„Jetzt planen, was planbar ist“
Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz hat am Dienstag, 6. April, angekündigt, dass mithilfe einer Öffnungskommission aus Vertretern von Bund, Ländern und Kommunen die nächsten Lockerungen vorbereitet werden. Wien, Niederösterreich und das Burgenland gehen wegen besonders kritischer Fallzahlen jedoch bis mindestens 18. April in den Komplett-Lockdown. Das bedeutet eine 24-stündige Ausgangsbeschränkung, Distanzunterricht und eine Schließung aller „nicht lebensnotwendigen“ Geschäfte.
Kanzler Kurz setzt auf Impfungen
Gleichzeitig heißt es: Impfen, impfen, impfen. Denn der ÖVP-Politiker sieht darin den Weg aus der Pandemie. Bis Ende des Monats sollen daher landesweit alle Menschen über 65 geimpft sein, im Mai seien dann Personen ab 50 Jahren an der Reihe, so Kurz. „Mit entsprechendem Impf-Fortschritt und mit entsprechend wärmerem Wetter und hoffentlich damit verbundenen saisonalen Effekten rechnen wir damit, dass wir im Mai entsprechende Öffnungsschritte setzen können.“
Lockerungen in Österreich
Wirklich konkret sind die angekündigten Lockerungsschritte jedoch noch nicht. Zunächst muss die einberufene Öffnungskommission beraten. „Ziel ist es, in 14 Tagen Näheres, auch was Termine betrifft, hier bekannt zu geben, weil ja in manchen Bereichen Vorlaufzeiten notwendig sind, damit das sinnvoll angegangen werden kann“, erklärt Vizekanzler Kogler. Er ergänzt aber auch, dass in einer Pandemie eben nicht garantiert unmittelbar geplant werden könne – man werde es jedoch versuchen. „Die letzten harten Wochen noch gemeinsam überstehen und ab Mai in eine andere Zukunft schauen dürfen“, das sei Koglers Hoffnung.
Ein erster Entwurf der geplanten Öffnungsschritte liegt jedoch dem Nachrichtenportal oe24.at vor. Dieser sieht erste Öffnungen ab dem 3. Mai vor – vorausgesetzt die Infektionszahlen sind nicht zu hoch. Erste Kultur-Veranstaltungen, aber auch ein Besuch in Gaststätten sollen dann wieder möglich sein. Für Mitte Mai seien laut dem Nachrichtenportal dann erste Öffnungen im Tourismus angedacht.
Öffnungskommission wichtiges Signal in Richtung der Branche
„Wir sind in den vergangenen Monaten nicht müde geworden, das höchstmögliche Maß an Planungssicherheit für unsere Betriebe einzufordern. Mit der geplanten Öffnungskommission wird nun ein wichtiges Signal in Richtung unserer Branche gesetzt“, kommentiert Susanne Kraus-Winkler, Obfrau des Fachverbandes Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), die angekündigten Pläne der Bundesregierung. Es sei erfreulich und wichtig, dass Sozialpartner und Branchenvertretern in diesen Prozess eingebunden sind, denn: „Es hat sich schon im letzten Jahr gezeigt, dass dies der Garant für eine erfolgreiche Öffnung ist. Unsere Branche – Betriebe und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – ist jedenfalls gut vorbereitet und hoffen sehr auf einen baldigen Re-Start.“
Bedingungen endgültig festlegen
Nun gehe es darum, die Zeit zu nutzen, um in dieser Öffnungskommission die Bedingungen für die Wiedereröffnung der Hotellerie endgültig festzulegen, erklärt Kraus-Winkler: „Wir erwarten, dass man mit uns gemeinsam jene Maßnahmen und Vorgaben bekannt macht, unter denen wir öffnen werden können. Jetzt planen, was planbar ist, lautet das Motto, denn der lange Lockdown macht eine Wiedereröffnung für die Betriebe organisatorisch immer schwieriger.“
Öffnung zum nächstmöglichen Zeitpunkt angestrebt
Wie alle Österreicherinnen und Österreicher hofft Kraus-Winkler natürlich auf eine rasche Entspannung der Infektionszahlen – nicht zuletzt hinsichtlich des Öffnungsdatums: je früher sicher geöffnet werden kann, desto besser vor allem für jene Betriebe, die auf einen starken Inlandstourismus bauen können. Für all jene – und damit den Großteil der österreichischen Hotellerie –, die vor allem auch auf den ausländischen Gast setzen, wird es bis Ende Mai aufgrund der Einreisebeschränkungen ohnehin schwierig, zeigt sich Kraus-Winkler überzeugt: „Eine Öffnung zum ehest möglichen Zeitpunkt ist für Betriebe und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber wohl auch für unsere Gäste sehr erstrebenswert. Dafür müssen dann auch die Einreisebestimmungen evaluiert und angepasst werden.“
Betriebe finanziell unterstützen
Nachdenklich zeigt sich die oberste Branchensprecherin, wenn es um die Resilienz der Branche geht: „So sehr wir eine baldige Öffnung herbeisehnen, damit alleine werden, nach nunmehr sechs durchgehenden Schließmonaten, viele die nächsten Monate und Jahre nicht überstehen. Der lange Lockdown zehrt nicht nur an den psychischen, sondern auch enorm an den finanziellen Reserven unserer Unternehmer, so diese noch vorhanden sind.“ Maßnahmen wie die gestern verkündete Verlängerung des Ausfallbonus sind enorm wichtig für die Branche. Darüber hinaus braucht es nun auch eine rasche Umsetzung von langfristigen Stabilisierungsmaßnahmen, um die stark gestiegene Fremdkapitalbelastung der Branche zu bereinigen und das Eigenkapital zu stärken. „Wir haben konkrete Vorschläge, wie etwa die Verlängerung der Laufzeit von Überbrückungskrediten, die Verschiebung des Rückzahlungsstarts oder auch die Ablöse dieser kurzfristigen Überbrückungshilfen zur Finanzentlastung der Unternehmen ausgearbeitet. Die Finanzmaßnahmen sollten sobald als möglich umgesetzt werden, damit unsere Betriebe auch in den nächsten Jahren erfolgreich weiterwirtschaften und investieren können“, unterstreicht Kraus-Winkler abschließend.
(Merkur/WKÖ/NZ)