Bürokratie

Erste Demos gegen Kassenbon-Pflicht gestartet

Eine Demo vor dem Bundestag
Vor dem Niedersächsischen Landtag regt sich Widerstand gegen die Kassenbon-Pflicht. Es würden alleine pro Jahr Kassenbons von zwei Millionen Kilometern Länge entstehen, rechneten Experten aus. (Symbolbild © ink drop/stock.adobe.com/Joachim Wendler/stock.adobe.com)
Ab 2020 müssen auch Gastronomen den Gästen die Kassenbons ausdrucken, damit dem Fiskus kein einziger Cent mehr entgehen kann. Doch im ersten Bundesland gibt es jetzt öffentliche Kritik – und die ersten Demos vor dem Landtag!
Mittwoch, 20.11.2019, 13:57 Uhr, Autor: Thomas Hack

Lebensmittelhändler und Gastronomen sind bereits jetzt schon frustriert, wenn sie an die Kassenbon-Pflicht 2020 und den damit nötigen Bürokratieaufwand denken. Doch jetzt regt sich erster öffentlicher Widerstand in Deutschland, ausgelöst durch die Bäckerbranche in Niedersachsen. Rund 60 Bäcker demonstrierten vor dem Landtag in Hannover, wobei zudem in den kommenden beiden Wochen 1,2 Millionen bedruckte Brötchentüten an rund 3.500 Bäckertheken verteilt werden. Der Grund: Auf den Tüten ist detailliert aufgegliedert, wie viel Zeit ein Betrieb für welchen bürokratischen Akt aufwenden muss!

„Viele Betriebe müssen durch den Dokumentationswahn aufgeben!“

Auch Bäckerei-Unternehmerin Babette Lichtenstein van Lengerich klingt frustriert, wenn sie aufzählt, welche Hürden ihr gerade das Leben schwer machen: Arbeitszeiterfassungsgesetz, Deklarationspflicht, Lebensmittelkontrollgebühr. Sperrige Namen für ein Problem, das für viele Bäckereien nicht nur lästigen Papierkram bedeutet, sondern teils auch existenzbedrohend werden kann: „Viele Betriebe müssen aufgeben, weil sie nach zehn Stunden Nachtarbeit den Dokumentationswahn nicht mehr leisten können“, sagte die Unternehmerin.

„Das ist ein Bürokratiemonster!“

Insbesondere die Kassenbon-Pflicht stößt nicht nur bei den Bäckern, sondern auch in der Gastronomie auf Kritik: „Es stellt sich schon die Frage, ob man auf diese Art und Weise Umweltschutz praktizieren kann“, sagte etwa der Geschäftsführer des Handelsverbands Niedersachsen-Bremen, Mark Alexander Krack. Sein Bundesverband prognostiziert, dass pro Jahr Kassenbons von zwei Millionen Kilometern Länge hinzukämen. Auch Renate Mitulla vom DEHOGA Niedersachsen findet die Regelung mit Blick auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz schwierig. Was ihr aber auch aufstößt: „Das ist ein Bürokratiemonster.“ Nicht nur die Umstellung der Kassen würde zusätzlichen Aufwand bedeuten, auch im laufenden Betrieb störe die Bon-Pflicht: „Am Tresen hat man oft gar keine Zeit, um jedes Mal einen Bon auszustellen, oft will das der Gast auch gar nicht.“ Das niedersächsische Finanzministerium könne angeblich die Kritik nachvollziehen. Ein Sprecher machte aber klar: „Niedersachsen sind in der Vergangenheit durch manipulierte Kassen nennenswerte Beträge entgangen.“ Konkrete Zahlen könnten zwar nicht genannt werden, es bestehe aber trotzdem dringender Handlungsbedarf für den Gesetzgeber (lni/TH)

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