Nachgefragt

Bundestagswahl 2025: „Jetzt braucht es Taten statt Worte“

Wahlsieg der Union mit Friedrich Merz
Die Union unter der Führung von Spitzenkandidat Friedrich Merz steht nun vor der Herausforderung, eine Bundesregierung zu bilden. (Foto: © picture alliance/dpa | Michael Kappeler)
Deutschland hat gewählt: Die Union geht als Sieger hervor. Sie steht nun vor der Herausforderung, eine Regierung zu bilden. Das Gastgewerbe braucht derweil klare Perspektiven. HOGAPAGE hat bei Branchenverbänden nachgefragt: Welche Chancen bieten die Wahlergebnisse für das Gastgewerbe?
Montag, 24.02.2025, 16:09 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

Die Union ist mit 28,5 Prozent stärkste Kraft bei der Bundestagswahl 2025. Dahinter reiht sich die AfD mit einem Stimmenanteil von rund 20,8 Prozent ein. Sie ist damit die zweitstärkste Kraft.

Die SPD erreichte 16,4 Prozent, die Grünen kamen auf einen Stimmenanteil von 11,6 Prozent. FDP und BSW sind knapp an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert. Die vor der Wahl bereits abgeschriebene Linke kann sich dagegen mit einem Ergebnis von 8,8 Prozent erleichtert zeigen.

So der aktuelle Stand zur Bundestagswahl 2025, die am 23. Februar 2025 stattgefunden hat. Doch was bedeutet das nun für das Gastgewerbe? 

DZG: „Die Gastwelt braucht jetzt Entlastung“

Für die Gastwelt biete das Wahlergebnis durchaus Chancen – findet zumindest die Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG). „Die Union hat sich im Wahlkampf klar zur Stärkung der Gastwelt bekannt – jetzt müssen diesen Worten konkrete Maßnahmen folgen“, fordert Dr. Marcel Klinge, Vorstandsvorsitzender der DZG. 

Dr. Marcel Klinge
Dr. Marcel Klinge ist Vorstandssprecher der Denkfabrik Zukunft der Gastwelt. (Foto: © DZG)

Die Branche mit 6,2 Millionen Beschäftigten brauche jetzt klare Perspektiven: eine Verstetigung des 7-Prozent-Mehrwertsteuersatzes für Speisen, einen konsequenten Bürokratieabbau, eine gezielte Fachkräftezuwanderung und bessere Investitionsbedingungen. „Die Politik muss handeln, bevor steigende Kosten und wirtschaftliche Unsicherheit die Betriebe weiter belasten. Die Gastwelt braucht jetzt Entlastung – nicht erst in einem Jahr. Ankündigungen aus dem Wahlkampf sollten deshalb jetzt schnell konkretes Regierungshandeln werden“, so Klinge.

Das Wahlergebnis sei aber – trotz der sehr hohen Wahlbeteiligung – auch ein Alarmsignal. Die AfD konnte stark zulegen, weil viele Menschen wirtschaftliche Perspektiven vermissten. „Das ist nicht nur eine Hypothek für den Tourismusstandort, sondern auch nach innen. Wenn sich Unsicherheit breitmacht, wächst die Unterstützung für einfache Antworten. Doch statt populistischer Parolen braucht es echte Lösungen: Wachstum, Investitionen und sichere Arbeitsplätze“, betont Klinge. Eine stabile Regierung müsse daher dringend Maßnahmen ergreifen, um wirtschaftliche Dynamik zu schaffen und das Vertrauen in die Politik zu stärken.

HDV: „Die Verantwortung liegt jetzt bei der CDU“

„Eines steht bereits fest: Die CDU muss das Ruder übernehmen, um Stabilität und Verlässlichkeit in die Politik zurückzubringen“, sagt Jürgen Gangl, 1. Vorsitzender der Hoteldirektorenvereinigung Deutschland und General Manager des Park Inn by Radisson Berlin Alexanderplatz. „Nach Jahren des Stillstands und der Unsicherheiten durch die Ampel-Koalition bietet eine Zwei-Parteien-Regierung die Chance auf effizientere und pragmatischere Lösungen – diese muss jetzt genutzt werden.“

Jürgen Gangl
Jürgen Gangl ist 1. Vorsitzender der Hoteldirektorenvereinigung Deutschland und General Manager im Park Inn by Radisson Berlin Alexanderplatz. (Foto: © HDV)

Doch der schwierige Prozess der Regierungsbildung beginne jetzt erst. Unabhängig davon, welche Koalition am Ende steht, blieben die zentralen Herausforderungen für die Hotellerie dieselben: Steuern, Bürokratie, Fachkräftemangel und Digitalisierung. „Der Tourismus spielt in Wahlkämpfen oft nur eine Nebenrolle, wird aber hinterher gern als wichtiger Wirtschaftsfaktor betont – wenn es politisch opportun ist. Doch warme Worte reichen nicht“, betont Gangl.

Nach den turbulenten Jahren, die sich klar im Wahlergebnis widerspiegeln, bräuchte Deutschland nun dringend eine stabile, wirtschaftsfreundliche Regierung, die demokratische Werte fest verankert. „Die Verantwortung dafür liegt jetzt bei der CDU“, verdeutlicht der Vorsitzende der Hoteldirektorenvereinigung Deutschland. 

Doch noch seien viele Fragen offen: Werden politische Versprechen endlich in konkrete Maßnahmen umgesetzt? Kommt die lang ersehnte Senkung der Mehrwertsteuer? Wird es echte Anreize für Investitionen geben? Erkennt die Politik endlich, dass Hotellerie und Gastronomie Millionen Arbeitsplätze sichern und eine Schlüsselrolle in der Wirtschaft spielen?

„An diesen Punkten wird sich die neue Regierung messen lassen müssen“, sagt Gangl. Während die politischen Verhandlungen laufen, bliebe die Branche in der Warteschleife. „Umso wichtiger ist es, strategisch flexibel zu bleiben – und darauf zu hoffen, dass die neuen politischen Rahmenbedingungen endlich Verbesserungen bringen“, betont Gangl. „Die CDU hat jetzt die Chance, echte Veränderungen durchzusetzen. Doch dafür braucht es Entschlossenheit – und Taten statt Worte.“

BdS: „Die Systemgastronomie braucht dringend Entlastungen“

„Aus Sicht der Systemgastronomie müssen die politischen Akteure im Hinblick auf die derzeitige wirtschaftliche Lage schnell eine stabile und arbeitsfähige Bundesregierung bilden“, findet auch Markus Suchert, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Systemgastronomie e.V. (BdS).  

Markus Suchert
Markus Suchert ist Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Systemgastronomie e.V. (BdS) (Foto: © BdS)

Die vergangenen Jahre seien von zahlreichen neuen Auflagen, Regulierungen und einer überbordenden Bürokratie geprägt gewesen, die die vorwiegend mittelständisch geprägten Mitgliedsunternehmen der Branche enorm unter Druck gesetzt hätten. „Die Systemgastronomie braucht dringend Entlastungen, eine Wende in der Wirtschaftspolitik und bessere Rahmenbedingungen“, betont Suchert. 

„Der BdS hat seine zentralen Forderungen in den politischen Diskurs eingebracht und wird daher sehr genau hinschauen und darauf drängen, dass eine unionsgeführte Bundesregierung ihre Versprechen auch zeitnah umsetzt. Hierzu gehören insbesondere die im Sofortprogramm festgeschriebene Reduzierung der Umsatzsteuer auf 7 Prozent auf Speisen in der Gastronomie und ein entschiedener Bürokratie-Rückbau“, betont der BdS-Hauptgeschäftsführer. 

(DZG/HDV/BdS/Die Bundeswahlleiterin/statista/SAKL)

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