Gratis-Wasser bald Pflicht?
Die Frage, ob Leitungswasser in Gastronomiebetrieben etwas kosten darf oder nicht beschäftigt die Branche – und die Gäste – seit vielen Jahren. Und zumindest derzeit agiert jeder Wirt nach Gutdünken. Die einen geben Leitungswasser kostenlos ab, bisweilen sogar unaufgefordert in Form eines Kruges auf jedem Tisch, andere verrechnen prinzipiell eine kleine Gebühr und die dritten servieren Wasser zumindest dann gratis, wenn daneben „normal“ konsumiert wird. Eine neue EU-Richtlinie, die noch in der laufenden Regierungsperiode durchgebracht werden soll, will aber genau damit aufräumen und alle Wirte dazu verpflichten, kostenlos Trinkwasser auszugeben.
Sollte freie Entscheidung des einzelnen Gastronomen bleiben
Gastronomievertreter haben mit dieser Idee erwartungsgemäß wenig Freude. Von einer „sinnlose Geschichte für Österreich“, spricht etwa Mario Pulker, Obmann des Fachverbandes Gastronomie in der Wirtschaftskammer Österreich. Pulker sieht durch die verpflichtende Ausgabe von kostenlosem Leitungswasser massive Probleme auf die Gastronomen zukommen. „Jeder weiß, dass die Speisen in der heimischen Gastronomie eigentlich zu billig sind. Der Getränkeverkauf ist da oft lebenswichtig“, so Pulker gegenüber HOGAPAGE. „Wenn einer zehn Mittagsmenüs um fünf oder sechs Euro verkauft und die Leute trinken dazu alle kostenloses Leitungswasser, dann wäre es besser, er hätte an dem Tag sein Lokal gar nicht erst aufgesperrt…“ Besonders Wirte in Tourismus-Orten seien darauf angewiesen, Geld für Leitungswasser zu verlangen. Und gerade Touristen seien es durchaus gewohnt, Geld für Leitungswasser zu bezahlen. Letztlich sei es daher eine Entscheidung, die ausschließlich der einzelne Unternehmer treffen soll, ob Geld für Leitungswasser verlangt wird, oder nicht.
Auch die seitens der EU angekündigten häufigeren Kontrollen der Trinkwasserqualität in Lokalen sind Pulker ein Dorn im Auge. Wirte, die einen eigenen Brunnen haben und ihren Betrieb oder Nachbarn daraus beliefern wurden bisher einmal im Jahr kontrolliert. Künftig soll das bis zu zehnmal passieren. (CK)