„Hotels und Restaurants mit keinem Wort erwähnt“
Das Gastgewerbe, der Mittelstand und die Immobilienwirtschaft haben sich tief enttäuscht gezeigt über die jüngsten Beschlüsse von Bund und Ländern zur Eindämmung des Coronavirus. Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), sagte der Deutschen Presse-Agentur, es gebe immer noch keine Öffnungsperspektive: „Dass Hotels und Restaurants in dem vorliegenden Beschluss mit keinem Wort erwähnt werden, löst in der Branche Frust und Verzweiflung aus.“
„Die Folgen sind und werden dramatisch sein“
Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) kommentierte: „Der Coronagipfel ist ein weiterer Beweis der Unverbindlichkeit der Politik und der Gipfel der Enttäuschungen für den Mittelstand.“ Der Zentrale Immobilien Ausschusses (ZIA), Spitzenverband der Immobilienwirtschaft, kritisierte, es fehle weiterhin jede Perspektive für eine Öffnung des Handels. „Jeder Tag Lockdown kostet 1,5 Milliarden Euro allein im Handel. Die Folgen sind und werden dramatisch sein. Es geht um die Existenzen ganzer Innenstädte“, sagte ZIA-Präsident Andreas Mattner.
„Wir hatten klare Perspektiven erwartet“
Die aktuell geltenden Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie werden grundsätzlich bis zum 7. März verlängert. Darauf einigten sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Regierungschefs der Länder am Mittwoch. Damit bleiben etwa Hotels und Kneipen weiter dicht. Sollte die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz dahin stabil unter 35 gesunken sein, sollen die Beschränkungen von den Ländern etwa im Einzelhandel schrittweise gelockert werden.
„Wir haben nicht mit einem konkreten Öffnungsdatum gerechnet, aber definitiv mit einer Aussage, wann und unter welchen Voraussetzungen Hotels und Restaurants wieder Gäste empfangen dürfen“, so Hartges. „Wir hatten klare Perspektiven erwartet für unsere Branche, die für die Lebensqualität der Mitbürger sowie die Attraktivität der Innenstädte und der Regionen höchste Bedeutung besitzt.“ Gastronomie und Hotellerie hätten von 2010 bis 2019 gut 300.000 neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze in Deutschland geschaffen.
„Unsere Betriebe wurden am 2. November geschlossen und werden Ende Februar inklusive des Lockdowns im Frühjahr 2020 insgesamt sechs Monate geschlossen sein“, fasst Hartges zusammen und fügt hinzu: „Dabei hat für uns die Gesundheit der Gäste und Mitarbeiter höchste Priorität. Alle notwendigen Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung tragen wir mit, wir erwarten jedoch, dass diese gut begründet, nachvollziehbar und verhältnismäßig im Rechtssinne sind.“ Die Branche erwarte daher spätestens zu den nächsten Beratungen von Bund und Ländern am 3. März einen abgestimmten Fahrplan für den Re-Start des Gastgewerbes.
„Die Regierenden nehmen abermals die Insolvenz in Kauf“
BVMW-Bundesgeschäftsführer Markus Jerger kritisierte, es fehlten noch immer ein verbindlicher Fahrplan für den „Lockoff“ der Wirtschaft sowie ein Wirtschaftsgipfel mit Experten des Mittelstands, den Gewerkschaften und der Politik. „Die Regierenden nehmen abermals die Insolvenz und den Existenzverlust von hunderttausenden Betrieben und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Kauf und rauben deren Zukunftsperspektive“, sagte Jerger. „Wieder vertröstet die Bundesregierung den Mittelstand mit unverbindlichen Versprechungen und lässt diesen bettelnd am Tropf der Überbrückungshilfen hängen.“
(dpa/NZ)