Lockerungen

„Geimpfte behandeln wie negativ Getestete“

Jens Spahn
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn: „Wer geimpft ist, kann ohne weiteren Test ins Geschäft.“ (Foto: © picture alliance/dpa | Michael Kappeler)
Gesundheitsminister Jens Spahn möchte mehr Freiheiten für Geimpfte. Besuche im Geschäft oder beim Friseur sollen ohne zusätzliche Tests, das Reisen ohne Quarantäne möglich sein.
Montag, 05.04.2021, 10:10 Uhr, Autor: Natalie Ziebolz

Wer vollständig gegen das Coronavirus geimpft ist, soll laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in den nächsten Wochen bestimmte Freiheiten zurückbekommen. „Wer geimpft ist, kann ohne weiteren Test ins Geschäft oder zum Friseur. Zudem müssen nach Einschätzung des RKI vollständig Geimpfte auch nicht mehr in Quarantäne“, sagte der CDU-Politiker der „Bild am Sonntag“. Dies solle gelten, wenn die dritte Welle gebrochen und etwa beim Einzelhandel ein Schnelltestsystem aufgebaut worden sei. Aber auch für vollständig Geimpfte werden in der aktuellen Phase der Pandemie weiterhin Corona-Regeln wie Abstand, Hygiene und Schutzmasken gelten, so Spahn.

Risiko für Virusübertragung durch Geimpfte gering

Grundlage dafür sind der Zeitung zufolge, neueste wissenschaftliche Erkenntnisse durch das Robert-Koch-Institut (RKI). In einem RKI-Bericht an Spahns Ministerium, der Bild vorliegt, heißt es demnach: „Nach gegenwärtigem Kenntnisstand ist das Risiko einer Virusübertragung durch Personen, die vollständig geimpft wurden, spätestens zum Zeitpunkt ab dem 15. Tag nach Gabe der zweiten Impfdosis geringer als bei Vorliegen eines negativen Antigen-Schnelltests bei symptomlosen infizierten Personen.“

Dritte Welle muss gebrochen sein

Spahn sagte dazu: „Wer vollständig geimpft wurde, kann in Zukunft wie jemand behandelt werden, der negativ getestet wurde.“ Wenn die dritte Welle der Corona-Pandemie gebrochen sei und weitere auf Schnelltests beruhende Öffnungsschritte wie beim Einzelhandel gegangen würden, käme diese Grundsatzentscheidung zum Tragen. „Wir werden diese Erkenntnisse nun zeitnah in Gesprächen mit den Ländern in die Praxis bringen“, sagte der Minister.

Gesundheitsexperte unterstützt Spahn

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach unterstützt den Vorstoß von Spahn: „Die Haltung von Jens Spahn unterstütze ich in dieser Hinsicht“, sagte Lauterbach WELT. „Es zeigt sich zunehmend, dass diejenigen, die geimpft sind, ein nur noch sehr geringes Risiko haben, zu erkranken. Und wenn sie erkranken, erkranken sie nur mild und wahrscheinlich können sie die Pandemie dann nicht weitergeben. Somit sind sie mit großer Wahrscheinlichkeit nicht weiter ansteckend, selbst wenn sie sich infizieren sollten. Die Datenlage ist da zwar noch nicht abgeschlossen, aber sehr vielversprechend und ich glaube, daher kann man dies in Aussicht stellen, wie es Jens Spahn getan hat.“

Kritik und offene Fragen

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisierte die Unverbindlichkeit von Spahns Aussage. Bei welchem Inzidenzwert die dritte Welle vorbei sei, sage der Minister nicht, erklärte Vorstand Eugen Brysch. „Unbeantwortet lässt das RKI auch die Frage, wie hoch das Risiko ist, dass Geimpfte das Virus weitergeben können. Auch nichts dazu, wie sich Geimpfte künftig ausweisen sollen.“ Ein europäischer Nachweis sei immer noch in weiter Ferne.

(dpa/Bild/Welt/NZ)

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