Corona-Politik

Bund nimmt Länder für vorsichtige Corona-Öffnungen in die Pflicht

Karl Lauterbach (SPD, r), Bundesgesundheitsminister, und Lars Schaade, Vizepräsident des Robert Koch-Instituts (RKI), beantworten auf einer Pressekonferenz Fragen von Journalisten zum Infektionsgeschehen und zur Impfentwicklung. (Foto: © picture alliance/dpa | Wolfgang Kumm)
Karl Lauterbach (SPD, r), Bundesgesundheitsminister, und Lars Schaade, Vizepräsident des Robert Koch-Instituts (RKI), beantworten auf einer Pressekonferenz Fragen von Journalisten zum Infektionsgeschehen und zur Impfentwicklung. (Foto: © picture alliance/dpa | Wolfgang Kumm)
Weitreichende Alltagsauflagen im Kampf gegen die Pandemie sollen in den nächsten Wochen in festgelegten Schritten wegfallen – so hat es die Politik vereinbart. Doch hält diesmal eine einheitliche Linie?
Freitag, 18.02.2022, 13:51 Uhr, Autor: Martina Kalus

Angesichts weiter bestehender Corona-Risiken nimmt der Bund die Länder für einen vorsichtigen Öffnungskurs in den Frühling in die Pflicht. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) appellierte am Freitag an alle Ministerpräsidenten, nicht über den beschlossenen „maßvollen“ Stufenplan hinauszugehen. „Das ist das Maximum, was wir uns an Lockerungen leisten können.“ Es gehe nicht um das Ende aller Maßnahmen, sondern einen langsamen Ausstieg aus den Einschränkungen. Rückfälle seien jederzeit möglich.

Deutschland habe die Omikron-Welle „einigermaßen gut gemeistert“, sagte Lauterbach. Die Entwicklung sei aber „noch nicht wirklich in sicheren Gewässern“. Er verwies auf den weiterhin hohen Anteil
Ungeimpfter bei gefährdeten Menschen über 60 Jahre. RKI-Vizepräsident Lars Schaade erläuterte: „Unsere Daten deuten darauf hin, dass der Höhepunkt der Omikron-Welle überschritten ist.“ Der Scheitelpunkt für die Intensivstationen sei aber noch nicht erreicht. Zudem nehme der Anteil des wohl noch leichter übertragbaren Omikron-Untertyps BA.2 in Deutschland zu. Setze er sich weiter durch, sei nicht auszuschließen, „dass die Fallzahlen langsamer sinken oder auch wieder ansteigen“.

Drei- bis vier Mal so viele ältere Ungeimpfte

Lauterbach appellierte mit Blick auf die Bund-Länder-Beschlüsse an die Ministerpräsidenten: „Wir müssen das umsetzen wie ein Uhrwerk.“ Es wäre falsch, wenn man sich nun als jemand zu profilieren
versuchte, der besonders schnell lockere. „Das ist alles auf Kante genäht.“ Nicht verwirren lassen solle man sich durch Rufe nach großen Öffnungen wie in Dänemark oder England. So eine Lockerungsstrategie „verbietet sich für uns“, sagte der Minister. Deutschland habe drei- bis vier Mal so viele ältere Ungeimpfte wie diese Staaten.

Bund und Länder hatten einen Drei-Stufen-Plan für Öffnungen bis hin zu einem möglichen Ende aller tiefgreifenderen Auflagen am 20. März vereinbart – ein „Basisschutz“ soll aber auch danach bleiben. Im ersten Schritt sollen Kontaktbeschränkungen für Geimpfte und Genesene und der vielerorts schon aufgegebene Zugang nur für Geimpfte und Genesene (2G) im Handel entfallen. Im zweiten Schritt soll ab 4. März der Zugang zu Gastronomie und Hotellerie auch schon mit negativem Test (3G) möglich werden. Bei Großveranstaltungen sollen mehr geimpfte oder genesene Zuschauer zugelassen sein als bisher.

Novavax als Alternative?

Für Impfungen sollen erste Lieferungen des Präparats von Novavax kommen. Erwartet würden an diesem Montag 1,4 Millionen Dosen und in der Woche darauf noch eine Million Dosen, sagte Lauterbach. Die Gesundheitsminister der Länder hatten sich dafür ausgesprochen, das Präparat vorrangig Beschäftigten im Gesundheitswesen anzubieten. Novavax könnte eine Alternative für Menschen sein, die Vorbehalte gegen die bisherigen mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna haben.

Allgemeine Impfpflicht

Lauterbach warb erneut um Unterstützung für die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht, um die Pandemie in Deutschland bewältigen zu können. Für den Herbst sei nach Einschätzungen in der Wissenschaft mit möglichen weiteren Corona-Wellen zu rechnen, erläuterte er. Lauterbach erklärte seine persönliche Unterstützung für einen von mehreren Ampel-Abgeordneten vorgelegten Entwurf für eine Impfpflicht ab 18 Jahren. Auf dem Tisch liegt auch ein weiterer Entwurf für eine verpflichtende Beratung und dann eine mögliche Impfpflicht ab 50.

Das Bundesinnenministerium hat nach Angaben einer Sprecherin an der Ausarbeitung der Anträge durch das Gesundheitsressort mitgewirkt und hält die Ausgestaltung beider Entwürfe für verfassungskonform. Das Justizressort äußerte sich nicht näher.

(dpa/MK)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

China erlaubt wieder Gruppenreisen in verschiedene Länder
Aufhebung
Aufhebung

China erlaubt wieder Gruppenreisen nach Deutschland und in andere Länder

Seit Beginn der Corona-Krise hat China seine Grenzen größtenteils geschlossen gehalten. Doch mit dem Ende der Pandemie öffnet sich das Land wieder und erlaubt Gruppenreisen in zahlreiche Länder – darunter auch Deutschland.
Eine asiatische Touristin in München
Corona-Politik
Corona-Politik

Fällt die Einreisesperre? – Bund prüft Wiedereinreise von chinesischen Touristen

Kommen bald wieder chinesische Touristen nach Deutschland? Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern hat die Bundesregierung die Corona-Einreisebeschränkungen für Touristen aus China noch nicht aufgehoben. Doch dies könnte sich bald ändern. 
Kellner
Neue Regelungen
Neue Regelungen

Corona, Mindestlohn, Gasumlage – Das ändert sich im Oktober

Dass die von der Bundesregierung ursprünglich geplante Gasumlage tatsächlich kommt, erscheint zur Stunde unwahrscheinlich. Andere Regelungen stehen dagegen schon fest. Diese bringen auch Veränderungen für das Gastgewerbe.
Gäste tragen immer noch Maske
Ratgeber
Ratgeber

Corona-Pandemie im Herbst: Wie sich Hotels jetzt aufstellen sollten

Besonders die Gastro- und Hotelbranche fürchtet im Herbst erneute Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie. Um sich rechtzeitig darauf vorzubereiten, sollten Unternehmen jetzt aktiv werden.
Kellnerin serviert mit Maske
Infektionsschutzgesetz
Infektionsschutzgesetz

Neue Corona-Regeln beschlossen

In Deutschland gelten im Herbst und Winter wieder bestimmte Masken- und Testpflichten gegen Corona. Dies sehen neue Regeln zum Umgang mit der Pandemie vor, die der Bundesrat nun in Berlin beschlossen hat.
Maskenpflicht
Corona-Regelungen
Corona-Regelungen

Maskenpflicht wieder aktuell für Gastronomie

Die Koalition will für den Herbst zusätzliche Eindämmungsmöglichkeiten besiegeln – aber auch eine Lockerung. Dabei geht es auch darum, wo wieder die Maskenpflicht eingeführt werden soll. Doch was heißt das genau für die Gastronomiebranche?
Hubertus Heil
Corona-Politik
Corona-Politik

Hubertus Heil rückt von Homeoffice-Pflicht ab

Erst in der vergangenen Woche wurde bekannt, dass das Bundesarbeitsministerium eine grundsätzliche Rückkehr zur Homeoffice-Angebotspflicht plant. Nun scheint Arbeitsminister Hubertus Heil dieses Vorhaben jedoch fallen lassen zu wollen. Gerade für die Betriebsgastronomie bedeutet dies eine Erleichterung.
Servicekraft mit Maske und vollem Tablet
Infektionsschutzgesetz
Infektionsschutzgesetz

Kabinett beschließt Corona-Regeln für den Herbst

Die Bundesregierung hat wieder schärfere staatliche Eingriffsmöglichkeiten für eine erwartete Corona-Welle im Herbst und Winter auf den Weg gebracht. Trotzdem sieht sie noch Ausnahmen für die Gastronomie vor.
Junge Frau in Quarantäne
Corona
Corona

Quarantäne im Urlaub: Welche Regelungen gelten hier?

Was gilt, wenn Arbeitnehmer während ihres Urlaubs ohne Symptome und damit ohne Krankenschein in Corona-Quarantäne oder -isolation müssen? Sind die Urlaubstage damit verloren, oder müssen sie vom Arbeitgeber gutgeschrieben werden? Diese strittige Frage ist nun beim höchsten deutschen Arbeitsgericht in Erfurt gelandet und wird heute behandelt.