Umsatzsteuer

Dehoga-Umfrage zeigt die Folgen der Mehrwertsteuererhöhung

Zwei Gastronomen bei der Abrechnung
45,1 Prozent der befragten Unternehmen gehen laut Dehoga davon aus, dass sich das Geschäft in den kommenden drei Monaten schlechter entwickeln wird als aktuell. (Foto: © DanRentea/stock.adobe.com)
Die Gastronomie hat monatelang für eine Beibehaltung der 7-Prozent-Mehrwertsteuer gekämpft – ohne Erfolg. Seit Anfang des Jahres gilt wieder der normale Steuersatz von 19 Prozent. Eine Umfrage des Dehoga gibt nun Aufschluss über die Auswirkungen der Mehrwertsteuererhöhung.
Montag, 15.04.2024, 16:23 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

Die Gastronomie- und Hotelleriebranche in Deutschland sieht sich weiterhin mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. Die Betriebe beklagen Umsatzverluste, Kostensteigerungen sowie die Folgen der Mehrwertsteuererhöhung. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga Bundesverband) zur wirtschaftlichen Lage der Branche hervor. An der Umfrage beteiligten sich vom 3. bis 12. April insgesamt 3.175 gastgewerbliche Unternehmer. 

„Angesichts der vielfältigen Herausforderungen ist die Politik gefordert“, sagt Dehoga-Präsident Guido Zöllick. „Wir erwarten dringend Maßnahmen zur Entlastung und Stärkung der Betriebe.“ Dazu gehören für ihn konsequenter Bürokratieabbau, mehr Flexibilität für die Unternehmer und einheitlich 7 Prozent Mehrwertsteuer auf Essen.

5,7 Prozent Umsatzminus im März und verhaltenes Ostergeschäft

Laut der bundesweiten Verbandsumfrage setzten die Gastronomen und Hoteliers im März durchschnittlich 5,7 Prozent weniger um als im Vorjahr. Auch das so wichtige Ostergeschäft lief nur verhalten.

35,9 Prozent Betriebe berichten von einem „guten bis sehr guten Verlauf“. 35,9 Prozent bezeichnen den Verlauf ihres Ostergeschäfts als „befriedigend“. Diesen gut 70 Prozent stehen 28,2 Prozent gegenüber, die ihre Geschäfte mit „schlecht bis sehr schlecht“ bewerten. Denn für die meisten Betriebe lief das Ostergeschäft (57,1 Prozent) schlechter als im Vorjahr.

33,2 Prozent melden gleichbleibende Geschäfte. Nur 9,7 Prozent konnten bessere Geschäfte verbuchen.

Anhaltend hoher Kostendruck

Die Betriebe müssen jedoch nicht nur fehlende Umsätze, sondern auch steigende Kosten verkraften. Die Kosten für Lebensmittel lagen durchschnittlich um 16,2 Prozent höher als im Vorjahr, die von Getränken um 12,2 Prozent. Die Personalkosten stiegen zudem um durchschnittlich 13,9 Prozent. Für Pachtbetriebe kommen erschwerend Pachterhöhungen von durchschnittlich 6,4 Prozent hinzu.

Die steigenden Personalkosten (76,8 Prozent) werden von den Betrieben als die derzeit größte Herausforderung angesehen, gefolgt von der Anhebung der Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie zu Jahresbeginn (67,5 Prozent) sowie den höheren Kosten bei Lebensmitteln und Getränken (67,4 Prozent).

Die Hoteliers und Gastronomen leiden darüber hinaus unter der zunehmenden Bürokratie (66,8 Prozent) und den steigenden Energiekosten (66,4 Prozent).

Umsatzrückgänge bei gleichzeitig steigenden Kosten lassen die Gewinne schrumpfen. Die Unternehmer beziffern den Rückgang im März auf durchschnittlich 17,4 Prozent.

Pessimismus für die kommenden Monate

Auch der Blick auf die kommenden Monate gibt Anlass zur Sorge: 45,1 Prozent der befragten Unternehmen gehen laut der Umfrage davon aus, dass sich das Geschäft in den kommenden drei Monaten schlechter entwickeln wird als aktuell.

Nur 15,5 Prozent der Unternehmer geben sich zuversichtlich und hoffen auf bessere Geschäfte. 39,4 Prozent gehen von „gleichbleibenden“ Geschäften aus.

Weniger Gäste und sinkende Umsätze aufgrund der Mehrwertsteuererhöhung

Neben den gestiegenen Kosten für Personal, Lebensmittel und Energie machen insbesondere die Folgen der Erhöhung der Mehrwertsteuer von sieben auf 19 Prozent den Unternehmern zu schaffen.

„Viele Betriebe spüren eine wachsende Preissensibilität und Konsumzurückhaltung der Gäste“, berichtet Zöllick und verweist auf die Umfrageergebnisse.

Danach beklagt jeder zweite Betrieb Umsatzverluste (48,7 Prozent) und Gewinnrückgänge (54,0 Prozent). 53,9 Prozent zählen weniger Gäste, ein Drittel der Betriebe (34,2 Prozent) meldet einen niedrigeren Durchschnittsbon pro Gast.

Preiserhöhungen aufgrund der Mehrwertsteuerheraufsetzung für die meisten Betriebe unausweichlich

Aufgrund der Mehrwertsteuerheraufsetzung um zwölf Prozentpunkte sahen sich laut der Dehoga-Umfrage 83,8 Prozent der Betriebe gezwungen, ihre Preise zu erhöhen. „Nach vier Verlustjahren ließen die massiv gestiegenen Kosten den Betrieben keine andere Wahl, als die Preise anzupassen“, erklärt Zöllick. 

16,2 Prozent der Befragten haben ihre Preise noch nicht verändert. „Wann und in welchem Umfang die Gastronomen für welche Speisen erhöhen, ist auch abhängig von der konkreten Kostenentwicklung und vom Konzept des Betriebes, von den Gästen und vom Standort des Betriebes“, führt der Dehoga-Präsident aus. Jeder Unternehmer müsse für sich sauber kalkulieren, um wirtschaftlich arbeiten und zugleich wettbewerbsfähig bleiben zu können.

Mehrwertsteuererhöhung bremst Investitionen und Angebotsvielfalt

Spielräume für Investitionen gibt es derzeit kaum. Wie die Dehoga-Umfrage zeigt, verzichten 65,1 Prozent der Betriebe aufgrund der Mehrwertsteuererhöhung auf Investitionen oder fahren ihre Ausgaben hier zurück. 57,1 Prozent passen ihr Angebot an.

31,0 Prozent kürzen ihre Öffnungszeiten. 17,3 Prozent der Betriebe gaben an, Mitarbeiter entlassen zu müssen. 4,3 Prozent erwägen die Schließung beziehungsweise Aufgabe ihres Betriebes.

Forderung nach Einheitlichkeit

Mit Blick auf die negativen Auswirkungen der Mehrwertsteuererhöhung bekräftigt Zöllick die zentrale Forderung des Verbandes, Essen einheitlich mit 7 Prozent zu besteuern. In 22 von 27 EU-Staaten werde steuerlich kein Unterschied gemacht zwischen Essen aus dem Supermarkt, der Lieferung von Essen, dem Essen im Gehen, im Stehen und dem Essen im Restaurant, hebt Zöllick hervor.

„Es ist absurd, dass für das Essen in der Gastronomie wieder 19 Prozent Mehrwertsteuer gelten, während das Essen To go, der Fertigsalat aus dem Supermarkt und die Essenslieferung weiterhin mit 7 Prozent besteuert wird. Diese Ungleichbehandlung muss endlich dauerhaft beseitigt werden“, betont Zöllick. 

(Dehoga/dpa/SAKL)

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