Verbraucherschutz

Forderung nach neuer Fleischkennzeichnung

Stefan John sitzt zwischen seinen Schweinen
Landwirt Stefan John sitzt zwischen seinen Tieren auf seinem Hof. Dieser gehört der Initiative „Tierwohl“ an, bei der es um eine tiergerechtere Haltung von Nutztieren geht. (Foto: dpa)
Beim Fleischkauf interessieren sich Supermarkt-Kunden zunehmend dafür, wie die Tiere gelebt haben. Doch woran sind bessere Bedingungen zu erkennen? Die Diskussion über ein neues Logo nimmt wieder Fahrt auf.
Montag, 08.01.2018, 11:15 Uhr, Autor: Markus Jergler

Die Verbraucherzentralen fordern einen schrittweisen Ausbau einer staatlichen Kennzeichnung für Fleisch aus besserer Tierhaltung. Es sei richtig, dies „erst freiwillig und dann verbindlich“ anzugehen, sagte der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Klaus Müller.

Ein Thema für die Politik
Eine Tierwohl-Kennzeichnung für Fleisch im Supermarkt dürfte in möglichen Koalitionsgesprächen von Union und SPD zu einem Thema werden – sie steht in beiden Wahlprogrammen. Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) hatte Kriterien für ein staatliches Label vorgestellt, es bis zur Bundestagswahl aber nicht mehr umgesetzt. Landwirte, die sich für eine freiwillige Teilnahme interessieren, sollen demnach etwa mehr Platz für Schweine im Stall bereitstellen.

Verbraucherschützer Müller sagte, es gebe schon viele Auszeichnungen. Das Vertrauen in die teils auch von Werbung durchsetzten Logos sei aber gering. „Wir haben ein klassisches Marktversagen.“ Minister Schmidt sei mit seinen Plänen «viel zu spät gestartet.

Bundesweite Initiative
In einen neuen Anlauf solle man „mit ein bisschen Geduld reingehen“, sagte Müller. Wenn die künftige Regierung sich etwa darauf festlege, dass ein System „vielleicht alle zwei Jahre etwas tierschutzgerechter wird, dann wüssten alle, woran sie sind“. Ziel könne sein, wie bereits bei Eiern generell die Form der Tierhaltung anzugeben. „Wenn das verbindlich geschehen soll, brauchen wir noch eine Klärung auf europäischer Ebene“, erläuterte Müller.

Der Bauernverband sieht die von der Branche getragene „Initiative Tierwohl“ für die nächsten drei Jahre weiterhin als Basis. „Das dürfen wir nicht gefährden, weil das die einzige Initiative ist, die bis dato erfolgreich ist“, sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied. „Wenn wir darüber hinaus über ein staatliches Label beziehungsweise eine Kennzeichnung der Haltungsform diskutieren wollen, sind wir offen und gesprächsbereit – auch, um Dinge zu verzahnen.“ Dies hänge vom Inhalt und der Ausgestaltung ab.

Bei der 2015 gestarteten Branchen-Initiative erhalten freiwillig teilnehmende Bauern für Zusatzleistungen wie mehr Platz im Stall Geld aus einem Fonds, in den Supermarkt-Ketten einzahlen. Das Budget soll für die Jahre 2018 bis 2020 von bisher 85 Millionen auf 130 Millionen Euro jährlich erhöht werden. Laut dem Bauernverband nehmen künftig 4157 Betriebe mit mehr als 26 Millionen Schweinen teil. Dadurch würden 23 Prozent aller Schweine in höheren Tierwohlstandards leben.

Es gibt auch Kritik
Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz bemängelte etwa, dass sowohl die „Initiative Tierwohl“ als auch ein staatliches Label Freiwillige ansprächen, die ohnehin offen für diese Anliegen seien. „Die 10 bis 20 Prozent der Tierhalter mit den größten Problemen fallen dabei unten durch“, sagte Thomas Blaha, früherer Professor an der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Es reiche nicht, die guten Betriebe in einem Label zu haben. Daneben könnten lokale und regionale Programme aufgelegt werden, um Höfen bei der Verbesserung der Tiergesundheit zu helfen. (dpa/MJ)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Ein Zuckermessgerät wird an einen leicht blutenden Finger gehalten
Zu viel Zucker
Zu viel Zucker

Ärzte fordern Gesetze für gesunde Ernährung

Die Zahl übergewichtiger Menschen steigt immer weiter an, auch in Deutschland. Von Ärzten wird nun die Forderung nach einem Einschreiten durch die Politik laut. Aber wie soll die aussehen.
Die linke Regierung in Portugal möchte die Mehrwertsteuer auf viele Nahrungsmittel streichen
Vorbild für Deutschland?
Vorbild für Deutschland?

Portugal schafft Mehrwertsteuer für Grundnahrungsmittel ab

Brot, Milch, Nudeln und Eier sind teuer wie nie. Die Inflation in Portugal treibt die Lebensmittelpreise stark in die Höhe. Diese sind zuletzt um 20,1 Prozent gestiegen. Das zwingt die portugiesische Regierung zum Handeln. 
Mark Arnall weiß wie wichtig eine gesunde Ernährung ist.
Gesundheit
Gesundheit

Dank Coach Mark Arnall fit wie ein Formel-1-Pilot

Auf der Überholspur Richtung Wohlbefinden: Das Baur au Lac lanciert ein neues Fitness- und Wohlfühl-Programm. Es ist in Zusammenarbeit mit Formel-1-Performance Coach Mark Arnall entstanden.
Julia Klöckner
Ernährung
Ernährung

Klöckner will strengere Kontrollen von Online-Lebensmitteln

Lebensmittel werden immer häufiger über das Internet bestellt. Doch Ernährungsministerin Julia Klöckner zufolge sollen nun die Kontrollen solcher Plattformen verschärft werden.
Alexander Huber, Präsident der Jeunes Restaurateurs
Preispolitik
Preispolitik

Jeunes Restaurateurs fordern Ende des Preisdumping

Schnäppchenaktionen für Fleisch und andere Lebensmittel führen derzeitig zu heftigen Kontroversen und Politdiskussionen. Alexander Huber, Präsident der Jeunes Restaurateurs, fordert jetzt ein Ende der Dumpingpreise.
Ein Einkaufswagen voller Euro-Scheine
Politik & Ernährung
Politik & Ernährung

Merkel beruft Diskussionsrunde über Lebensmittelpreise ein

Die Kanzlerin dringt beim Spitzentreffen über Lebensmittel auf rücksichtsvollere Geschäfte in der Nahrungsmittelindustrie. Staatliche Eingriffe in die Preise lehnt sie aber ab.
Ein Teller mit der Aufschrift Brexit
Politik & Gastgewerbe
Politik & Gastgewerbe

Brexit verunsichert deutsche Ernährungsbranche

Die deutsche Ernährungsbranche blickt dem Brexit mit besorgten Blick entgegen. Um die weitere Versorgung sicherzustellen, fordert die Bundesvereinigung der Ernährungsindustrie neue Maßnahmen. 
Salate in einer Kantine
Gemeinschaftsverpflegung
Gemeinschaftsverpflegung

Senatorin fordert Bio-Zwang an Schulkantinen

Seit 2019 ist das Schulessen für Berlins Grundschulkinder kostenlos. Jetzt fordert Bildungssenatorin Sandra Scheeres, dass die Caterer zu „Bio“, fair gehandelten Produkten und regionalen Lebensmitteln verpflichtet werden sollen.
Ein Stück rohes Fleisch
Tierwohlabgabe
Tierwohlabgabe

Mehrheit der Deutschen befürwortet Fleischsteuer

Eine aktuelle Emnid-Umfrage zeigt: Die große Mehrheit der Deutschen würde eine Zusatzabgabe auf Fleischprodukte für mehr Tierwohl begrüßen.