Protest

Italiens Köche gegen frühe Sperrstunde

Sessel auf einem Tisch in einem geschlossenen Lokal.
Spätestens um 18 Uhr müssen seit kurzem alle Lokale in Italien schließen. (© Iryna – stock.adobe.com)
Seit Anfang der Woche müssen in Italien alle Restaurants und Bars um 18 Uhr schließen. Für viele Betriebe ist das eine Katastrophe. Jetzt regt sich Protest unter den Köchen und Gastronomen.
Dienstag, 27.10.2020, 09:52 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Italiens Premier Giuseppe Conte hatte bei einer Pressekonferenz am Wochenende im Kampf gegen Corona weitere restriktive Maßnahmen vorgestellt, die am Montag in Kraft getreten sind. Seit Montag an müssen etwa Bars und Restaurants ab 18 Uhr schließen. Maximal vier Personen dürfen an einem Tisch in Lokalen sitzen. Take-away-Dienste sind weiterhin vorgesehen. Kinos, Theater, Spielhallen, Clubs, öffentliche Sportstätten und Schwimmbäder werden ganz geschlossen.

In Italiens Gastronomie regt sich aber zunehmender Widerstand gegen die 18-Uhr-Sperrstunde. „Jeden Tag sind Restaurantinhaber gezwungen, ihr Lokal zu schließen. Unzählige Familienbetriebe werden nicht mehr in der Lage sein, weiterzuarbeiten“, sagte dazu der vielfach ausgezeichnete Sternekoch Gianfranco Vissani laut einem Bericht des ORF. Der 68-Jährige erklärte, er selber habe sein Restaurant in Rom schließen müssen. „Ich konnte nicht mehr weitermachen. Es gibt keine genauen Regeln. Statt uns zu unterstützen, bestraft uns die Regierung“, argumentierte Vissani. Er kritisierte unter anderem den Regierungsbeschluss, maximal vier Personen an einem Tisch sitzen zu lassen.

„Werden alle pleite sein“

„Ab Dezember werden wir alle pleite sein, ganz Mailand wird ausgestorben sein“, befürchtet auch Paolo Peroli, Miteigentümer eines der traditionsreichen Nachtlokale in Mailand. Und der Mailänder TV-Starkoch Davide Oldani meinte, Restaurants seien vom Standpunkt der Hygiene sicherer als Privatwohnungen. Restaurants hätten sich bisher strikt an die Vorschriften der Regierung gehalten. „Wir werden es weiterhin tun, wir müssen Geduld haben“, sagte Oldani.

Der Gastronomen-Verband FIR schätzt wegen der neuen strengen Schutzmaßnahmen mit einem zusätzlichen Umsatzrückgang für Lokale von 70 Prozent.“ 8.000 Arbeitnehmern droht allein in Mailand der Jobverlust. Die Personen gehen nicht mehr außer Haus, sie gehen nicht in Lokale und Restaurants. Der mediale Terror hat die Gastronomie zerstört“, so Glauco Marras, Präsident des FIR-Verbands, laut ORF. (ORF/CK)

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