische Bundesregierung dann über das weitere Vorgehen beraten. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) geht jedoch von weiteren Öffnungsschritten erst „rund um Ostern“ aus.
„Die Entscheidung der Bundesregierung, den Lockdown noch einmal zu verlängern, ist für viele Unternehmen weit über die Hotels hinaus erneut ein Stich ins Herz. Da hilft kein Zureden und Vertrösten, es braucht eine Not-Operation und wirksame Medikamente in ausreichender Dosierung jetzt“, fordert ÖHV-Generalsekretär Dr. Markus Gratzer Liquidität für Unternehmen im Lockdown: „Es landen immer mehr Unternehmen auf der Intensivstation. Holen wir sie dort raus!“ Die Unternehmen bräuchten eine Perspektive, was Öffnung und Finanzierung angeht.
Entschädigungen jetzt auszahlen
90 Prozent der befragten Hotels in Kärnten, Salzburg, Tirol und Vorarlberg haben Anspruch auf Entschädigung nach dem Epidemie-Gesetz. Eine Auszahlung erhalten haben elf Monate nach Beginn des bundesweiten Lockdowns gerade einmal 7 Prozent. Gleichzeitig lässt die Umsetzung des von der EU-Kommission genehmigten höheren Beihilfenrahmens auf sich warten: „Das muss schneller gehen, wenn wir die Arbeitsplätze im Tourismus und bei den Zulieferern erhalten wollen“, pocht Gratzer auf eine rasche Umsetzung in den nächsten Tagen.
Gastronomie und Hotellerie fordern endlich klare Öffnungsperspektive
„Mehr als ein halbes Jahr Lockdown seit Beginn der Corona-Krise sind genug. Auch wenn es Hilfen gibt, ist es besonders schmerzhaft, dass es für die touristischen Branchen Gastronomie und Hotellerie ebenso wie für den Bereich Fitness weiterhin keine Perspektive zur Wiedereröffnung gibt“, kommentiert Helmut Tury, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft, die jüngste Entscheidung der Regierung, Gastronomie, Hotellerie und Fitness nach wie vor geschlossen zu halten.
Betriebe haben bewiesen, dass sie Sicherheitskonzepte penibel umsetzen
„Unsere Betriebe, von denen sich viele bereits in einer finanziell und auch psychisch extrem angespannten Lage befinden, brauchen dringend Planbarkeit, wie es nun weitergeht. Es kann keine Lösung sein, die heimische Gastronomie bis zur Durchimpfung und bis zur erfolgreichen Bekämpfung aller auftretenden Virusmutationen geschlossen zu halten. Unsere Mitglieder haben bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass Sicherheits- und Hygienevorschriften laufend auf aktuellem Stand gehalten und penibel eingehalten werden“, ergänzt Matthias Mirth, Obmann der burgenländischen Gastronomen.
„Wir kämpfen in der Hotel-Branche mit einer zunehmenden Perspektivlosigkeit, mit der in vielen Fällen auch existenzielle Ängste für Betriebe und Mitarbeiter einhergehen“, meint auch Martina Wende, Obfrau Fachgruppe Hotellerie: „Wir arbeiten intensiv an einem für unsere Gäste sicheren und für unsere Mitgliedsbetriebe gesichertem Öffnen der Branche. Wir müssen den Gästen Perspektiven geben, dass sie sich überhaupt trauen zu buchen. Es ist ja nicht so, dass wir unsere Türen aufsperren und so wie bei den Friseuren überrannt werden. Es ist natürlich noch eine gewisse Unsicherheit bei den Gästen vorhanden und dafür brauchen wir eine Vorlaufzeit.“
Die Tourismusbranche wird von dieser Regierung verschaukelt
„Der verlängerte Lockdown durch die ÖVP-geführte Bundesregierung lässt unsere Betriebe immer weiter in die wirtschaftliche Katastrophe taumeln. ÖVP und Grüne liefern im Gegensatz zu unseren Gastronomie- und Tourismusbetrieben keine Öffnungsstrategien und Öffnungskonzepte. Nur das ganze Land in Geiselhaft zu nehmen und einen Lockdown nach dem anderen zu verhängen, ist einfach zu wenig. Kurz, Köstinger und Anschober sollten sich fachliche Anleihen bei unseren Unternehmern, ob groß oder klein, suchen, denn ,die haben es einfach drauf‘“, so der freiheitliche Tourismussprecher NAbg. Gerald Hauser.
Der Totalausfall der Wintersaison verursache nicht nur einen Milliardenverlust, sondern verschärfe auch die Eigenkapitalsituation, da das von Haus aus knapp vorhandene Eigenkapital nun weiter geschmälert werde und gegen Null gehe. „Dringend notwendige parlamentarische Initiativen der Freiheitlichen zur raschen und notwendigen Stärkung des Eigenkapitals wurden im letztwöchigen Tourismusausschuss nun zum dritten Mal vertagt! Es hat den Anschein, dass unsere Betriebe Köstinger und Co. völlig egal sind. Diese Regierung versagt auf höchster Ebene und ist derzeit im Wesentlichen handlungsunfähig und planlos. Der einzige Ausweg aus dieser von der Regierung verschärften Krise ist, alle touristischen Betriebe unter Einhaltung von Schutzmaßnahmen sofort zu öffnen!“, forderte Hauser.
(ots/ÖHV/WKÖ/NZ)